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268 - Schritt in die Unsterblichkeit

268 - Schritt in die Unsterblichkeit

Titel: 268 - Schritt in die Unsterblichkeit
Autoren: Jo Zybell
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Schlafmittel und leg dich wieder hin, Mama!«, zischte Biggy. Nur mit Mühe gelang es ihr, ihren Zorn zu unterdrücken.
    »Wenn du nicht sofort die Yacht verlässt, werden wir uns nie wiedersehen! Ich spüre es doch! Du darfst auf gar keinen Fall diese Reise antreten…!«
    »Ich habe im Augenblick keine Zeit zum Telefonieren, Mama! Ruf wieder an, wenn du ausgeschlafen hast.« Biggy unterbrach die Verbindung. Sie war sehr wütend.
    ***
    13. Februar 2526
    Die Küstenlinie Irlands entfernte sich rasch aus dem Scanbereich des Shuttles; mit bloßem Auge war sie längst nicht mehr zu sehen. Das Gefährt raste über die Wellen des Atlantiks dahin.
    »Wenigstens funktionieren die Magnetfeldprojektoren noch.« Zärtlich tätschelte Belt Sören Braxton die Instrumentenkonsole und feixte dabei den Kommandanten an. Er hatte einen braunen Lockenkopf und braune Augen. Ein silbernes Armband schmückte seine rechtes Handgelenk, eine prachtvolle Kette seinen Hals, mehrere Ringe - ziemlich teure Ringe - seine Finger.
    Marvin Tartus Gonzales reagierte nicht auf das Feixen des Piloten. Der Kommandant schraubte mit finsterer Miene noch immer - oder wieder - an der Funkanlage herum. Sie funktionierte nicht mehr. Gerade holte er eine Platine aus den Tiefen der Apparatur und begutachtete sie mit gerunzelter Stirn und stechendem Blick von allen Seiten. Im bürgerlichen Beruf war er Chefingenieur bei MOVEGONZ TECHNOLOGY, hatte kurze naturschwarze Locken, graue Augen und ein breites Gesicht, über dessen rechte Wange sich eine ausgeprägte, lange Narbe zog.
    Yiling Kyi Angelis betrachtete die Ortungsreflexe. Die für Marsverhältnisse recht kleine und relativ stark gebaute Biologin war zugleich die Copilotin des Shuttles. Schwarze Strähnen durchzogen ihr blondes Langhaar. Dunkelblaue Augen und ein Schmollmund beherrschten ihr Gesicht.
    Das vierte Besatzungsmitglied, Tita Athena Gonzales, ihres Zeichens Ärztin, hing tief in ihrem Schalensitz und starrte regungslos zum Frontfenster hinaus. Sie war immer noch beleidigt, und das nicht ohne Grund.
    Von einer geordneten Operation konnte keine Rede mehr sein, schon seit Stunden nicht mehr. Seit festgestellt wurde, dass jemand zwei Platinen aus dem Tachyonenscanner entfernt und sie schwer beschädigt hatte. [3] Unter Verdacht stand Tita, in deren Cremedose man die Bauteile gefunden hatte. Möglich war es aber auch, dass ein kurzzeitiger Gast, das Barbarenmädchen Sue, an den Geräten herumgespielt hatte. Das Wort Sabotage war gefallen. Unter Arrest stellen wollte der Kommandant die Ärztin erst, wenn sie zur Mondstation zurückgekehrt waren. Vielleicht lag es auch daran, dass sie die Urenkelin des verstorbenen Patriarchen war.
    Der Funkkontakt zur Mondstation war noch nicht wieder hergestellt, doch zumindest den Scanner hatten Marvin Tartus und Belt Sören provisorisch reparieren können. Mit einer Einschränkung: Nur die Fernortung für hohe Tachyonenkonzentrationen funktionierte; für die Nahortung hätten sie spezielle Werkzeuge gebraucht.
    »Höhe der Konzentration?«, fragte Marvin Tartus Gonzales mürrisch und ohne aufzuschauen. Das defekte Funkgerät beanspruchte seine gesamte Aufmerksamkeit. »Genaue Entfernung?«
    Aufmerksam beobachtete Yiling die Reflexe auf dem Ortungsschirm. »Noch zweihundertachtzig Kilometer«, sagte sie. »Es scheint sich um ein größeres Objekt zu handeln. Vielleicht tatsächlich der Flugzeugträger, von dem Drax sprach. Aber dort werden wir das Mädchen kaum finden.«
    Sie suchten nach einem Kind; nach Matt Drax' Tochter, um es ganz genau zu sagen. Persönlich hätte Tita Athena Gonzales nichts dagegen gehabt, wenn sie das Erdenbalg niemals finden würden. Sie hasste Drax, weil der in ihren Augen mit Schuld war am Tod ihrer Mutter. Damals, beim ersten Besuch des Erdbarbaren, der die gesamte Marsgesellschaft umgekrempelt und nichts als Leid und Verderben gebracht hatte. Zumindest in Tita Athenas Augen.
    In Wahrheit waren es Mitglieder der Marsregierung gewesen, die die Bewusstseinskopie eines Erdmenschen in eine Baumaschine transferiert hatten, um Drax aufzuspüren und zu stellen. Das Bewusstsein hatte den Schock jedoch nicht verkraftet und den Brechsteinschlepper Amok laufen lassen. Was etliche Opfer gekostet hatte, so auch Titas Mutter. Die Narbe des Kommandanten stammte aus demselben Vorfall. [4]
    Endlich einmal die Erdoberfläche mit eigenen Sinnen zu erleben, schätzte sie dagegen sehr. Es war immer der Traum ihrer Mutter Athena Tayle Gonzales gewesen,
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