Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
267 - Die Götter des Olymp

267 - Die Götter des Olymp

Titel: 267 - Die Götter des Olymp
Autoren: Oliver Fröhlich
Vom Netzwerk:
zu überreden, dass wir mitkommen dürfen.«
    Unter den Blicken des Krankenhauspersonals und der Patienten auf den Gängen geleitete Chandra die schimpfende Kriegerin aus dem Gebäude. Aruula atmete tief ein, doch die Luft gab ihr nicht das, was sie von der Erde gewohnt war. Außerdem schmeckte sie anders. Langweilig. Leer. Tot. Sie sehnte sich nach der Erde.
    »Was ist das für eine Ausgrabungsstelle, zu der sie ihn bringen?«, fragte sie auf dem Weg zum Stadtgleiter.
    »Das hat Maya Joy zwar nicht genauer bestimmt«, antwortete Chandra, »aber ich weiß momentan nur von einer: am Olympus Mons. Sie ist seit Monaten gesperrt, angeblich nach einem Unfall.«
    Aruula zog die Stirne kraus. »Olympus Mons? Was ist das?«
    »Ein sehr hoher Vulkanberg«, erklärte Chandra. »Der höchste im Sonnensystem, um genau zu sein. Er misst sechsundzwanzig Kilometer, der Durchmesser am Fuß beträgt beinahe sechshundert Kilometer. Außerdem ragt seine Spitze…« Sie merkte, dass sie ihre Begleiterin mit derlei Detailwissen nicht beeindrucken konnte, und sparte sich den Rest des Vortrags.
    »Ich will dort hin!«, sagte Aruula bestimmt. »Ich werde Maddrax nicht alleine lassen!«
    »Du hast Kang gehört. Wir dürfen nicht. Lass uns zu mir…«
    »Ich - will - dort - hin!«
    Chandra seufzte. »Wie stellst du dir das vor?«
    Sie erntete einen verständnislosen Blick. »Na, wie schon?« Aruula zeigte auf den Schweber. »Wir setzen uns da rein und du bringst uns hin.«
    »So einfach geht das nicht! Der Olympus Mons ist verdammt weit weg. Da fliegt man nicht mal eben mit einem Stadtgleiter hin.«
    »Aber Maddrax…«
    »Matt wird mit einem der Shuttles hingebracht, die normalerweise zwischen dem Mars und seinen Monden pendeln. Hast du Kang vorhin nicht gehört? Und selbst damit sind sie mindestens zwei Stunden unterwegs.«
    »Dann nehmen wir eben auch ein Shuttle!«
    »So etwas haben wir nicht! Das ist eine Raumfähre. Die kann man nicht an der nächsten Ecke chartern.«
    Aruula verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich weiß nicht, was du mit chartern meinst, aber ich will dort hin!« Sie hob den Blick und schaute auf einen der Zeppeline, der über Elysium seine Kreise zog. »Dann nehmen wir so einen! Kann man die… chartern «?
    »Damit brauchten wir Tage bis zum Olympus Mons.«
    Aruula zog die Augenbrauen zusammen. »Du liebst ihn doch immer noch, oder?«
    Die plötzliche Frage trieb Chandra eine leichte Röte ins Gesicht. »Ich… ich dachte, dieses Thema hätten wir besprochen. Meine Gefühle für Matt sind völlig unerheblich, weil er nur dich…«
    Aruula machte eine unwirsche Handbewegung. »Wenn du ihn noch liebst, dann denkst du dir etwas aus, wie wir ihm folgen können. Maddrax begibt sich in Gefahr und braucht uns. Das spüre ich!«
    Chandra seufzte mit hängenden Schultern. »Na gut«, gab sie nach, »eine Möglichkeit gibt es vielleicht. Am Stadtrand von Elysium liegt ein Flugfeld, wo man Slider chartern kann. Die sind bei Extremsportlern sehr beliebt. Damit sollten wir die Strecke in knappen zehn Stunden schaffen.«
    »Na also.« Aruula grinste. »Worauf warten wir dann noch?«
    ***
    Obwohl er den Olympus Mons vor sich sah, weigerte sich Matts Verstand zu glauben, was seine Augen ihm zeigten. Schon bei seinem letzten Aufenthalt, als sie mit einem Zeppelin zum Noctis Labyrinthus geflogen waren, hatte er dieses Ungetüm von einem Berg aus der Ferne gesehen. [3] Doch nun flogen sie direkt darauf zu!
    Von weitem hatte er den Mann von der Erde an ein Törtchen erinnert, von dessen Haube jemand die Kirsche stibitzt hatte. Allerdings eine Kirsche von gut neunzig Kilometern Durchmesser.
    Mit jeder Sekunde, die sie dem Vulkan näher kamen, erschien Matt dieser Vergleich jedoch absurder.
    Er konnte sich noch daran erinnern, wie er zum ersten Mal mit seinen Eltern den Grand Canyon besucht hatte. Er wusste nicht mehr genau, wann das gewesen war; vermutlich Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger. Aber das Gefühl, das ihn dabei beschlichen hatte, würde er wohl nie vergessen. Die Tiefe der Schlucht von bis zu fast zwei Kilometern hatte ihm vor Augen geführt, wie klein und bedeutungslos ein Mensch eigentlich war. Schwermütige Gedanken für einen Zehnjährigen, aber er hatte sich nicht dagegen wehren können.
    Gegen die Abbruchkante des Olympus Mons, der sie sich näherten, war der Grand Canyon jedoch lediglich eine bessere Treppenstufe. Bei solchen Dimensionen verlor man jeglichen Bezug zu den tatsächlichen Größenverhältnissen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher