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267 - Die Götter des Olymp

267 - Die Götter des Olymp

Titel: 267 - Die Götter des Olymp
Autoren: Oliver Fröhlich
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Hatten sie dann nicht wenigstens ein Anrecht darauf, sie aus dem Mund eines schönen Gesichts zu erfahren?
    Im Augenblick befanden sich die Fenster jedoch im Aussichtsmodus, der den Anwesenden nicht nur ein herrliches Panorama vorgaukelte, sondern sie auch noch vor neugierigen Blicken von draußen schützte.
    RJT lehnte sich in seinem Sessel zurück und versuchte, der Konferenz zu folgen. RJT - so nannten ihn manche seiner Angestellten, wenn sie sich unbeobachtet fühlten. Natürlich wusste er dennoch davon, denn beim Elysium News Transmitter gab es genügend Anhänger der Organisation ProMars, deren Gründervater er war. Nun ja, einer der Gründerväter, um der Wahrheit die Ehre zu geben. Wenn auch einer der wichtigsten.
    »Die Einschaltquoten sind besorgniserregend!« Die Chefredakteurin Sendara Kirin Angelis stand von ihrem Platz auf der anderen Seite des langen Tischs auf und fünfzehn Augenpaare ruckten zu ihr herum. Sie vergrub einen Knopf auf einer kleinen Konsole unter ihrem Daumen. Sicherlich hätte ein kurzes Antippen auch gereicht, um das Bild des Elysium Mons aus dem Pseudopanorama zu verscheuchen und durch eine Grafik zu ersetzen, aber Tsuyoshi glaubte, in der übertriebenen Bewegung einen Gradmesser ihrer schlechten Laune zu erkennen.
    Das Schaubild zeigte einen in zwei Segmente unterteilten Kreis.
    Sendara Kirin Angelis betrachtete für einen Augenblick das Diagramm, dann zerrte sie an dem hüftlangen weißen Zopf, zu dem sie ihre Haare geflochten hatte. Ein weiteres Zeichen ihrer Unzufriedenheit. Oder fürchtete sie RJTs Reaktion auf die Grafik? Natürlich brauchte sie sich in dieser Hinsicht keine Sorgen machen. Bereits unter seinem glücklosen Vorgänger Carter Loy hatte sie den Posten der Chefredakteurin bekleidet, und schon er hatte große Stücke auf sie gehalten. Roald Jordan wusste, dass sie den Zielen von ProMars und ihm treu ergeben war. Dennoch zeichnete sie, solange er keinen Einfluss darauf nahm, für die Programmgestaltung verantwortlich - und somit für die Quoten!
    Schlimm genug, dass sie sich überhaupt um Einschaltquoten kümmern mussten. Bis vor einem Jahr war das noch anders gewesen. Da hatte es neben ENT nur den Sender Mars-Pictures gegeben, der mit seinem Schwerpunkt auf Kultur und Unterhaltung keine Konkurrenz für den Nachrichtensender darstellte. Doch dann hatten einige Mitglieder des Hauses Braxton EEI gegründet, Elysium Entertainment & Info.
    » Mars-Pictures ist in dieser Grafik wie immer nicht enthalten. Sie sehen hier die Quoten unserer Abendsendung Mars aktuell . Bei der Konkurr… beim Mitbewerber EEI lief gleichzeitig eine Gesprächsrunde über die Rechte des Waldvolkes, eine Diskussion zwischen Marsianern und Waldleuten. EEI erreichte damit einen Zuschaueranteil von beinahe zwanzig Prozent!« Sendara ließ sich auf ihren Stuhl sinken. »Zwanzig Prozent!«
    Der Redakteur für den Bereich Klatsch und Tratsch meldete sich zu Wort. Er hatte zurückweichendes graues Haar. Die rötlichen Pigmentflecke auf seinem Gesicht konzentrierten sich auf die Nase. »Entschuldigen Sie, aber ich verstehe nicht ganz. Warum halten Sie diese Zahlen für besorgniserregend?«
    Roald Jordan Tsuyoshi konnte sich nicht an den Namen des Redakteurs erinnern, was ein Zeichen dafür war, dass Rotnase nicht ProMars angehörte. Das bewies er auch durch seine nächsten Worte.
    »Die Rechte des Waldvolkes erscheinen mir als ein so wichtiges Thema, dass es mich wundert, dass die Quote für EEI nicht noch höher war.«
    Sendara Kirin Angelis öffnete den Mund zu einer Erwiderung, da ergriff RJT das Wort.
    »Sie müssen den Blick fürs Ganze bewahren! Vor einem halben Jahr lag EEI bei unter zehn Prozent. Jetzt haben sie verdoppelt! Und womit? Mit Talkshows, oberflächlichen Reportagen und reißerischen Nachrichten. Mit verdummenden Spielshows. Und was heißt hier: wichtiges Thema? Wir sprechen von den Waldleuten! Von…«, RJT biss sich auf die Lippe; beinahe hätte er lästigem Gesindel gesagt, »… von Lebewesen, die aus einer genetischen Vermischung mit Käfern hervorgegangen sind!« Er machte eine Pause, die die Wirkung seiner Worte verstärken sollte. »Halten Sie die Rechte dieser Halbkäfer wirklich für ein wichtigeres Thema als die der Marsianer?«
    »Nun ja, sicherlich…«
    »Halten Sie den Mund, Mann! Das war eine rhetorische Frage! Wenn wir nicht wollen, dass EEI im nächsten Jahr vierzig Prozent erreicht und uns irgendwann überflügelt, müssen wir reagieren! Und zwar umgehend. Also hören
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