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2579 - Der Spieler und die Toten

2579 - Der Spieler und die Toten

Titel: 2579 - Der Spieler und die Toten
Autoren: Marc A. Herren
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noch nicht zu Ende gedacht hatte, hielten ihn vorerst davon

ab.
    Und ebendiese gewissen Überlegungen waren es, die das Kunstwesen beschäftigten, ihm

Angst einjagten und ihm das Gefühl gaben, dass das Fundament, auf dem sein Leben aufgebaut war,

in Auflösung begriffen war.
    In diesem Moment hätte er die Denkarbeit gerne Alraska überlassen.
    Laut DAN war der Terraner aus genau diesem Grund geholt und als vorläufiger Kommandant der

LEUCHTKRAFT akzeptiert worden: Der Tabuträger hatte für einen Menschen nicht nur erstaunlich viel

Einblick in das Denken und die Vorgänge in den höheren Sphären gewonnen, er war zudem - angeblich

- ein begnadeter Logiker.
    Eroin hatte den Maskenträger bisher zumeist als emotions- und instinktgetrieben erlebt, als

illoyal der Besatzung gegenüber. Als Pseudo-Kapitän, der sich während der Flugzeiten der

LEUCHTKRAFT meist in Frau Samburis eigener Zone aufhielt, umgeben von Trugbildern und

Erinnerungswesen ...
    Aber hatte er sie nicht geradewegs zu dem reaktivierten Zeitbrunnen geführt? Zu Frau Samburis

Brosche? Zu den beiden Wesen, die von ihr in der Immateriellen Stadt Connajent zurückgelassen

worden waren?
    Selbst wenn sie bisher in dem System der singenden Singularität und der Hyperperforation keine

zwingenden Anhaltspunkte auf den Verbleib der Kosmokratenbeauftragten gefunden hatten, schien es

doch, dass trotz aller Unlogik, mit der Alraska ans Werk ging, sie wie an eine unsichtbare

Welle gekoppelt vorwärts kamen.
    Ein Geheimnis schien den Tabuträger zu umgeben. Eine Tiefe in seiner Persönlichkeit, die

bisher wohl nur Frau Samburi erfasst hatte.
    Eroin Blitzer holte tief Luft. Er musste ohne Alraskas Hilfe herausfinden, wie er vorzugehen

hatte.
    Aber wo beginnen ...?
    Die aktuelle Situation im SchauspielSystem.
    Eroin bewegte den Kopf. Das war ein guter Beginn.
    Offenbar waren alle Zuschauer schon sehr lange tot. Erste Ergebnisse der Telemetriedaten

deuteten darauf, dass sie zur selben Zeit gestorben waren. Wenn er sich die Situation an Bord der

PROTENOR GAVRAS vergegenwärtigte, hatte es dort überhaupt keine Anzeichen dafür gegeben, dass

jemand das große Sterben überlebt und etwas unternommen hätte.
    Was hätte er getan, wenn er der letzte Überlebende der PROTENOR GAVRAS gewesen

wäre?
    Hätte er die Toten beseitigt und dem Schiffskreislauf zugeführt? Um Hilfe gefunkt? So schnell

wie möglich das Schiff aus diesem System geflogen, das womöglich für das Töten verantwortlich

gewesen war?
    Eroin hatte Mühe, sich in ein solches Besatzungsmitglied hineinzuversetzen. Er wusste nichts

über die Wesen, die in dem Schiff des Kritikers Dienst getan hatten.
    Sein Instinkt sagte ihm aber, dass ein Überlebender zumindest eine der Optionen gewählt

hätte, die ihm eingefallen waren.
    Infolgedessen musste das Sterben überraschend, umfassend, schnell und gründlich eingesetzt

haben.
    Dasselbe galt für alle anderen Schiffe des Besucherpulks: Wenn auf einem von ihnen plötzlich

die gesamte Besatzung ihrer biologischen Existenz enthoben worden wäre, hätten die anderen

bestimmt irgendetwas unternommen.
    Die Auswertungen über das genaue Todesdatum liefen noch. Eroin Blitzer stellte aber bereits

mit Befriedigung fest, dass er den ersten Teil der Denkarbeit erfolgreich bewältigt hatte.
    Er kratzte sich am Kinn. Nun würde es nicht mehr so einfach weitergehen.
    Es stellte sich die Frage, weshalb und wodurch die Besucher gestorben waren. Und

weshalb niemand in dieser Galaxis etwas dagegen unternommen hatte. Oder die Vorfälle untersucht

...
    Blitzer gestand sich ein, dass es sehr wohl möglich war, dass seither niemand außer ihm diese

Totenflotte untersucht hatte. Dann stellte sich aber sofort die Frage, weshalb man sie in ihrem

Zustand belassen hatte. Für die meisten raumfahrenden Völker sollten die vom Leben verlassenen

Schiffe eine willkommene Vergrößerung ihrer Flotte darstellen.
    Eroin Blitzer kannte die Tendenz vieler Völker, mit ihren Toten symbolische und kultische

Dinge anzustellen, entweder aus Gründen der Erinnerungsverstärkung oder als Mahnmal für ihr

Vergehen.
    Stand diese Flotte der Toten für ein ähnliches Konzept? War dieser Sektor vielleicht gerade deswegen tabu?
    Bedeuteten die Schiffe in ihrer Gänze ein ... Blitzer suchte nach dem richtigen Begriff ... einen Friedhof?
    In diesem Zusammenhang stellte sich aber auch die Frage, weshalb die Theaterleitung nichts für

oder gegen
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