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2579 - Der Spieler und die Toten

2579 - Der Spieler und die Toten

Titel: 2579 - Der Spieler und die Toten
Autoren: Marc A. Herren
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Prinzessin. Sie dachte an die edle Gestalt des Mannes, der am

Vormittag seine Aufwartung gemacht hatte.
    Charmant hatte er für die Vorzüge einer Zusammenarbeit mit den Hohen Mächten geworben und

dabei nicht an Komplimenten über die Schönheit und Intelligenz der Prinzessin gespart.
    »Aber?«
    »Er spricht für die Hohen Mächte.«
    »Wie man es von einem Boten der Hohen Mächte erwarten sollte!«
    Schmerzhaft wogte die Enttäuschung im Kanzler, als sein scherzhaft vorgetragener Kommentar bei

der Prinzessin nur ein unkonzentriertes Nicken auslöste.
    Saedelaere seufzte. Wie gerne hätte der Kanzler das glockenhelle Lachen der Prinzessin

gehört!
    Währenddessen spürte Alaska Schwermut in der jungen Frau aufsteigen.
    »War meine Bemerkung fehl am Platz?«, fragte der feiste Mann ängstlich. »Dann bitte ich dafür

um Entschuldigung, Edelste!«
    »Wie? Nein, o Kanzler. Eure Worte sind es nicht, die mir zusetzen.«
    »Was ist es dann, das euch so zu schaffen macht, Edelste?«
    »Schatten. Ich sehe dunkle Schatten, die auftauchen und meine Heimat, die stets ein Hort des

Friedens war, durchdringen, sie mit Traurigkeit impfen.«
    Der Kanzler fühlte, dass es an der Zeit war, das stärkste Argument des Boten in die Waagschale

zu werfen.
    »Aber müssen wir nicht genau deswegen auf die Worte des Boten hören?« Seine Stimme klang

gedämpft, aber eindringlich. »Hat er nicht von blühenden Landschaften gesprochen, falls das Reich

der Harmonie mit den Hohen Mächten zusammenarbeitet?«
    »Ein schönes Bild«, gab die Prinzessin zu. »Aber seht Euch einmal um: Gedeihen in unseren

Wiesen nicht ohnehin die schönsten Blüten, die man sich vorstellen kann?«
    Alaska schüttelte als Kanzler unwillig den Schädel. »Erinnert Ihr Euch daran, wie Ihr als

junges Mädchen einmal nach dem Unterricht zu mir gelaufen kamt und sagtet, dass es wichtig sei,

immer wieder von Neuem zu überprüfen, was gut ist, anstelle nur auf das Gute zu vertrauen, das

man besitzt?«
    »Ich erinnere mich, Kanzler. Und genau deswegen empfinde ich die Warnung vor diesen

Versprechungen als legitim!«
    Der Kanzler zuckte alarmiert zusammen. »Warnungen? Wer hat euch gewarnt?«
    »Der Narr kann in den Worten des Boten nichts Gutes entdecken. Nur Gefahr.«
    Saedelaere biss die Zähne zusammen ob des glutheißen Zornes, der den Kanzler erfasste. Die

Hitze breitete sich durch seinen Körper aus. Schweiß rann an der Innenseite der Maske

hinunter.
    »Der Narr hat sich erdreistet, Euch mit seinen wirren Gedanken zu belasten?«
    »Es ist das Recht des Narren, zu mir zu sprechen«, wies ihn die Prinzessin zurecht. »Seine

Zunge ist frei; er darf sagen, was ihm beliebt.«
    »Der Narr ist ein Instrument!«, stieß der Kanzler verächtlich aus. »Reduziert auf die Funktion

des Idioten, der nicht weiß, was er sagt, weil die Geschäfte, denen er lauscht, nicht Teil seiner

Welt sind.«
    »Und schwimmen im Strom seiner Worte Tropfen der Weisheit.«
    Der Kanzler, Alaska, rief sich innerlich mühsam zur Ordnung. Er wollte es vermeiden, in

Gegenwart der Prinzessin unbeherrscht zu erscheinen. Er atmete tief ein. »Die Weisheit eines

ungefestigten Geistes ist so wässrig, er könnte sie nicht mit der Gabel essen.«
    Der Spaziergang führte die beiden zu einer freistehenden Bühne, an der farbige Wimpel und

Papierblumen sich im sachten Wind bewegten. Der Hofnarr saß auf der Lehne eines Stuhles und

jonglierte mit Miniaturen des Schlosses von Elicon, die Reisende gern als Erinnerungsstücke

erwarben.
    »Wenn man vom Narren spricht ... «
    »Fürwahr!«, murmelte der Kanzler verärgert. »Das Narrentum bedrängt uns an jeder Ecke!«
    Der Narr sprang auf und vollführte auf der Sitzfläche des Stuhles eine formvollendete

Verbeugung. »Hoheit! Welch Freude, Euch zu erblicken.«
    Alaska fühlte als Narr die Freude, die das unerwartete Erscheinen der Prinzessin in ihm

auslöste. Er liebte die junge Frau ebenso leidenschaftlich und frei jedweder Hoffnung, wie der

Kanzler es tat.
    »Was tut Ihr da, Narr?«, fragte die Prinzessin interessiert.
    Der Hofnarr hüpfte vom Stuhl, stieß sich auf der Bühne ab und landete nach einem perfekten

Salto direkt vor den Füßen der Prinzessin.
    »Ich will zum Gelingen des Balles beitragen, der heut Abend stattfindet!«
    »Eine gute Idee, Narr! Ein wenig Abwechslung wird uns allen guttun.«
    Der Narr blickte an der Gestalt hinauf, die voller falscher Vertrautheit den Arm der

Prinzessin
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