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2579 - Der Spieler und die Toten

2579 - Der Spieler und die Toten

Titel: 2579 - Der Spieler und die Toten
Autoren: Marc A. Herren
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Sonden entgegen und stellte sie

geordnet in einer Holosphäre über dem Commo'Dyr-Pult dar.
    Nachdem er die Ergebnisse von etwas mehr als einem Drittel der Schiffe gesehen hatte, hätte er

die Sonden zurückrufen können. Er tat es nicht, sondern wartete geduldig auf das endgültige

Resultat.
    Es überraschte ihn nicht im Geringsten.
    Auf keinem der Schiffe existierte irgendwelches Leben, das über den instinktbeherrschten Wesen

niedrigster Rangstufen einzuordnen war.
    Die Analysen der Innenatmosphären brachten in allen Raumschiffen eindeutige Spuren von

Zersetzungsgasen zutage.
    Nicht nur in der PROTENOR GAVRAS war die Besatzung im Laufe der Zeit entweder verrottet oder

mumifiziert - dieser Prozess hatte sich in sämtlichen wartenden Schiffen abgespielt.
    Die Funksprüche mochten Hunderte, wenn nicht sogar Tausende von Sonnenjahren alt sein.
    Es handelte sich um Konserven.
    Sie entstammten den Funkantennen einer Totenflotte.
    *
    Der Vorhang fiel, aber bevor Alaska Saedelaere zu sich selbst fand, öffnete sich der schwere

Velours erneut, offenbarte die Szenerie des zweiten Aktes.
    Ein Nachmittag, beinahe schon früher Abend im Reich der Harmonie. Die Prinzessin spazierte,

eingehakt am rechten
    Arm des Kanzlers, am Ufer eines großen Sees entlang. Auf der anderen Seite erhoben sich die

stolzen Türme des Schlosses von Elicon in den wolkenlosen Himmel. Die Zwillingssonnen tauchten

die Landschaft in schmerzhaft klare Farben und Formen.
    Die Luft, die Alaska durch die Nasen der beiden einatmete, trug eine betörende Süße mit sich.

Der Boden aus bestechend grünem Gras federte bei jedem Schritt. Bunte Blumen sprossen überall.

Insekten tanzten darüber, ließen sich sirrend in die Blütenkelche nieder und labten sich an deren

Nektar.
    Der See bewegte sich nur leicht, zaghafte Wellen plätscherten friedlich über die Kiesel des

Ufers. Das Geräusch ließ Saedelaere in seiner Logenkapsel aufstöhnen. Es fühlte sich an, als

wären die Wellen inmitten einer sturmumtosten See und brächen über ihm zusammen.
    Er erlebte alle Eindrücke um ein Vielfaches verstärkt. Seine Sinne erbebten unter dem Druck,

den das Spiel erzeugte. Der Sehnerv schien unter den kräftigen Farben zu glühen, in den Ohren

pochte es, als wären die kleinen Knöchelchen darin Werkzeuge, die von der groben Hand eines

Schmiedes geschwungen würden. Der Hammer, der mit aller Gewalt auf den Amboss schlug.
    Der Duft der Pflanzen, das Parfüm der Prinzessin ... das Rasierwasser des Kanzlers - sie

malträtierten Saedelaeres Nase, schnürten ihm die Kehle zu, brachten seinen Magen in Aufruhr.
    Saedelaeres Gesicht brannte durch die Kraft der Zwillingssonnen, und selbst die nur schwach

eingehakten Arme der beiden Spazierenden zerrten grob an seinen Ellbogen. Am linken spürte er die

Prinzessin, am rechten den Kanzler.
    Saedelaere keuchte, er suchte einen Weg, sich dem Schauspiel zu entziehen, aber es schien

keinen zu geben.
    Alaska warf als Kanzler einen bewundernden Seitenblick auf die Prinzessin. Ihr prächtiges

Gewand betonte ihre körperlichen Vorzüge auf geradezu marternde Weise.
    Er betrachtete verstohlen den Ansatz ihrer Brüste. Nicht viel war es, das er von ihrem

blütenweißen Dekollete sah, vielleicht eineinhalb Finger tief. Es genügte dem Kanzler bereits, um

seinen Gefühlen für die Prinzessin neue Nahrung zuzuführen.
    Saedelaere erlebte die quälend unerfüllte Liebe des Kanzlers zur Tochter des Königs wie ein

Orgelkonzert, in dem alle Pfeifen gleichzeitig und voller Inbrunst hinausschrien, was der Mann

fühlte. Die Gefühle, das Verlangen ... den Frust, dass sie ihn nie und nimmer als potenziellen

Ehemann sehen würde.
    Der Maskenträger fühlte den Schmerz und die Depression, die den Kanzler seit Jahren erfüllten;

seit aus der lieblichen Tochter des Königshauses eine sinnlich schöne, erotische Frau geworden

war.
    Gleichzeitig bemerkte Alaska als Prinzessin beiläufig den bewundernden Blick des Kanzlers. Er

machte ihr nichts aus, schließlich wusste sie um die Wirkung, die sie auf Männer hatte, die den

Hof besuchten.
    Allerdings erstaunte es sie, welches Feuer, welche Gier sie in den Augen des Kanzlers immer

wieder wahrnahm. Emotionen, die so ganz und gar nicht zu dem nüchternen Staatsbeamten passen

wollte, als den er sich gerne gab.
    »Weshalb misstraut Ihr dem Boten?«, fragte der Kanzler. »Er erscheint mir aufrichtig und

nobel.«
    »Das mag sein«, antwortete die
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