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250 - Rückkehr nach Euree

250 - Rückkehr nach Euree

Titel: 250 - Rückkehr nach Euree
Autoren: Jo Zybell
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fauchten sie an, stießen ihr die feuchten Schnauzen in die Weichteile und bliesen ihr stinkenden Atem ins Gesicht, begrapschten sie wieder und wieder. Doch keine der Taratzen verging sich an ihr; nicht einmal den Versuch unternahm eine der Bestien. Obwohl sie ihre mentalen Kräfte einsetzte, um genau das zu verhindern, konnte Traysi es kaum glauben. Sie hatte ihrer eigenen Suggestivkraft nicht zugetraut, die entfesselte Gier der Mutanten zu überwinden; jetzt aber schöpfte sie Hoffnung.
    Die Zahl der Bäume und Büsche nahm ab, die der Ruinen zu. Die Rotte achtete darauf, immer in der Nähe von Mauern und Türeingängen zu bleiben, hinter denen man Deckung finden konnte. Traysi wusste von dem Eluu, der seit Monaten die Gegend unsicher machte; das wohl einzige Wesen, das die Taratzen fürchteten.
    Nicht, dass ihr dieses Wissen nutzte: Die Rattenmutanten schleppten sie eine teilweise zerbrochene Treppe hinauf, zerrten sie an Säulen vorbei, die von immergrünen Rankengewächsen eingesponnen waren, zerrten sie durch eine von schneebeladenem Eibengestrüpp halb verdeckte Mauerlücke in einen großen Raum, über den sich eine löchrige, teilweise zusammengebrochene Kuppel wölbte. Ein Schauer nach dem anderen rieselte über Traysis Rücken - sie hatte Angst, das große, zerfallende Gebäude könnte endgültig zusammenbrechen.
    Fackeln brannten an Wänden, und wo sie flackerten, schmolz das Eis und rann Tauwasser aus dem Mauerwerk. Es stank nach Aas und Exkrementen. Die Umrisse vieler Taratzen wurden nach und nach sichtbar, als Traysis Augen sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Sie sah, dass die hintere Seite des Kuppelgebäudes schon vollständig zerstört war. Laublose Ranken hingen von der zersplitterten Dachseite herab. Spärliches Tageslicht drang durch Lücken im Gemäuer und im Geäst. Immer tiefer hinein zerrten die Taratzen sie in das düstere Ruinengewölbe.
    Von allen Seiten hörte Traysi die Taratzen zischen und fauchen. Es mussten Hunderte sein, doch im Halbdunkel sah sie nur die Umrisse ihrer dunklen Schädel und Ohren. Manchmal glaubte sie spitze Zähne zu erkennen.
    Über Geröll, zersplittertes Holz und durch knöchelhohen Dreck schleiften die aufrecht gehenden Schwarzpelze sie zu einem Tisch, auf dem eine besonders große Taratze hockte. Lichtschein fiel auf ein Skelett unweit des Tisches, und heißer Schrecken fuhr der Hexe in alle Knochen. Vor dem Tisch ließen die Biester sie endlich los und traten ein paar Schritte zur Seite.
    Traysi zog die Schultern hoch, raffte den weißen Fellmantel zusammen und sah hinauf zu der mächtigen Taratze auf dem Möbel. Keine Angst , sagte sie zu sich selbst, du darfst um keinen Preis Angst zeigen… Die Taratze hockte auf dem Schädel eines Wakudastieres. Ihre Augen glühten rötlich. Unverwandt starrte sie Traysi an. Sie hatte einen wuchtigen Schädel, ihr langes Fellhaar war weder schwarz noch grau wie das der anderen, sondern hellbraun mit vielen goldblonden Strähnen darin.
    Es war ein Taratzenkönig, ohne Zweifel! Traysi erschauerte, als sie es begriff.
    Die Schnurrhaare an seiner Schnauze zitterten. Speichel troff von seinen Lefzen, als er das Maul öffnete und seine spitzen gelblichen Zähne sichtbar wurden. Er taxierte sie von oben bis unten, und obwohl der Taratzenkönig sich kaum rührte, wusste Traysi es mit schmerzhafter Klarheit: Der abscheuliche Mutant schnüffelte gerade an dem Festtagsbraten, den er zu verschlingen gedachte.
    Ich muss mit ihm tun, was ich mit Paacival getan habe , dachte Traysi. Noch immer hielt sie seinem Blick stand. Ich darf keine Angst zeigen, ich muss seinen Willen überwinden. Behutsam begann sie sich in seinen Geist hineinzutasten.
    Der Taratzenkönig erhob sich langsam. Der Tisch knarrte, eine Wolke bitteren Gestanks wehte aus seinem Fell zu Traysi herunter. Über ihm hing ein großes Spinnennetz! Fast bis zu seinen Ohren reichte es herunter. Plötzlich fiel ein neues Gespinst aus dem Gestrüpp unter der Deckenkuppel vor den pelzigen Schädel des Rattenkönigs, und eine faustgroße Spinne schoss herab.
    Traysi stockte der Atem, ein unterdrückter Schrei blieb ihr in der Kehle stecken. Der Taratzenkönig fauchte nur und machte eine herrische Geste - blitzschnell schoss die Spinne wieder ins kahle Gestrüpp unter der Kuppel hinauf. Die Taratze wischte das Netz zur Seite und sprang vom Tisch.
    Das Zittern ihrer Knie und das Rasen ihres Herzens konnte Traysi nicht unterdrücken, doch es gelang ihr, ihrer bebenden
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