Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2438 - Das Stardust-System

Titel: 2438 - Das Stardust-System
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
den Gedanken aufkommen ließen, man befinde sich noch gut zweihundert Meter hoch, wartete eine stetig anwachsende Menschenmenge auf die öffentlichen Zubringer.
    Whistler war ein halbes Jahr nach dem Hyperimpedanz-Schock und dem Tod seiner Frau in den Turm eingezogen. Nicht, weil er das Gefühl gehabt hätte, dass Cynthis’ Geist in allem Vertrauten gegenwärtig gewesen wäre, sondern aus pragmatischen Gründen.
    Die Transmitter in seiner zuvor dezentralisierten Wohnung waren in jener umwälzenden Nacht vom 10. auf den 11. September 1331 ausgefallen. Badezimmer und Swimmingpool in der Südsee nur mehr auf normalem Weg erreichbar, der Wintergarten auf der Nordhalbkugel der Venus nur unter unvertretbaren Kosten und der Wohnbereich inmitten der Saturnringe, der an Exklusivität schwerlich zu überbieten gewesen war und einen fantastischen Ausblick auf den Riesenplaneten erlaubt hatte, existierte seitdem nicht mehr.
    Ein großer Schwebegleiter setzte auf. Whistler ließ sich in der Menge treiben. Vereinzelte Blicke streiften ihn – ein Blue, einer der wenigen tausend Jülziish, die auf der Erde weilten, neigte grüßend den Tellerkopf mit den vier Augen. Eine Geste der Höflichkeit, mehr nicht, denn in der Öffentlichkeit war Timber F. Whistlers Aussehen weitgehend unbekannt. Nur wenige vermochten dem berühmten Namen das richtige Gesicht zuzuordnen. Keine Trivid-Auftritte, damit er sich im Bewusstsein der eigenen Bedeutung suhlen konnte, keine Affären, die Medienleute unweigerlich auf seine Spur gesetzt hätten – dafür Qualitätsarbeit in seinen Fabrikationsstätten, die Timber als Verpflichtung ansah.
    Der Flug dauerte keine zwei Minuten, dann strömte die schwatzende Menge weiter, kaum dass sich der Gleiter geöffnet hatte. Whistler suchte nach den Holos der Routenmarkierungen.
    Ein kurzer Blickkontakt, schon transportierte ihn ein Schwebefeld weiter.
    Einige Dutzend Männer und Frauen vor und neben ihm hatten dieselbe Route gewählt. Der Blue war ebenfalls dabei. Wahrscheinlich gehörten sie alle zum technischen Personal des Handelshafens.
    Die Röhrenbahn nahm sie auf. Zwei Haltestellen bis zur Peripherie von Point Surfat, die Route folgte anschließend dem Nordrand des Lärmschutzwalls.
    Timber lauschte den Gesprächen der Passagiere. Es schien nur noch ein Thema zu geben, das die Gemüter bewegte: Lotho Keraete und das Angebot an die Menschheit, die Milchstraße zu verlassen. Für immer zu gehen, ohne Aussicht auf Rückkehr!
    „... dieses Stardust-System muss verdammt weit entfernt sein."
    „Außer Reichweite der Kolonne."
    „Ich frage mich trotzdem, ob es das gibt. Sicherheit." Der Zweifler saß zwei Plätze weiter. Ein junger Mann.
    Whistler konnte sein Gesicht sehen und schätzte ihn auf etwa Anfang fünfzig.
    „Ob es was gibt?", drängte eine Frau mit schlohweißem, langem Haar, als der Mann wieder schwieg.
    Whistler vermutete, dass sie arkonidische Gene in sich trug. Thora!, dachte er überrascht. Sie hat die Statur und die Ausdruckskraft von Thora.
    In allen Geschichtsdatenbänken gab es Bild- und Tonsequenzen von Rhodans erster Frau und ihrer folgenreichen Begegnung auf Luna während der ersten bemannten Mondlandung. Eine wilde Zeit musste das damals gewesen sein, in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts alter Rechnung.
    Heute ist die Zeit nicht weniger wild und mörderisch, gestand sich Whistler ein. Und noch etwas: Ohne den Namen „Stardust", den Lotho Keraete oft genannt hatte, wäre ihm nie eingefallen, an Thora zu denken. Mit Thora und Crest, den beiden auf dem Mond notgelandeten Arkoniden, hatte für die Erde das Raumfahrtzeitalter erst wirklich begonnen.
    „... ob tatsächlich irgendein Ort des Universums außerhalb des Zugriffs der Kolonne liegt ...?"
    „Heißt es nicht, dass TRAITOR in vielen Universen zu Hause ist? Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es möglich sein soll, dem Sog des Chaos so einfach zu entgehen."
    „Kannst du das nicht, oder willst du es nur nicht?", mischte sich ein Echsenwesen ein. „Wir sollten froh sein, dass uns jemand eine solche Chance bietet."
    „Dieser Jemand ist ES."
    „ES ist doch schon vor Jahren der Bedrohung ausgewichen."
    „Zumindest scheint es keine Kontakte mehr gegeben zu haben. Aber wenn die Superintelligenz sich zurückzieht, warum sollen wir Menschen die heiße Suppe auslöffeln? Ich für meinen Teil pfeife auf jedes Heimatgefühl, mein Leben ist mir wichtiger. Und Sol ist ohnehin nur noch ein Gefängnis.
    Wir sind zum Tod
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher