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2438 - Das Stardust-System

Titel: 2438 - Das Stardust-System
Autoren: Unbekannt
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Traum, den Menschen Arbeit abzunehmen und die Wertschöpfung unermüdlichen Maschinen zu überlassen. Er hat es fertiggebracht, eine bis dahin unbekannte Lebensqualität zu schaffen.
    Timber F. Whistler jr. war sich dessen bewusst, dass die besten Jahre seines Lebens schon hinter ihm lagen. Dass er körperlich trotzdem mit Jüngeren konkurrieren konnte, verdankte er seinem steten Training, es kaschierte die Tatsache, dass er die hundertzwanzig bereits überschritten hatte. Ihm blieben noch einige Jahrzehnte, mehr nicht.
    Kostbare Jahre, für die er weiß Gott eine bessere Verwendung hatte, als sie in der begrenzten Enge des Solsystems zu fristen.
    Mit beiden Händen fuhr er sich unter den Hemdkragen. Immer öfter, glaubte er, fehlte ihm die Luft zum Atmen.
    Einbildung?
    Vielleicht. Keraetes Worte von einer neuen Freiheit hallten dennoch in ihm nach.
    Der Bote der Superintelligenz schwieg wieder. Es wurde eine erwartungsvolle, beinahe drängend wirkende Stille.
    Der 19. August war erst wenige Stunden alt. Bis zum 13. November, hatte der Mann aus Metall unmissverständlich zu verstehen gegeben, würde die Teletrans-Weiche Bestand haben, dann jedoch für alle Zeit erlöschen.
    Siebenundachtzig Tage blieben den Menschen für ihre Entscheidung.
    Ruckartig riss Whistler seinen Hemdkragen auf und atmete tief ein.
    Er hatte seine Entscheidung getroffen.
    Sein Leben würde sich grundlegend verändern.
     
    *
     
    Er hatte in den letzten Stunden dieser denkwürdigen Nacht wach gelegen.
    Der Ruf der Superintelligenz ES ließ keinen Schlaf zu. Aus einem Schneeball war eine ins Tal donnernde Lawine geworden, die Timber F. Whistler mit sich riss.
    Er sträubte sich nicht dagegen. Ganz im Gegenteil. Sich Neuem zu verschließen, egal aus welchen Gründen, war die schlimmste Sünde, die ein Wirtschaftsmagnat begehen konnte, eine Art vorweggenommener Konkurs.
    Nicht zu lange nach Keraetes Auftritt hatte Adams eine Stellungnahme abgegeben. Sie war im Morgengrauen von allen Sendern verbreitet worden und seitdem permanent gesendet. Der Minister betonte die Sorgfaltspflicht der Regierung und dass Reginald Bull und ein Team von Experten bereits im Stardust-System weilten, um die Gegebenheiten zu sondieren.
    „... wir haben schnell gehandelt.
    Aber das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Hyperkristalle während des Transfers zerfallen und nur die speziellen kleinen SKARABÄEN geeignet sind, Menschen nach Stardust zu bringen. Mit funktionsunfähig werdenden größeren Raumschiffen wäre niemandem gedient ..."
    Rechtfertigung und Hinhaltetaktik zugleich war das. Whistler hatte dafür nur ein Achselzucken übrig.
    Dunkel verfärbt und aufgequollen hingen die Tränensäcke unter seinen Augen. Er starrte in das Spiegelfeld des Hygieneraums und versuchte, die Haut jeweils mit Daumen und Zeigefinger glatt zu ziehen. Vergebliche Liebesmüh.
    Matt blickten ihm seine blauen Augen entgegen. Whistler vermisste ihr Feuer, und daran änderte sich auch nichts, als er seine Schläfen massierte.
    Die Bartschatten störten ihn weniger.
    Sie ließen sein Gesicht kantig erscheinen.
    Seit mindestens fünfunddreißig Stunden hatte er kein Auge zugetan.
    Das war ihm anzusehen. Er sah es jedenfalls! Aber wennschon! Wem das nicht gefiel, durfte ihm jederzeit Arbeit abnehmen. Und wenn er darüber nachdachte, ein Reginald Bull in seiner Eigenschaft als Verteidigungsminister oder die Erste Terranerin Tamira Sakrahan wirkten momentan wohl noch zerknitterter.
    „Interkomverbindung mit Jodras!
    Optische Übertragung aus!"
    Whistler musterte sein Spiegelbild.
    Im Grunde war er mit sich zufrieden.
    Ein Meter einundneunzig, kräftig, aber trotz seiner achtundneunzig Kilo kaum Fettansatz. Den Manager sah niemand ihm auf Anhieb an, nur wenn er eines der edlen Hemden mit den eingewirkten Howalgoniumfäden – würden die auch explodieren, wenn er durch die Teletrans-Weiche flog? Was für eine lächerliche Vorstellung! –, die wadenlange Schnürhose und der dunkle Langsakko trug. Dann machte er sogar auf kernige Springer-Patriarchen Eindruck.
    Andererseits passte eine Prospektorenkombi genauso gut zu ihm. Er war ein waschechter Whistler, kein Zweifel.
    Dennoch lag etwas in seinen Genen, was die Wildnis unerschlossener Welten ebenso zu seinem Refugium machte wie die Produktionshallen für Roboter aller Art ...
    „Jodras Mellinfort!", meldete die Kunststimme des Raumservos.
    Whistler nickte auffordernd. Die Verbindung wurde durchgestellt.
    „Was gibt es für Probleme,
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