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2424 - Die Thermodyn-Zentrale

Titel: 2424 - Die Thermodyn-Zentrale
Autoren: Unbekannt
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größten Gegner der Menschheit avanciert. Mit solchen Befürchtungen zu leben, kostete Perry eine schier unmenschliche Überwindung.
    Vielleicht sollte er wünschen, sein Sohn wäre tot und von allen Qualen erlöst. Das Wissen darum, dass Roi nur noch ein „halber Mensch" war, fraß an seinem Selbstverständnis. Er war sich der Tatsache bewusst, dass er ohne den Aktivator längst unter der Last der Verantwortung zusammengebrochen wäre.
    Perry fragte sich, woher er die Kraft nahm, sich immer noch auf den Beinen zu halten und zu kämpfen, wahrscheinlich sogar verbissener als jemals zuvor.
    Und außerdem Rois Tod herbeizusehnen, weil nur dann das Entsetzen und die Qual für Roi ein Ende haben konnten ...
    In seinen Gedanken fühlte er sich deshalb längst wie der Totengräber seines Sohnes, und die Ungewissheit ließ sich nicht vertreiben. Selbst wenn sie manchmal verschwunden glaubte, kamen die Schrecken immer wieder, und sie wuchsen mit jedem Monat, der verging.
    Die Hände geballt, die Arme angewinkelt und an seine Brust gepresst, hielt Rhodan im Laufschritt inne. Er lehnte sich an die Seitenwand des Korridors, langsam rutschte er daran entlang in die Hocke. Minutenlang saß er so, starrte blicklos vor sich hin und fragte sich, ob dieser Albtraum jemals enden würde.
    Niemand kam den Gang entlang, der zwischen einem untergeordneten Maschinenraum und den Tankanlagen des Lebenserhaltungssystems verlief. Rhodan war froh darüber. Wie ein Lauffeuer hätte sich sonst herumgesprochen, dass er Schwäche zeigte. Ausgerechnet er, der Zellaktivatorträger, von dem alle Wunderdinge erwarteten.
    Es tat ihm gut, für ein paar Minuten allein zu sein, irgendwo im Schiff, wo ihn keiner vermutete. Dem Pulsschlag der Maschinen nahe, so wie damals, als die Menschen der Erde sich angeschickt hatten, nach den Sternen zu greifen. Er hatte den Atem jedes Schiffes gespürt, die bullige Kraft der Technik und die Symbiose, die Mensch und Maschine miteinander eingegangen waren, einer zum Vorteil des anderen.
    Mittlerweile galt es nicht nur, den Raum zu überwinden – längst war die Herausforderung auf Raum und Zeit angewachsen.
    Das Summen seines Kombi-Armbands schreckte ihn auf. Rhodan war und blieb der Sofortumschalter, als der er stets gegolten hatte.
    „Was gibt es?", fragte er, ohne die eigene Bilderfassung zu aktivieren.
    Mondra entstand als knapp zehn Zentimeter großes Hologramm über seinem Handrücken. „Wo steckst du, Perry?"
    „Irgendwo im Schiff", wich er aus.
    Ihr Kopf ruckte hoch. Sie schien ihn zu fixieren, forschend, als habe sie nicht richtig verstanden, aber dann zuckte sie nur mit den Achseln.
    „Jodeen-Nuus hat soeben einige interessante Auswertungen vorgelegt."
    „Die wären?", fasste Rhodan nach, als Diamond schwieg. Jodeen-Nuus war nicht umsonst Stellvertretender Leiter der Abteilung Funk und Ortung.
    Perry zweifelte nicht daran, dass der Ferrone eine bedeutende Entdeckung gemacht hatte. „Geht es um ARCHETIM?"
    „Woher weißt du ...?"
    „Ich kann mir an den Fingern abzählen, was wichtig ist."
    Rhodan hörte den missbilligenden Tonfall aus Mondras Stimme heraus, als sie weiter redete. „ARCHETIM hat das INTAZO vermutlich verlassen. Jodeen-Nuus kann das mit mehreren analysierten Funksprüchen unterlegen.
    Offensichtlich ist die Superintelligenz durch den KORRIDOR DER ORDNUNG in die Negasphäre gegangen."
    „Und Kamuko?"
    „Wir wissen es nicht. Vorerst kann nur vermutet werden, dass die Generalin ARCHETIM begleitet. Aber das bleibt reine Spekulation. Andererseits verdichten sich die Hinweise über das Geschehen jenseits des KORRIDORS.
    In einigen Funksprüchen war erneut von gewaltigen Schlachten die Rede, die an einer Chaotischen Zelle in Tare-Scharm toben."
    „Wie es der Mea Ghorta schon erzählt hat. Gibt es diesmal eine nähere Begriffserläuterung?"
    „Nein", antwortete Mondra, ohne nur eine Sekunde zu zögern. „NEMO kann noch keine zufriedenstellende physikalische Interpretation dafür liefern – nach seiner eigenen Aussage."
    „Jodeen-Nuus soll dranbleiben."
    Mondra lachte bitter. „Nichts anderes tut er, bevor er vor Langeweile umkommt."
    „Das sagst du?"
    „Sagt der Ferrone selbst."
    „Danke – Ende." Rhodan schaltete ab.
    Geschmeidig kam er wieder auf die Beine. Die wenigen Minuten der Abgeschiedenheit zwischen den Maschinenräumen, so banal das erscheinen mochte, hatten ihm gutgetan und die Anspannung ein wenig gelindert.
    Die Mission der JULES VERNE lief längst aus dem Ruder. Sie
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