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241 - Splitterzeit

241 - Splitterzeit

Titel: 241 - Splitterzeit
Autoren: Manfred Weinland
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»Messer fallen lassen. Ich bluffe nicht. Du hast drei Sekunden. Zwei. Eine…«
    Ein undefinierbarer Ausdruck irrlichterte über die Grimasse des Ausgemergelten. Aber statt die Klinge fallen zu lassen, sprang er plötzlich vor und streckte Matt die Spitze des Messers wie eine Lanze entgegen.
    Der Schuss krachte wie ein Donnerschlag, dem der Blitz folgte, statt ihm vorauszugehen. Der Blitz, der mitten in die Brust des Angreifers fuhr und einen faustgroßen Krater formte.
    Noch vor dem Bett sackte der Tote mit gebrochenen Augen zu Boden.
    Hölle, was für ein abgefahrenes Kaliber ist das denn?! Matt starrte entgeistert auf die Flinte in seinen Händen, während draußen auf dem engen Flur neue Schritte erklangen.
    Das Gewehr musste nachgeladen werden – aber womit? Wo verwahrte Ben die Munition?
    Matt blieb keine Zeit, nach ihr zu suchen. Kurz entschlossen umfasste er den warmen Lauf und positionierte sich neben der offenen Tür, holte aus… wartete…
    Gegner Nummer zwei tauchte auf. Doppelt so kräftig wie der Erste, der inzwischen eine Blutlache um sich herum verbreitete. Wahrscheinlich tropfte der Lebenssaft bereits durch die Decke ins Erdgeschoss.
    Es machte keinen Unterschied. Allen im Haus musste klar sein, was ein Schuss bedeutete. Selbst Anne und ihrem kleinen Sohn.
    Matt verwendete die Flinte als Keule. Der Schaft traf das breite Gesicht des etwa Gleichgroßen voll. Ein feuchtes Geräusch begleitete den Treffer. Die Nase brach hörbar, vielleicht auch der Kiefer. Die Lippen platzten auf, und ein feiner Sprühnebel aus Blut verteilte sich über die Umgebung. Auch Matt wurde getroffen. Angewidert verzog er den Mund.
    Indes schlug der Plünderer mit einer Wucht zu Boden, als würde doch noch ein Nachbeben durch den Großraum San Francisco laufen.
    Für ein paar Sekunden wurde es unnatürlich still. Matt hörte nur seinen eigenen Atem und das Rauschen seines Blutes in den Ohren.
    Dann: »Owl?«
    Owl antwortete nicht. Owl lag vor Matts Füßen und krümmte keinen Finger mehr. Vielleicht erstickte er gerade an seiner Zunge oder dem Blut, das seine Luftröhre verstopfte.
    Der Ruf war von unten gekommen. Offenbar verzichteten die noch verbliebenen Banditen darauf, dasselbe Wagnis einzugehen wie ihre Kumpane.
    Sie waren schlauer.
    »Komm runter und ergib dich! Sonst mach ich die beiden hier alle! Erst das Bürschchen, dann seine reizende Mum… Hast du mich verstanden? Ich warte nicht lang. Gib Antwort, oder mein Messer schneidet dem Bübchen erst die Ohren ab und dann die Kehle durch…«
    Ein spitzer Entsetzensschrei. Anne Fargo.
    »Tun Sie, was er sagt! Um Gottes willen, Sie haben mir versprochen –«
    Eine klatschendes Geräusch, wahrscheinlich eine Ohrfeige. Anne verstummte. Wimmernde Laute folgten. Ein dünnes Stimmchen hauchte: »Mum? Mum…?«
    Shit, dachte Matt. Er war schon am Nachttischschränkchen auf der Seite, wo er das Gewehr gefunden hatte. Als er die Schublade aufzog, blickte er auf eine Pappschachtel mit Patronen.
    Er wusste, dass sie passen würden. Aber er wusste nicht, ob sie ihm noch etwas nützten.
    Ohne in die Schublade zu greifen, seufzte er resignierend und wandte sich ab. Mit wenigen Schritten war er aus dem Zimmer und erreichte die schmale Treppe, die nach unten führte.
    Nach unten, wo ihm ein fies grinsendes Narbengesicht entgegenblickte.
    »Ich bin Bob. Komm runter, Arschloch, und hol dir deine Kugel ab. Du kannst schon mal anfangen zu beten. Und ich will auch gar nicht wissen, wer du bist. Der Mann von der Kleinen hier scheinst du jedenfalls nicht zu sein. Aber das soll nicht meine Sorge sein. Wir haben, was wir wollten: ein hübsches Häuschen, von dem aus wir unsere Züge in die Stadt starten und wohin wir immer wieder zurückkommen können. Fein. Was Besseres konnte uns kaum passieren, oder, Floyd, Russ?«
    Zwei andere waren noch bei ihm.
    Matt stieg langsam die Treppe hinunter, überlegte fieberhaft.
    Bob holte die Hand, die bislang hinter seinem Rücken verborgen gewesen war, vor und zeigte damit auf Matt. In der Faust ruhte ein Revolver. Die Mündung schien Matt zu verhöhnen. Genau wie der Kerl, der den Finger um den Abzug gelegt hatte.
    »Fahr zur Hölle, Amigo!«
    Matt spannte die Beinmuskeln an. Er befand sich mitten auf der Treppe. Aber selbst wenn er sprang, würde ihn die Kugel treffen, bevor er den Schützen erreichte.
    Ein hässliches Brennen breitete sich in seinem Brustkorb aus. Er verfluchte das Schicksal, das seinen Weg für immer stoppte… und dabei noch
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