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241 - Splitterzeit

241 - Splitterzeit

Titel: 241 - Splitterzeit
Autoren: Manfred Weinland
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zögerte. Ihre Zunge leckte über die Oberlippe. In ihre unglaublich grünen Augen trat ein Glitzern, das er als Anflug von Sorge, vielleicht sogar Angst deutete.
    »Dass ich?«
    »… im provisorischen Gefängnis gesessen hätten, wegen Plünderei. Man hatte sie erwischt und eingesperrt. Aber dann rückten die Flammen immer näher an das Haus heran, und es musste evakuiert werden. Bens Vorgesetzter… nun, er entschied, dass das Gebäude komplett geräumt wäre, obwohl…«
    »Obwohl ich noch drin war – was der Scheißkerl wusste.«
    Sie sah ihn so schockiert an, als rückten erst seine drastischen Worte ihr die Schurkerei in ganzer Tragweite ins Bewusstsein. Schließlich nickte sie. Ihre rechte Hand hatte sich unterhalb des Halses um den Saum ihres Kleides gekrallt und raffte den Stoff zusammen.
    »Wo ist Ihr Mann?«, fragte Matt sanft. Als er ohnmächtig geworden war, halb vergiftet vom Rauch, der in seine Zelle quoll, hatte er nicht mehr an Rettung geglaubt. Zuvor hatte er mit letzter Kraft gerufen und versucht, auf sich aufmerksam zu machen. Er hatte nicht glauben wollen, dass man ihn einfach dem Feuer überließ. Er hatte bis zuletzt gehofft, dass noch jemand kommen und ihn losmachen würde.
    So war es auch gewesen – aber in anderer Weise als erwartet. Der Courage eines Einzelnen, der sich über einen unmenschlichen Befehl hinweggesetzt hatte, war es zu verdanken, dass er jetzt überhaupt noch mit jemandem sprechen konnte. Dass er noch lebte und den Verräter Crow verfluchen konnte.
    Crow…
    Matt fragte sich, ob sich der General überhaupt noch in dieser Zeit aufhielt. Viel wahrscheinlicher war, dass Crow die Chance genutzt hatte, um allein in die antarktische Hydritenanlage zurückzukehren – zurück in die Zukunft, aus der sie gekommen waren. Die feige Sau!
    Ja, das traute er ihm nicht nur zu, er ging fest davon aus. Vermutlich hatte Crow an Waffen und Sprengstoffen alles eingesammelt, dessen er habhaft werden konnte, um damit den Koordinator zu perforieren oder in die Luft zu jagen – und die mächtigste Waffe der Welt in seinen Besitz zu bringen.
    Den Flächenräumer.
    Während Matt daran dachte, hatte er ein Gefühl, als schöben sich Tausende winziger Eisnadeln unter seine Haut. Ihm wurde kalt, und er fing an zu zittern.
    Sofort war die Frau bei ihm. Sie berührte ihn an der Schulter und drückte ihn nach unten, bis er mit dem Hinterkopf wieder fest auf dem Kissen auflag. Dann zog sie ihm die Decke bis zum Hals. »Sie brauchen Ruhe«, sagte sie. »Eigentlich müssten Sie in ein Krankenhaus, aber…«
    »Aber?«, krächzte er.
    »… es gibt keine Krankenhäuser mehr. Nicht in Frisco jedenfalls.«
    »So schlimm ist es?«, fragte er rau, obwohl er mit eigenen Augen gesehen hatte und aus dem Geschichtsunterricht wusste, wie hart es die Stadt getroffen hatte.
    Sie schüttelte den Kopf. »Schlimmer«, sagte sie. »Ich bin nur froh, dass Edward bei mir war, als es passierte.«
    »Ihr Sohn?«
    Sie nickte, ganz in Gedanken.
    »Und Ihr Mann?«
    »Ben? Er ist gleich wieder gegangen, nachdem er Sie hergebracht hatte. Er hatte Angst, dass man seine Abwesenheit bemerkt. Sein Chef ist… nun ja, er ist nicht gerade einfach. Er drangsaliert seine Leute, wo er nur kann. Und auf Ben hat er seit jeher ein Auge.«
    »Ohne Ben wäre ich jetzt wahrscheinlich tot«, sagte Matt.
    Sie nickte ernst.
    »Und wahrscheinlich ist es undankbar, sich an ein paar Handschellen zu stören…«
    Sie wich von ihm zurück. »Erwarten Sie nicht –«
    »Schon gut«, versuchte Matt sie zu beruhigen. Er wusste, dass er einen Fehler begangen hatte. Ihr Mann hatte ihn hier mit jedem Recht der Welt angekettet. Es war riskant genug für ihn gewesen, einen vermeintlichen Straftäter zu sich nach Hause zu bringen, zu Frau und Kind. Es wäre unverantwortlich gewesen, sich auf die Friedfertigkeit des völlig Fremden zu verlassen. Nein, weder diesem Ben noch seiner Frau war auch nur der geringste Vorwurf zu machen.
    Dennoch blieb die Frage, wie Matt sich aus der Misere befreien konnte.
    »Sie haben von mir nichts zu befürchten. Das schwöre ich Ihnen«, versuchte er es.
    Sie musterte ihn in einer Weise, wie nur Frauen es konnten. »Sie sehen nett aus. Freundlich. Aber darauf kann ich mich nicht verlassen. Ich habe einen Sohn, er…«
    Matt nickte. »Ich verstehe Sie. Wir werden warten, bis Ihr Mann zurück ist. Vielleicht kann ich ihn überzeugen, dass ich kein Verbrecher bin. Und erst recht nicht zu den Plünderern gehöre, die sich die Not der
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