Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2409 - Grenzwall Hangay

Titel: 2409 - Grenzwall Hangay
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Unternehmens ausschlaggebender als ich. Gleichwohl werde ich mein Bestes geben, werde beitragen, was ich beitragen kann, und versuchen, mich auch abseits meiner Kerndisziplin nützlich zu machen, wo es nur geht.
    Einen kleinen persönlichen Erfolg habe ich übrigens bereits errungen. Atlan da Gonozal, dessen fotografisches Gedächtnis sich natürlich an mich erinnert, hat eine Anregung von mir aufgegriffen. Sie wird gerade verwirklicht, was mich riesig freut.
    Ich bin glücklich wie schon lange nicht mehr.
    Mein Name: Hajmo Siderip.
    Mein Ziel: Hangay.
     
    2.
     
    Mondfeuer
     
    Wem bei diesem Anblick nicht der Atem stockte, der hatte keine Lunge – und kein Herz.
    Wie Jawna Togoya. In ihrem wohlgeformten Brustkorb befand sich weder das eine noch das andere, sondern ein bioplasmatischpositronischer Hochleistungsrechner. Doch sogar sie zeigte sich beeindruckt. „Da flattert glatt mein Hydraulik-Pegel", raunte die Posbi, hörbar ergriffen.
    Marc A. Herren schluckte, räusperte sich, schluckte nochmals. Zur Linken, zur Rechten, über und hinter ihnen erstreckte sich scheinbar endlos die nachtschwarze Leere des Alls.
    Vor ihnen aber brannten Himmel und Erde.
    Die kleine Gruppe stand oben am aufgewölbten Rand eines mehrere Kilometer durchmessenden, schüsselförmigen Kraters, in dem exakt zehntausend Lagerfeuer entzündet worden waren. Menschen, Nichthumanoide und Roboter hatten sich darum gruppiert oder flanierten dazwischen hin und her, insgesamt gut sechzig, siebzigtausend Personen. Es wurde gegessen, geredet, gelacht, mancherorts gesungen oder getanzt. Die Stimmung war ausgelassen, fast überdreht.
    „Geile Party", brachte Marc endlich heraus. Er klopfte Hajmo Siderip anerkennend auf die Schulter. „War eine Spitzenidee von dir."
    Sie hatten sich in der Medo-Sektion kennen gelernt und bald ihr gemeinsames Faible für das klassische Boxen entdeckt.
    Seither vertieften sie ihre Freundschaft regelmäßig, indem sie herzhaft aufeinander eindroschen.
    „Vor allem toll umgesetzt", gab der Xeno-Psychologe das Lob an Jawna und Djato-B3 weiter. „Und so flott!"
    Der Irrläufermond Cala Impex durchmaß zwar fast dreitausend Kilometer, besaß aber kaum eigene Schwerkraft oder Atmosphäre. Dennoch loderten die Feuer.
    Der Flugsand des Kraterbodens war in festen, begehbaren Untergrund verwandelt worden. Und all die Feiernden bewegten sich, leger gekleidet, innerhalb der mit Atemluft gefluteten Schutzschirm-Glocke so locker und selbstverständlich, als spazierten sie durch eine terranische Parkanlage.
    „Keine große Sache." Djato-B3 verzog sein grobporiges, grünhäutiges Gesicht.
    Der Barniter im Rang eines Oberstleutnants leitete die Abteilung Logistik, Nachschub und Versorgung.
    Ihm wurde nachgesagt, dass er wie kein Zweiter die Lagerbestände des gesamten Geschwaders kannte. Und das bedeutete nicht bloß ein paar Hallen mit Ersatzteilen: Jede der drei „Doppel-BOXEN" ATHOS, PORTHOS und ARAMIS bestand aus zwei Kern-, dreizehn Groß- und 228 Kleinmodulen; wobei „klein" je einen Würfel von fünfhundert Metern Kantenlänge meinte ... Binnen weniger Minuten das Fest auf der Mondoberfläche auszurichten, hatte der Logistiker bloß als leichte Fingerübung bezeichnet.
    „Gern geschehen." Djatos bernsteingelbe Augen funkelten spöttisch. „Wenn’s denn der allgemeinen Laune dienlich ist ... Trotzdem kommt mir bei der ganzen Veranstaltung der Begriff ›Henkersmahlzeit‹ in den Sinn."
    Wie auf ein Stichwort hoben sie die Köpfe und richteten ihre Augen – oder eben in Jawnas Fall Kameralinsen – auf das milliardenfache Flimmern und Flammen, das den Sichtkreis dominierte.
    Luna bei Vollmond, von der Erde aus gesehen, nahm gerade einmal ein halbes Grad der Himmelskuppel ein und wirkte doch schon ziemlich präsent. Zweihundertzwanzigmal so groß stellte sich Marc und seinen Kameraden die Galaxis dar, die zu erreichen sie immense Mühen und Risiken auf sich genommen hatten. Und noch viel mehr nehmen würden, kostete es, was es wolle.
    Hangay, dachte Marc A. Herren. Er spürte, dass er eine Gänsehaut bekam. Morgen.
    Morgen ist es so weit.
     
    *
     
    Sie stiegen in den Krater hinab, um sich unter die Feiernden zu mischen.
    „Wir alle verstehen uns zwar als verschworene Gemeinschaft", hatte Hajmo Siderip gegenüber Atlan argumentiert.
    „Aber damit wir uns auch emotional als solche empfinden, braucht es eine reale Zusammenkunft abseits der gewohnten Umgebung in den jeweiligen Schiffen.
    Mag der praktische Nutzen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher