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2392 - Die vergessene Stadt

Titel: 2392 - Die vergessene Stadt
Autoren: Unbekannt
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mehreren Stunden unter Petrogisch stand. „Du solltest mehr auf dich achten", sagte Filicut vorsichtig, während sich Partasim Jomo schwer gegen seine Schulter lehnte. „Das Bacchanal wird noch einige Zeit dauern. Mir scheint, dass du dein Pulver allzu schnell verschießt."
    „Kümmere dich um deinen eigenen Dreck", murmelte der Alte. „Bring mich gefälligst zur Ausgabestelle. Regeln sind schließlich dazu da, um gebrochen zu werden."
    Seltsam, diese Worte ausgerechnet aus dem Mund eines derart sicherheitsbewussten und korrekten Mannes zu hören ...
    Jegliches Gefühl musste aus den Beinen des Alten gewichen sein. Er zitterte, schwankte mit dem Oberkörper unkontrolliert hin und her. „Geh die Sache doch ruhiger an." Filicut tat sich schwer, dem älteren Strombeuter Ratschläge zu erteilen. Dieser hatte ihn während der letzten Jahre protegiert und unterstützt, wo immer er gekonnt hatte. „Du charakterloser, kleiner Bastard", murmelte Partasim. Er wischte sich die feuchte Nase an Filicuts Robe ab. „Bring mich zur Ärztin, oder ich reiße dir den Hintern auf, sobald ich wieder in Amt und Würden bin."
    Eine leere Drohung, wie Filicut wusste.
    Niemand war berechtigt, jene Dinge, die während des Bacchanals geschahen, einem anderen zum Schaden gereichen zu lassen.
    Abgesehen davon würde sich Partasim Jomo nach dem Ende der Feierlichkeiten kaum noch an etwas erinnern können.
    Petrogisch war eine gnädige Droge.
    Dennoch ...
    Er schob seine Arme unter die Achseln des Alten und schleifte ihn hinter sich her. Wie ein nasser Sack hing er da, ließ sich schleppen und kicherte glücklich vor sich hin, während er nach links und rechts die rituellen Symbole der Freude austeilte.
    Endlich verbreiterte sich der Gang, machte dem Eingang zur Ausgabestelle Platz.
    Die Schlange war kurz. Fast alle Inkar-Durner hatten sich bereits ihre Dosis geholt. Partasim Jomo war wohl einer der Ersten, die nach Nachschub gierten.
    Filicut lehnte seinen Vorgesetzten gegen die Wand und stützte ihn mit einer Hand ab, während er mit der Petrogisch-Beauftragten verhandelte: „Ist noch was da von dem Zeugs?"
    „Massenhaft." Seufzend schob ihm die schlanke Frau ein Tütchen über den Tisch.
    Ihr war anzusehen, dass sie gerne selbst beim Bacchanal mitgemacht hätte.
    So wie er selbst. Verdammt. „Lass ihn untersuchen", bat Filicut. „Er ist ziemlich weggetreten. Ich weiß nicht, ob sein Kreislauf noch lange mitmacht."
    Die Ärztin beugte sich über ihren Tisch, blickte Partasim Jomo von oben bis unten an. „Er ist in Ordnung", sagte sie. „Am Ende des Bacchanals werden alle Teilnehmer wesentlich schlimmer aussehen." Sie wandte sich ihm zu. „Du hast es wohl noch niemals ... nüchtern erlebt?"
    „Bloß einmal", gestand Filicut. „Als Kind von zehn Jahren. Sonst habe ich immer mitgemacht, solange ich mich zurückerinnern kann." Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, ob wir uns damit was Gutes tun."
    Sie lächelte ihn an. Ihre dunkle Haut glänzte im Schein des grellen Lichts.
    Schweißtropfen sammelten sich zwischen ihren Brüsten, bildeten dort ein schmales Rinnsal, ein Bächlein, rannen tiefer hinab „Du ... du hast selbst vom Petrogisch genommen!", brachte Filicut stockend hervor. „Wie kannst du es wagen, deine Pflichten derart zu verletzen?"
    „Nur die Ruhe, Kleiner!" Sie lächelte ihn an, zeigte makellos weiße Zahnreihen. „War bloß ein Tütchen voll. Gerade mal genug, um für ein paar Stunden alle Sorgen zu vergessen."
    Filicut wandte sich beiseite, achtete nicht weiter darauf, dass Partasim Jomo im Zeitlupentempo zu Boden rutschte. Er aktivierte seinen Handfunker, wählte die Notzentrale an, orderte mehrere Mitglieder der Durn-Polizei herbei. „Das kannst du nicht machen!", rief die Ärztin, als er geendet hatte. Ihre Augen flackerten. Weitere Schweißbäche rannen über Augenbrauen, Nase und Wange hinab zum gespaltenen Kinn, tropften schwer zu Boden. „Nur die Ruhe", sagte Filicut.
    Beschwichtigend streckte er die Arme aus. „Du bist nicht mehr dienstfähig und musst ersetzt werden."
    „Das kostet mich meinen Job." Sie kicherte unwillkürlich. „Ich werde zurückgestuft und kann dann wieder im Hospital malochen ..."
    „Du bekommst bestenfalls ein paar schwarze Punkte in deiner Personalakte. In ein oder zwei Jahren ist die Sache vergessen."
    Filicut war sich keinesfalls sicher, ob er damit recht hatte. Er log, um die Frau zu beruhigen. Petrogisch zeigte seltsame Auswirkungen auf die Psyche. Das Zeugs konnte
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