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2386 - Die Diskrete DomÀne

Titel: 2386 - Die Diskrete DomÀne
Autoren: Unbekannt
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meine moralische Integrität?
    Das unangenehme Gefühl ließ rasch wieder nach. „Du wirst uns helfen", sagte Schalug mit Bestimmtheit. „Lemaha Ellyund und Alexim Afateh werden dir den Weg durch das Mesoport-Netz zurück nach Neu-Lemur weisen und gerne bei dir bleiben.
    Vorerst stellen wir dir ein Ortergerät zur Verfügung, im Jargon der Telomon als Auge der Andury bezeichnet. Weiterhin einen Datenspeicher mit sämtlichen verfügbaren Daten über Neu-Lemur und die Welten Orellanas. Dazu ein passendes Lesegerät. Solltest du weitere Unterstützung benötigen, bist du jederzeit auf Dynh Abhwelt willkommen." Schalug deutete als Verabschiedung eine Verbeugung an, marschierte auf eine der Wände zu und verschwand.
    Er hatte gesagt, was zu sagen war. Der neuerliche Test hatte die Zentrale Recheneinheit von And'rol wohl darin bestätigt, dass ich nicht aus meiner Haut konnte. Meine genetischdominante Verankerung, mein stark ausgeprägtes Bedürfnis, Schwächeren zu helfen, ließ mir keine andere Wahl.
    Ich würde alles in meiner Macht Stehende tun, um das Mesoport-Netz vor der Vernichtung zu bewahren.
     
    *
     
    Ungehindert verließ ich den Turm. Keiner der Pförtner war mehr zu sehen. Nachtruhe lag über Dynh Abhwelt. In der Ferne erklangen das Fauchen eines Raubtiers und der entsetzte Todesschrei seiner Beute.
    Ich watete durch Flecken von Bodennebel, der mit dem Einsetzen der Dunkelheit über das Land gekommen war. Die saftigen Wiesen, die ich gesehen hatte, wirkten nun fahl und gespenstisch. Die. beiden Telomon scherten sich nicht allzu viel um die Kälte. Sie lagen eng umschlungen im Gras. Ein seliger Ausdruck umspielte den Mund der Frau, während Alexims Gesicht. Erschöpfung widerspiegelte.
    Sanft rüttelte ich sie wach und trat ein paar Schritte zurück.
    Beide fuhren sie hoch, murmelten Unverständliches, sahen sich verwirrt nach allen Richtungen um. „Ich bin es", sagte ich leise. „Ich möchte euch bitten, mich nach Neu-Lemur zurückzubringen."
    „Was ... wer ..." Alexim rieb sich den Schlaf aus den Augen und sprang schließlich abrupt auf, während Lemaha auf allen vieren von mir wegkrabbelte. „Ich hatte ein ausführliches Gespräch mit der Zentralen Rechnereinheit der Stadt And'rol."
    „Ist sie ... böse auf uns?", fragte Alexim.
    Der ängstliche Unterton in seiner Stimme entging mir nicht. „Keineswegs." Ich setzte ein vertrauenerweckendes Lächeln auf und hoffte, dass die Kleinwüchsigen meine Physiognomie ebenso deuten konnten wie ehedem die Lemurer. „Man ist stolz auf euch. Ihr habt richtig gehandelt." Ich tat einen Schritt auf Alexim zu und legte ihm eine Hand auf die schmale Schulter. „Ich verdanke euch viel. Eure Tat war mutig.
    Ich fühle mich verpflichtet, euch zu helfen."
    „Helfen? Wie ..."
    „Ich erkläre euch alles, so gut es geht, auf Neu-Lemur. Wir haben viel zu tun."
    „Wir?" Lemaha legte den Kopf schief und betrachtete mich misstrauisch. „Der Zentrale Rechner meinte, ihr würdet mir in der nächsten Zeit, gerne als meine persönlichen Assistenten zur Verfügung stehen. Es handelt sich um verantwortungsvolle Aufgaben für starke Persönlichkeiten."
    „Du verstehst dich auf Schmeicheleien", sagte Alexim. „Das gefällt mir."
    Er grinste und schien um eine Handbreit gewachsen zu sein. Die Aussicht, nicht mehr länger im Dunkeln herumtapsen zu müssen, sondern eine sinnvolle Aufgabe zugewiesen zu bekommen, behagte ihm und seiner Freundin sichtlich.
    Sie packten ihre wenigen Habseligkeiten zusammen und. marschierten davon, eine fröhliche Melodie brummend. Ein paar Worte hatten gereicht, ihr Misstrauen mir gegenüber einzudämmen.
    Die Telomon brauchten in der Tat ihr kleines Glück, kam es mir zum Bewusstsein. In ihrer grenzenlosen Naivität vertrauten sie mir.
    Unwillkürlich verglich ich sie mit meinen früheren Schutzbefohlenen, den Lemurern.
    Die Frauen und Männer dieses Volkes hatten mich durch ihren bestechend scharfen Intellekt und ihre Gabe, mit den geringsten Mitteln Höchstleistungen zu bringen, beeindruckt. Doch sie hatten auch dunkle Seiten an sich gehabt. Abgründe der Seele, deren Tiefen mich immer wieder erschreckt und schließlich in die Flucht getrieben hatten.
    Die Telomon wirkten aufgeschlossen. Liebenswert. Von bestechender moralischer Integrität getragen.
    Alles Eigenschaften, die sie in der Welt außerhalb ihres geschützten Lebensraumes binnen Kurzem vernichtet hätten.
    Alexim watschelte vorneweg. Der Orientierungssinn der Telomon funktionierte
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