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2347 - Die Heiße Legion

Titel: 2347 - Die Heiße Legion
Autoren: Unbekannt
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ließ.
    Kantiran stutzte. Neben der Vase lag etwas auf dem Tisch. Eine eng beschriebene Folie. Er ging näher heran. Ein wenig schämte er sich, ihre Aufzeichnungen lesen zu wollen, aber hatte sie nicht selbst gesagt, er solle sich wie zu Hause fühlen?
    Das ist eine schale Rechtfertigung, Sternenvagabund! Trotz dieses Gedankens las er die ersten Worte. Die blumige Beschreibung einer schneebedeckten Landschaft, auf der sich tiefrote Sonnenstrahlen spiegelten.
    Plötzlich legte Cosmuel ihm die Rechte auf die Schulter. Er zuckte zusammen und wirbelte herum.
    Sie nahm die Hand hastig zurück. Sie trug jetzt ein rotes Shirt, hatte das Oberteil offenbar im Bad gewechselt. „Entschuldige. Ich wollte dich nicht. erschrecken. Du warst in ... Gedanken versunken."
    Wir entschuldigen uns ständig, dachte Kantiran und überlegte, ob er eine geistreiche Bemerkung wie Vergiss es oder ein cooles Ach was anbringen sollte.
    Stattdessen entschloss er sich zu entwaffnender Ehrlichkeit. „Ich muss mich entschuldigen. Es geht mich nichts an, was du geschrieben hast."
    „Es ist nichts", meinte sie, griff nach der Folie und zerknüllte sie.
    Danach breitete sich unangenehmes Schweigen aus.
    Sie legte die Stirn in Falten. „Wenn ich nichts Besseres zu tun habe, schreibe ich Geschichten. Es lenkt mich ab und hilft mir, meine Gedanken zu sammeln." Sie warf die Folie aufs Bett.
    Er entschloss sich, unangenehm berührt, auf ein unverfänglicheres Thema auszuweichen. „Da jetzt ein genauso ungeeigneter Zeitpunkt ist wie irgendwann in den nächsten drei Monaten, die wir noch unterwegs sein werden, ist es am besten, ich weise dich schon einmal darauf hin, dass ich dir von der effektivsten Sicherungsmaßnahme der Friedensfahrer noch nichts erzählt habe."
    Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich.
    Enttäuschung? Neugierde? „Ah ja."
    Zweifelsfrei Enttäuschung. „Beim Einflug ins System Rosella Enthon wird dich die Heiße Legion unter die Lupe nehmen."
    „Die Heiße Legion", wiederholte sie skeptisch. „Jeder, der einfliegt, wird von ihr geprüft, immer wieder. Die Heiße Legion ist die wichtigste Schutztruppe der Friedensfahrer, eine Art besonderer Schutzmechanismus der Mondkette."
    „Was soll ich mir darunter vorstellen?"
    „Im Grunde genommen kann ich es dir nicht sagen."
    „Weil es geheim ist?"
    „Weil kein Friedensfahrer wirklich weiß, was die Heiße Legion eigentlich ist. Wir bedienen uns ihrer - mehr nicht." So, wie - wir uns so vieler Dinge bedienen, ohne sie zu verstehen. Die OREON-Kapseln, die Bahnhöfe ... alles nur Hinterlassenschaften, die wir übernommen haben.
    Sie setzte sich aufs Bett, die einzige Sitzgelegenheit im Raum, und schlug mit der flachen Hand neben sich. Kantiran folgte der Aufforderung, ließ sich ebenfalls nieder und roch erneut diesen Cosmuel-Duft - ihr Haar, er entströmte ihrem Haar. „Es ist ein eigenartiges Gefühl, von der Heißen Legion untersucht zu werden. Eine sehr effektive Gesinnungsprüfung - nur Friedensfahrer oder Wesen, die ihnen wohl gesinnt sind, überstehen diese Prüfung.
    Alle anderen sterben."
    „Sterben?"
    „Eine Gefahr besteht nur für die Feinde des Geheimbunds - mach dir also keine Sorgen."
    „Du hast immer noch nicht gesagt, worin diese Prüfung besteht."
    „Es würde dir nichts nützen, denn man kann sich nicht darauf vorbereiten. Die Legion ist ein Schwarm immaterieller Wesen. Sie ist optisch nur schemenhaft wahrnehmbar, als golden leuchtende, sich fischartig windende Erscheinungen. Sie durchdringt jeden Schutzschirm - jeden - und genauso jedes Besatzungsmitglied. Ich habe es inzwischen etliche Male erlebt. Es ist, als würdest du bis auf den Grund der Seele durchleuchtet, als mustere die Legion deine Beweggründe, als kenne sie dich danach genauer als du dich selbst."
    „Keine angenehme Vorstellung."
    „Dabei entsteht das Gefühl innerer Hitze.
    Und jeder Feind der Friedensfahrer verbrennt."
    Sie schwiegen einige Sekunden, bis Cosmuel fragte: „Hast du es schon einmal erlebt?"
    „Es kommt sehr selten vor. Ich war nie dabei, aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Es heißt, die Legion sei unfehlbar."
    „Also wird sie nicht gerade bei mir ihren ersten Fehler begehen."
    Kantiran lachte. „Ich hatte denselben Gedanken, als sie zum ersten Mal über mich kam. Was, wenn sie sich in mir täuscht? Aber wie du siehst, geht es mir noch gut."
    Sie verschränkte die Hände ineinander. „Die Legion bereitet mir keine Sorgen. Ich ... ich ..."
    Kantiran spürte das brennende
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