Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2329 - Gestrandet in Hangay

Titel: 2329 - Gestrandet in Hangay
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
verkrusten und abheilen würden.
    Die Unbekannten trugen weder verräterische Kleidung noch besondere Abzeichen, die ihre Herkunft offenbart hätten. Im Gegensatz zu dem struppigen, spröden Fell der Graukartanin war ihre Haut von hellem Flaum überzogen, der ihren körperlichen Verfall keineswegs verbergen konnte. Dass sie halb ausgehungert waren, verrieten ihre eingefallenen Gesichter und die knochigen Hände. „Es sind ausschließlich Männer", bemerkte jemand. „Karaponiden", erkannte Ron-Sha-R'itt. „Frauen gehören bei ihnen nicht zur kämpfenden Truppe."
    Die Graukartanin hatten ihre Stadt verteidigt. Und trotzdem - unter normalen Umständen hätte schon das, was sie als ihr gutes Recht empfanden, eine Strafexpedition des Imperiums nach sich gezogen. Aber wenn Dao-Lin und die Menschen aus der SOL Recht behielten - und daran zweifelte der Hohe Mann des Planeten keineswegs -, war die Veränderung der hyperphysikalischen Konstanten erst einmal von Dauer. Dann würde niemand auf Ultrablau jemals wieder ein Raumschiff der Karaponiden sehen.
    Vielleicht, erkannte er, war dies das Problem der Wachmannschaft gewesen.
    Vielleicht warteten die Männer nicht erst seit zehn Tagen auf ein Schiff des Imperiums, sondern schon länger. Dann waren ihre Vorräte schlicht aufgebraucht und keineswegs durch Energieausfall oder Kälte vernichtet.
    Einer seiner Leute kam und meldete, dass in einiger Entfernung zwischen den Oberflächenbauten eine kleine Schneehöhle aufgespürt worden war. Dort hatten die Eindringlinge ihre Winterkleidung abgelegt, die ihnen hinderlich gewesen wäre - und diese plumpen Anzüge trugen tatsächlich die Insignien des Kaisers von Karapon.
    Von jenem Versteck ausgehend, entdeckten die Fährtensucher innerhalb kurzer Zeit Spuren, die aus Richtung des Landefelds kamen. Sie führten in weitem Bogen an der SOL vorbei und wiesen danach eindeutig auf den südlichen Sektor, zu den dort gelagerten Containern und der Wachstation.
    Die Bedrohung hatte damit einen Namen.
    Und sie war akut.
    Elf Karaponiden waren in die Farm eingedrungen, aber ihre Wachstation bot Platz für weitaus mehr Soldaten. Hundert, schätzte Ron-Sha-R'itt, womöglich gar hundertfünfzig. In ihrem ausgemergelten Zustand, fürchtete er, waren diese Männer wie Tiere; sie würden sich weder ergeben noch um Hilfe bitten. Mit Gewalt und ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben würden sie sich alles das nehmen, was ihnen fehlte und was sie haben wollten.
    So waren die Truppen des Imperiums von Karapon schon früher gewesen, die Berichte bedienten sich in der Hinsicht einer deutlichen Sprache. Ron-Sha-R'itt sah keine Veranlassung, anzunehmen, dass sich das in den vergangenen vierhundert Ultrablau-Jahren geändert hatte.
    Ihm blieb keine Wahl: Er musste dieser Bedrohung zuvorkommen.
    Den Gedanken, die Menschen der SOL um Unterstützung zu bitten, verwarf der Hohe Mann sofort wieder. Das war allein seine Angelegenheit und die seines Volkes
     
    8.
     
    Sein Blick schweifte über die ineinander verlaufenden roten Strukturen, blieb an dem nächsten Kraterwall hängen, der ein scharfes Spiel von Licht und Schatten zeigte, wanderte die wellige Ebene entlang und fraß sich an dem vergleichsweise nahen Horizont fest. Ultrablau ging auf, eine schmale weiße Sichel mit einem Hauch von Blau.
    Die geringe Schwerkraft des Mondes erlaubte ihm weite Sprünge; deshalb hatte er darauf verzichtet, das Tornisteraggregat seines Raumanzugs zu aktivieren. Jeder Schritt ließ ihn im grobkörnigen Sand einsinken, doch blieben nur schwach erkennbare Abdrücke zurück. „Du läufst genau darauf zu, Tek", erklang es in seinem Helmfunk. „Ich weiß, Tess", antwortete er. „Warum sollte ich Umwege machen, wenn ich herausfinden will, was da ist."
    Tess Qumishas verhaltenes Lachen begleitete ihn. Als er sich umdrehte, sah er sie auf einer leichten Anhöhe stehen und in Richtung der kantigen Landmarke blicken.
    Tekener zweifelte nicht daran, dass sie alle Helmfilter durchspielte in der Hoffnung, wenigstens einen Schatten des vermeintlich Unsichtbaren zu erhaschen. „Ich vermisse meinen SEREN mit all den angenehmen Spielereien", sagte Tess. „Vergiss, dass es je so etwas gab!" Der Smiler entfernte sich weiter von dem gelandeten Kreuzer. Jeder seiner Schritte wurde von Bord aus beobachtet und aufgezeichnet. Sobald seine Annäherung an die eigentümliche Formation irgendwo eine Veränderung auslöste, würde er das sofort erfahren.
    Aber nichts geschah.
    Tess Qumisha schloss
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher