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231 - Der Preis des Verrats

231 - Der Preis des Verrats

Titel: 231 - Der Preis des Verrats
Autoren: Mia Zorn
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der Steinadler sich mit seiner Beute im Schnabel zufrieden und setzte seinen Weg zu seinem Horst fort.
    Wäre er nur einige Sekunden länger geblieben, wäre die plötzliche Bewegung in der Frontwand des Felsmassives seinen scharfen Augen nicht entgangen: Die vermeintliche Steinwand bestand aus zwei schweren Schotts, die jetzt lautlos auseinander glitten. Die entstehende Öffnung war die Landeluke der kleinen Gleiterflotte Miki Takeos. Der Eingang zu der gewaltigen Produktionsanlage, die weit ins Innere des Berges reichte, lag ebenerdig.
    Horstie von Kotter, Stellvertreter und Oberst von General Arthur Crow, erschien in der offenen Landeluke. Ein scharfer Windstoß zerzauste seine langen blonden Haare. Der Oberst bemerkte es nicht einmal. Er war Härteres gewohnt: Sieben Jahre lang war er an eine Ruderbank der EUSEBIA angekettet gewesen. Und insgesamt vierzehn Jahre hatte er seine Heimat Doyzland nicht mehr gesehen.
    Rund zehn U-Men in blau schimmernden Kampfanzügen umringten ihn. Auf sein Zeichen hin schwärmten die Zwei-Meter-Hünen aus der Massenproduktion zu den Bergwänden seitlich der Schotttore aus. Sie schossen ihre reißfesten Fangleinen in die Felsen und hangelten sich in die Senke hinab.
    Die U-Men aus neuester Produktion sollten die bereits dort unten postierten Wachen verstärken. Langsam entwickelte sich bei General Crow die Sorge um einen Angriff dieses Miki Takeo zur Paranoia. Am Fuß des Felsmassivs standen nun schon über dreißig Robot-Soldaten Wache, und weitere drei waren in der Umgebung auf ständiger Patrouille. So stark konnte dieser ominöse Android doch gar nicht sein…
    Arthur Crow wurde zunehmend wunderlicher. Dabei hatte es so viel versprechend geklungen, als der General ihn vor knapp zwei Jahren nach der Verbannung aus Waashton zu seinem Stellvertreter und zum Oberst seiner Exilregierung machte. »Ich hätte es wissen müssen«, knurrte Horstie von Kotter. »Eine Regierung, die nur aus vier Leuten besteht, kann nichts wert sein! Nur der, der das Sagen hat, erhält das Ansehen seiner Untergebenen!«
    In diesem Fall war das eindeutig Arthur Crow. Die anderen Mitglieder des Stabes neben von Kotter waren Adjutant Hagenau und der Leibarzt und Botschafter Laurenzo. Diese Drei waren die einzigen, die dem General die Treue gehalten hatten, als die Rev’rends ihn aus Waashton vertrieben. Trotzdem behandelte er sie mitunter wie Dreck! So hatte der General vor zwei Stunden erst seine Regierungsmitglieder aus dem Konferenzraum geworfen, um sich die Antwort der Weltrat-Präsidentin Cross auf seine Forderung zur Zusammenarbeit alleine anzuhören!
    Von Kotter kehrte den Kampfmaschinen, die am Boden angelangt waren, den Rücken und wollte sich gerade auf den Weg zurück zum Konferenzraum machen, als ein Lichtreflex in weiter Ferne seine Aufmerksamkeit erregte. Während sich die Schotts hinter ihm bereits langsam schlossen, nahm er das Binokular, das er um den Hals trug, und richtete es auf den Reflex aus.
    Eine Sekunde später fuhr er herum, schlüpfte durch den Spalt, sprang mehr als dass er lief eine Metalltreppe hinunter in den Hangar, in dem zwei Gleiter standen, und rannte vorbei an den riesigen Produktionshallen, die rechterhand die Hälfte der Anlagenfläche beanspruchten. Das Stampfen und Zischen ihrer Maschinen dröhnte in seinen Ohren. Es verfolgte ihn noch, als er in den tunnelförmigen Gang einbog, der zur Kommandozentrale und dem Konferenzraum führte.
    Vor der Schleusentür der zentralen Räume musste Horstie von Kotter stehen bleiben, um einen Code in die Wandkonsole einzugeben. Schmatzend glitten die Türflügel auseinander. Mit schnellen Schritten eilte er über den dunklen Marmorboden dahinter – und stieß hinter der nächsten Biegung beinahe mit Crow zusammen. Der General konnte gerade noch zur Seite ausweichen.
    »Was ist denn in Sie gefahren?«, schnauzte Crow ihn an. »Passen Sie gefälligst auf, wohin –«
    »Sir, ich habe von der Flugschleuse aus etwas entdeckt, das Sie sich ansehen sollten«, unterbrach von Kotter seinen Chef. Normalerweise hätte ihn Crow für diese Respektlosigkeit umgehend zusammengefaltet, aber er schien instinktiv zu erfassen, dass von Kotters Meldung wichtig war.
    »Was ist es?«
    »Bitte kommen Sie mit in den Überwachungsraum. Ich zeige es Ihnen auf dem Bildschirm.« Er wollte das Risiko nicht eingehen, die Pferde scheu zu machen, wenn er sich irrte. Sollte Crow selbst urteilen.
    Eine Minute später starrte der General ungläubig auf das
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