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2251 - Das Land unter dem Teich

Titel: 2251 - Das Land unter dem Teich
Autoren: Unbekannt
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zu fassen.
    Ich ging so weit den Hang entlang, bis der Wind die Schwaden von mir wegwehte, dann ging ich hinunter.
    Das Gute an der Zerstörung: An vielen Stellen hat es diesen Kunstrasen komplett zusammengeschnurrt, und darunter ist nackte Erde zum Vorschein gekommen.
    Verbrannte Erde, tot und steril. Aber Erde.
    Von den Kunstwerken um das Ei herum fehlt jede Spur. Nicht einmal Farben sind zu sehen. Alles ist einfach ein matschiges, schlammiges Braungraugrünmodderschwarz.
    Ich ging hinunter, so weit ich konnte, dann öffnete ich meinen Brotbeutel und griff in die Schimtakerne von meinem Atelierfenster, ließ sie durch meine Hand rieseln. Ich küsste jeden einzelnen Kern und wünschte ihm alles Gute und warf ihn in hohem Bogen irgendwohin in diesem zerstörten Tal, in das schwelende Nichts.
    Irgendwann war der Beutel leicht und leer. Ich legte mir den letzten Kern auf die Zunge und ging wieder zurück auf die Hügelkuppe. Dort setzte ich mich hin, lutschte an der kühlen Glätte herum und stellte mir vor, wie es sein würde, dieses Tal, wenn die angesengten Samen eines Tages aufplatzen würden und irgendwann Schimtabäume daraus wüchsen, ein ganzer Hain von Schimtabäumen, ein ganzes Tal voll. Und wer weiß, welche Samen noch in den Tiefen dieser totgemachten Erde schlummern und nun vom Licht herausgelockt werden, das wieder zu ihnen dringt!
    Ich saß da und stellte mir das vor, stellte mir dieses ganze üppige Leben vor, das da wuchern und wachsen will, dieses ganze wilde Leben, das uns so viel schenkt, wenn wir es nur lassen, und auf einmal machte es leise pingg in mir drin. Es war wie ein ganz weit entferntes, kurzes Klirren, nur dass es in mir drin war. Ich glaube, ich habe empfangen dort oben auf dem Hügel, Arfledd. Wir kriegen ein Baby.
    Nesse, die ausnahmsweise einmal nicht weiß, was sie sagen soll PS: Ein paar Stunden später. Ich habe schöne Drecksarbeit hinter mir. Ich bin im Dunkeln rüber zum Speisehaus und habe alles durchwühlt, was wir an vergammeltem Grünzeug noch hatten, habe alles rausgesucht, was irgendwie keimfähig aussah.
    Niemand hat mich gesehen, glaube ich.
    Habe einen Zettel über der improvisierten Handspüle hinterlassen: Arbeit in Fülle und ein schwangeres Mädchen finden Frauen, die Schwielen an den Händen vertragen, da und da ...
    Jetzt, im Morgengrauen, habe ich den kleinen Flitzer gepackt. Meine paar Sachen, das Grünzeug, außerdem sämtliche Flammenmännlein, die irgendwie unternehmungslustig aussahen.
    Ich werde diesen Brief fertig tippen; dann werde ich den Computer einmotten. Und dann werde ich ein zweites Mal runter zu dieser Drogenplantage fahren und dort meinen Garten bestellen. Üppig wird er werden, eine Oase des Durcheinanders in dieser aufgeräumten Welt der Schönen und der Toten, und überall werden Flammenmännlein ihren Unfug treiben - bis ich keine Lust mehr habe, welche zu machen. Und eines Tages, wenn alles gut geht, werden diese Männlein meine Schreie hören und mein Stöhnen, und ich werde unser Kind gebären; deins, Arfledd, und meins.
    Und wenn alles gut geht, Arfledd, dann werden wir uns eines Tages wiedersehen.
     
    ENDE
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