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2251 - Das Land unter dem Teich

Titel: 2251 - Das Land unter dem Teich
Autoren: Unbekannt
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stand. Mitten im hellen Licht des Eingangsbereichs lag eines der Wachschutzweiber in einer Blutlache wie eine merkwürdige, schockierende Skulptur. Ich trat über ihren ausgestreckten Arm hinweg.
    Weiter drinnen blieb ich stehen und sah mich um. Überall sanft geschwungene Vorsprünge, Öffnungen; nirgends etwas, das nach einem Lautsprecher aussah, einer Sprechanlage, einer Kamera. „Hallo!", sagte ich zur Decke hinauf. „Wir brauchen ärztliche Hilfe." Ich reckte Laokim empor. „Sie liegt im Sterben."
    Keine Reaktion. „Bitte", sagte ich. „Ich bitte euch." Stille. Irgendwo hörte ich Stiefel eine Treppe hinauflaufen. Hörte ich ein metallisches Scheppern.
    Die Treppe war eng und dunkel. Notbeleuchtung. Ich machte mich an den Aufstieg. Es war warm hier drinnen. Der in Laokims Gewand integrierte Schutzschirm sprang an.
    Auf einmal kam ich mir ganz verwundbar vor. Ich blieb stehen.
    Sie ist tot, wurde mir klar. Ich raffte sie enger an mich und lief, so schnell ich konnte, zur nächsten Ebene hinauf. Dort legte ich sie auf den Boden.
    Von irgendwo drang Gepolter herunter.
    Es wurde wirklich mit jedem Atemzug wärmer hier. „Frieden", wünschte ich Laokim. „Mögest du deine Mutter treffen."
    Dann machte ich, dass ich wegkam. Dieser Sturm auf das Artefakt, er war nicht meiner.
    Das Geländer neben mir begann zu vibrieren, zu singen, so schnell lief ich die Treppen hinunter.
    Draußen sprang ich in Scho Tschais Gleiter, bekam ihn nach ein paar Versuchen herumgezogen und flog davon.
    Ein Punkt, dessen ich mich heute schäme: Ich habe die beiden verletzten Frauen dort bei dem Gleiter sitzen gelassen. Ich konnte keine von diesen Kriegerinnen mehr ertragen.
    Keine Entschuldigung, ich weiß.
    Irgendwann wurde es gleißend hell hinter mir, wie bei einem strahlenden Sonnenaufgang. Nur dass die Sonne unten blieb.
    PS: Ihr glaubt gar nicht, wie mir die Augen wehtaten. Weil ich wie versteinert war und nicht weinen konnte, dachte ich zuerst. Das stimmte vielleicht auch. Aber vor allem war ich ganz lichtempfindlich. Mein zweites Augenpaar hatte sich geöffnet.
    Die Zeiten der naiven dreiäugigen Nesse, sie sind unwiederbringlich vorbei.
     
    16.
     
    Kimte, Hauptstadt von Tom Karthay
     
    Rhodan stolperte auf den Gang unter dem Teich der Trideage hinaus. Die schlafende Catiaane in den Armen, lehnte er sich rückwärts gegen die Wand. Lyressea starrte ihn an, keuchend. Dann kam Rorkhete an ihm vorbeigestapft.
    Plopp, machte es hinten. Er sah zur Kapsel zurück.
    Das wallende Feld, die einzige Verbindung von Kimte in die Welt der Kapsel, war abrupt erloschen. An seiner Stelle gähnte eine tiefe Höhlung, gerade groß genug, um Catiaanes Kapsel aufzunehmen.
    Die Höhlung - sie war immer noch leer!
    Mit einem Mal fuhr ein greller Überschlagblitz durch den Gang.
    Nein, eher die Reflexion eines Blitzes. Ohne Hitzeentwicklung. Die Asylkapsel war nicht aufgetaucht - sondern anscheinend jenseits des Dimensionsbruches verglüht.
    Kimte drohte keine Gefahr mehr.
    Rhodan konnte es kaum fassen. Er musste lachen.
    Lachend ließ er sich die Wand entlang zu Boden rutschen, legte Catiaane ab. Die kleine Frau drehte sich seufzend auf die Seite und zog die Beine an.
    Rhodan legte ihr eine Hand auf den Rücken. Sie atmete ganz ruhig. Er sah zu Lyressea.
    Sie erwiderte seinen Blick. Erschöpft, schweißgebadet, aber lächelnd. Sie sah wieder zu ihrer Schwester. „Sie schlägt gerade die Augen auf", sagte sie. „Gut", sagte Rhodan. Und schloss seine. Und atmete einmal tief, sehr tief durch.
    Die Wand des Ganges lag angenehm kühl an seinem Hinterkopf.
     
    EPILOG
     
    Aus Nesses Halo-Briefen
     
    Arfledd, mein Liebster.
    Erst wollte ich diesen Brief ans ganze Kollektiv richten, jetzt wird er eines Tages an dich allein gehen; du wirst gleich wissen, warum.
    Ich bin heute noch mal zu dem Ei rausgewandert - oder zu dem, was davon übrig ist.
    Zwei Tage nach diesem grausigen kleinen Krieg schien mir das Risiko gering genug.
    Wie kann von einem so riesigen, monumentalen Dingsbums so wenig übrig bleiben?
    Nicht mehr als Rauch und Schlacke.
    Ich stand auf demselben Hügel wie vorgestern und schaute auf eine Wüste hinab.
    Weitläufig war das Kunstgras in .dem .kleinen Tal geschmolzen und verbrannt, bis fast hoch zu mir. In der Mitte des Tals, wo das Ei gewesen war, dampfte ein Riesentümpel.
    Aus lauter geschmolzenen Industriematerialien, nehme ich an, die sich noch nicht weit genug abgekühlt hatten, um wieder fest zu werden. Der Gestank war nicht
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