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2219 - Rorkhete

Titel: 2219 - Rorkhete
Autoren: Unbekannt
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Raumschiff, das von einem Deflektorschirm verborgen war. Vielleicht, denkst du, gibt es doch einen Gott, der den Shoziden gnädig ist! Du glaubst zu wissen, was du vor dir hast: einen Bionischen Kreuzer. Eines der legendären Schiffe, mit denen die alten Motana den Weltraum beherrschten.
     
    EPILOG
     
    Resars lebloser Körper lastete schwer auf Selboos Schulter. In regelmäßigen Abständen musste er seinen Aufstieg unterbrechen, den Leichnam absetzen und Atem schöpfen.
    Das Mondlicht spiegelte sich in Resars gebrochenen Augen. Sie blickten Selboo anklagend an - keine Einbildung, war sich der Motana sicher. Die Augen des alten Mannes hatten den Ausdruck behalten, den sie im Augenblick des Todes gehabt hatten.
    Selboo wich ihnen nicht aus. Er empfand den strafenden Blick als gerechte Strafe.
    Es tut mir Leid, Resar, sagte er immer wieder. Das wollte ich nicht. Ich wollte nur das Beste, glaub mir.
    Und: Ich mache es wieder gut.
    Resar wäre wahrscheinlich noch am Leben, wäre er nicht gewesen. Das Raumbeben, wie es die Menschen nannten, war hart gewesen. Gut möglich, dass es Resar in jedem Fall das Leben gekostet hätte. Doch der Kampf hatte dafür gesorgt, dass der Alte keine Chance gehabt hatte.
    Selboo konnte das Knacken nicht vergessen, mit dem Resar gegen das Pult gekracht war. Das seiner Wirbelsäule? Schließlich gelangte Selboo an die Ebene unterhalb des Gipfels. Die Statuen warfen lange Schatten im Licht des Mondes, der jetzt beinahe direkt über ihm stand.
    Selboo legte den Leichnam vorsichtig ab und ging zu den Statuen. Er kletterte nacheinander auf ihre Sockel.
    Schließlich, bei der dritten, wurde er fündig.
    Der Motana kehrte zu dem Alten zurück, legte ihn über die Schulter und ging zu der Statue. Er lud Resar auf dem Podest ab, wuchtete sich selbst hoch. Schweigend zog er den Alten herauf. Der Motana packte die Leiche an den Schultern und schob sie in die Öffnung am Fuß der Statue. Die Kutte berührte an dieser Stelle nicht den Boden. Der Spalt war gerade groß genug, um den dürren alten Mann hindurchschieben zu können.
    Anschließend ließ Selboo sich im Schneidersitz nieder, sang flüsternd den Choral an den Schutzherrn und wartete.
    Der Motana wusste nicht, worauf. Ein Teil von ihm hoffte darauf, dass die Statue dem alten Mann neuen Lebensatem einhauchen würde. Ein anderer, ein wenig rationaler, hoffte, dass die Statue Resar an einen anderen, besseren Ort versetzen würde, so, wie sie es mit den Wesen gemacht haben musste, die ihnen die Form verliehen hatten. Selboo sang bis zum Morgengrauen, zuletzt mit heiserer, kratziger Stimme.
    Als die ersten Sonnenstrahlen auf die Statue fielen, erhob er sich mit steifen Gliedern und zog Resar an den Füßen hinaus auf das Podest.
    Der alte Mann blieb tot. Die Leichenstarre hatte eingesetzt. Sein Gesicht hatte Farbe verloren. Und die Augen ... die Augen waren geschlossen.
    Selboo nahm den Toten auf und trug ihn den Hang hinunter. An einem kleinen, grasbewachsenen Platz unter einem Baum legte er ihn ab. Er zog das Messer, das er aus einem Stachel des Kybb-Gouverneurs gefertigt hatte, und lockerte damit die Erde auf.
    Es war beinahe Mittag, bis er eine Grube ausgehoben hatte, die tief genug war, um den Leichnam vor Aas fressenden Tieren zu schützen. Selboo bettete den Leichnam in die Grube.
    Das ist alles, was ich für dich tun kann, Resar, flüsterte er dem Toten ins Ohr. Ich hoffe, dir gefällt der Platz.
    Selboo schichtete die ausgehobene Erde über die Leiche und platzierte einige schwere Steine auf das Grab.
    Dann ging er hinunter, zu dem Steg, auf dem er zum Berg gekommen war. Der Moftana nahm das Messer und schleuderte es von sich. Weit unter ihm, so weit, dass er seinen Aufprall nicht mehr hörte, verschwand es in den Wellen. Jch kann nicht schwimmen. Im Hain habe ich es nicht gebraucht, dachte der Motana.
    Die Wellen lockten ihn. Sie versprachen Vergessen. Auch Erlösung?
    Selboo stand lange auf dem Steg.
     
    ENDE
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