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2200 - Der Sternenbastard

Titel: 2200 - Der Sternenbastard
Autoren: Unbekannt
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riss.
     
    *
     
    Die Bügel enthielten links und rechts einen optischen Sensor, eingefasst in blauen Kristall. Per Fingerdruck am Rahmen fingen Mikrokameras das Geschehen außerhalb meines Blickwinkels ein. Jede Seite verfügte über einen separaten Speicher, für eine halbe Stunde Aufzeichnung.
    Mit einem zweiten Fingerdruck, links oder rechts, spielte die Brille das aufgezeichnete Geschehen an die Innenseite der Gläser ab. Niemand außer mir konnte das sehen.
    Der Rahmen bestand aus einem semiflexiblen, intelligenten Werkstoff. Nach ein paar Tagen passte die Brille wie Maßarbeit.
    Ich trug sie in der Schule, während Terranischer Geschichte. Die Füße ausgestreckt, die Brille auf der Nase, verfolgte ich den Unterricht.
    Eine Rakete namens STARDUST flog zum Mond von Larsaf III, dem Erdmond Luna. An Bord der spätere Unsterbliche Perry Rhodan. Fast dreitausend Jahre war das her.
    Auf dem Mond erfolgte die Begegnung mit den Arkoniden, Rhodans Diebstahl unserer Technologie aus einem notgelandeten Kreuzer. Mit der bekannten Folge: Die Parasitenplage Mensch breitete sich über Tausende Welten aus. „He, Bastard!", hörte ich Valizon sticheln. „Saubere Leute sind das, deine Verwandten."
    Ich hob die Brille und fxierte ihn kühl unter den Gläsern durch. „Willst du auf die Nase, Val?"
    „Haha. Nicht unbedingt."
    Rhodan war ein faszinierender Kerl. Klar kam er in Lehrerin Teggiras Unterricht grottenschlecht weg; dennoch hatte er was, das ich nicht erklären konnte.
    Wie sollte ein Mensch auf der einen Seite verräterisch veranlagt sein, unfähig und schwach - und auf der anderen Seite ein Volk mit nichts als ein bisschen Beutetechnik in den Weltraum führen?
    Valizon hatte nach der Stunde Tam und Kachod dabei. „Keine Zeit heute!", log ich. „Ich helfe Weigel bei der Ernte!"
    Val und seine Essoya-Kumpels verschwanden.
    Den Nachmittag über hockte ich mich aufs Sonnendeck am Raumhafen. Ich sah mir auf der Innenseite der Gläser Filme an: links und rechts hinter mir die Schüler, wie sie mir Blicke zuwarfen, wie sie ihren Bastard heimlich fixierten, Kantiran den Halbterraner. „Was ist das für eine hässliche Brille?", meckerte Arachya, als ich abends in die Farm kam. „Setz das ab, Junge!", befahl Weigel drakonisch.
    Aber ich hörte nicht. „Du hast ein Problem mit Autorität", stellte Weigel sachlich fest. „Du wirst damit noch schwer zu kämpfen haben."
    Sie ließen mich gewähren, es war meine Brille. Und ein klarer Befehl war die beste Möglichkeit, mich zum Gegenteil zu drängen.
    Tags darauf war Pilotenschule. Im Hangar der Übungsgleiter stand ein Messgerät, mit dem wir Gläser und Gestell untersuchten. Die Einlagen in den Bügeln stellten sich als Mivelum heraus, als kostbarer Hyperkristall für den Raumschiffbau.
    Ab sofort gehörte ich ebenfalls zu den Schülern, die die Schule oder Weigels Farm kaufen konnten. Ascari sei Dank. „Du hast doch mal auf Arkon gewohnt", fragte ich den Fluglehrer beiläufig. „Kennst du einen Ausdruck namens Paragetha? Oder so ähnlich?"
    Der Lehrer überlegte kurz. „Paragetha ... so heißt die Kadettenschule am Thek-Laktran. Am Hügel der Weisen, für die superreichen Großmäuler. Unsereins hat da keinen Zutritt. Wieso fragst du?"
     
    *
     
    Ich trug die Brille auf der Nase, oder ich trug sie ins unarkonidisch dunkle Haar gesteckt.
    In der Schule oder im Isolierten Wald. Ich hatte geschworen, ihn nie wieder zu betreten, und er wurde in jenen Monaten vor meinem vierzehnten Geburtstag zu einer Art zweitem Zuhause.
    Ich wusste, dass ich zu den Crochen sprechen konnte. Die Magie des Augenblicks verließ mich keine Sekunde. Fünfmal, zehnmal dieselbe Tour, Dutzende Male unterwegs mit dem Übungsschweber der Pilotenschule, bis ich hörte, wonach ich mich zu hören sehnte. Torm. Der kleine Croche schlängelte sich schwerelos aus dem Unterholz nahe dem weißen Monolithen. „Torm", machte er leise. Aus seinem Maul drang ein beißender Geruch. Seine braun geschuppte Haut war an den Unterkiefern von Blutfäden benetzt. Ein kleiner Killer wuchs heran. „Hallo ...", hörte ich mich flüstern. Diesmal ohne den Druck der Furcht, sondern in behutsamer Neugier; dafür mit zugehaltener Nase. „Ich bin Kantiran.
    Schön, dich zu sehen, Kleiner."
    „Torm."
    Die Familie war ganz nahe. Sie erkannten mich alle wieder, sonst hätte das Leittier nicht ihr Kind mit mir allein gelassen. Ich hörte sie nicht, aber ich sog etwas ein, was wie sacht schwingende Elektrizität schmeckte.
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