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22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

Titel: 22 - Im Reiche des silbernen Löwen III
Autoren: Karl May
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schleunigst nach?“
    „Nicht eigentlich nach. Kannte deinen Weg ja nicht. Dummer Kerl, dein Wirt; konnte mir nicht sagen, welche Route!“
    „Er ist nicht mein Vertrauter!“
    „Well! Mußte also eigenen Weg nehmen: Wien, Triest mit Bahn; Triest, Suez, Bombay mit Schiff; Bombay, Buschehr, Bagdad wieder mit Schiff, dann Haddedihn suchen und nach dir fragen.“
    „Das ist ja außerordentlich kühner Plan!“
    „Kühn! Pshaw!“ sagte er wegwerfend.
    „Ja, doch kühn! Von Bagdad zu den Haddedihn, deren Weideplätze man erst suchen muß, ist's ein gefährlicher Weg.“
    „Bin kein Kind!“
    „Das weiß ich; aber ob Mann oder Kind, die Gefahr ist doch da. Es ist auf alle Fälle ein Glück, daß wir uns hier auf eine so fast wunderbare Weise getroffen haben!“
    „Well! Dampfer legte für fünf Stunden hier an. Habe Bord verlassen, weil es dort zu langweilig ist.“
    „Ja, hier im Kahwe ist es bei Raki und Bazzaka kurzweiliger gewesen!“
    „Bitte, still! Mag von Schnecke kein Wort hören. Ihr seid unterwegs?“
    „Ja.“
    „Nach Persien?“
    „Ja.“
    „Well! Ich gehe mit!“
    „Ich denke, du willst nach Bagdad und dann zu den Haddedihn!“
    „Mach keine schlechten Witze! Doch, ah, ich verstehe; habe nicht gefragt, ob Ihr mich wollt! Werde es also nachholen. Darf ich mit?“
    „Ja“, antwortete ich in der von ihm gewünschten Kürze.
    „Welches die erste persische Stadt?“
    „Schiras.“
    „Wann von hier fort?“
    „Jetzt, nachher, sobald der Fährmann kommt.“
    „Fährmann? Hm! Wartet! Bin gleich wieder da!“
    Er sprang auf und ging so eilig fort, daß ich gar keine Zeit fand, ihn zu fragen, wohin er wolle. Jedenfalls nach seinem Dampfer, um die Fahrt abzubrechen und sein Gepäck zu holen.
    „Sihdi, der macht es kurz“, lachte Halef. „Fast hätte er gar nicht erst gefragt, ob wir ihn gern mitnehmen oder nicht. Wer weiß, ob er, wenn er uns nicht getroffen hätte, bis zu den Haddedihn gekommen wäre! Er glaubt nicht an die Gefahren, welche zu beiden Seiten dieses Weges lauern. Sag mir aufrichtig, ob es dir lieb ist, daß wir ihn mitnehmen sollen.“
    „Wenn ich ehrlich sein will, muß ich gestehen, daß ich mich in den Gedanken eingelebt habe, nur dich allein bei mir zu haben.“
    „Ich danke dir, Effendi! Ich wollte, er wäre in seinem native country geblieben.“
    „In dieser Weise will ich es doch nicht meinen. Du mußt bedenken, er ist ein sehr vornehmer Herr und seine Freundschaft eine sehr ehrenvolle Auszeichnung. Auch sind die Vorzüge seines Geistes und seines Herzens hoch anzuschlagen, und was die Hauptsache ist, ich habe ihn lieb. Ich gebe zu, daß infolge seiner Begleitung wohl manches anders werden wird, als es sich ohne ihn gestalten würde. Wir werden oft Rücksicht auf ihn und seine Eigenheiten zu nehmen haben; aber das wird alles ausgeglichen durch die vortrefflichen Eigenschaften, welche ihm unsere Achtung und Zuneigung erworben haben. Ich will also, Für und Wider gegeneinander abgewogen, sagen, daß es sich gleich bleibt, ob wir zu zweit oder zu dritt sind.“
    „Wenn du so spricht, will ich mich darein finden, nicht dein einziger Gefährte sein zu dürfen. Horch, Effendi, was Euer Raki mit heißem Zuckerwasser für eine fromme Wirkung hat!“
    Der Wirt sang draußen in einem fort „Allahhu, Allahhu, Allahhu!“ Er ahmte die heulenden Derwische nach, und der traute Ostafrikaner schrillte in den höchsten Fisteltönen allerlei dummes Zeug dazu. Es war ohrenzerreißend und nervenzersägend, aber hier an den vereinigten Wassern des Euphrat und Tigris schatt-el-arabisch schön!
    Als ich dem Hadschi jetzt mitteilte, daß der Wirt den Ring der Sillan am Finger trage und also wohl zur geheimen Bruderschaft der ‚Schatten‘ gehöre, sagte er schnell:
    „So erlaube, daß ich meinen Ring auch anstecke und ihn diesem Mann wie zufällig sehen lasse! Ich möchte sehr gern wissen, was er dann tun oder sagen wird.“
    „Hm, wir dürfen mit diesen Ringen nicht spielen, lieber Halef!“
    „Das weiß ich gar wohl; aber du hörst ja, daß er betrunken ist; es ist also gar keine Gefahr dabei, denn wenn er wieder nüchtern geworden ist, wird er nichts mehr wissen. Vielleicht erfahren wir etwas.“
    „Das ist freilich möglich. Nur darf ich mich nicht für einen Sill ausgeben, weil er uns vorhin zugehört hat und also wahrscheinlich weiß, daß ich ein Europäer bin.“
    „Genügt es denn nicht, daß ich mit ihm spreche? Mich kann er für keinen Franken halten.“
    „Wenn du
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