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22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

22 - Im Reiche des silbernen Löwen III

Titel: 22 - Im Reiche des silbernen Löwen III
Autoren: Karl May
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reiten!“
    „Wer sagt das?“
    „Ich. Werden fahren.“
    „Fahren? Womit? Hier gibt es keine Postchaisen.“
    „Schlechter Witz! Werden per Schiff fahren.“
    „Ah – – – so?!“
    „Yes. Liegt ja ein Dampfer draußen. Geht gegen Abend ab, nach Bombay. Wird uns in Buschehr absetzen.“
    „Wer sagt das?“ fragte ich wieder.
    „Ich –“, antwortete er. „Habe bereits drei Plätze bezahlt. Mit Kapitän gesprochen. Alles abgemacht!“
    „Wer hat dich dazu beauftragt?“
    „Beauftragt?“ fragte er, mit dem Kopf hoch emporfahrend, die Stirn in Falten ziehend und mich aus zusammengezogenen Augen erstaunt ansehend. „Denke nicht, daß es einer besonderen Beauftragung bedurfte, sondern glaubte, es so ganz richtig zu machen! Wolltet ihr denn nicht per Schiff nach Buschehr hinunter?“
    „Nein.“
    „Well, hätte das wissen sollen!“
    „Du konntest es erfahren, indem du uns fragtest!“
    „Yes, ist richtig; aber unter Reisegefährten rechnet man nicht so genau. Da die Plätze bezahlt sind, werden wir fahren.“
    „Ist das wirklich so bestimmt, wie du meinst?“
    „Yes.“
    „Wenn ich nun nicht darauf eingehe?“
    „Ist gar nicht möglich. Würde eine Beleidigung für mich sein. Was sagt Halef dazu?“
    „Ich tue das, was mein Effendi tut“, antwortete der kleine Hadschi.
    „Well, so fahren wir. Werde doch nicht unnötig bezahlt haben sollen!“
    Da er mich bei diesen Worten fragend ansah, gab ich den Bescheid:
    „Gut, gehen wir also per Dampfer nach Buschehr. Der Weg von dort nach Schiras ist ja auch ganz interessant. Wenn du mit dem Wirt sprechen willst, Halef, jetzt ist es Zeit.“
    „Ja, ich gehe jetzt hin“, nickte er, „und werde mich so verhalten, daß ich deine Zufriedenheit erlange, Sihdi. Du weißt, eine Dummheit sage ich nicht!“
    Ja, das wußte ich freilich. Unüberlegt zu handeln, das fiel ihm gar nicht schwer, aber im Gebrauch der Zunge besaß er eine desto größere Meisterschaft. Als er sich entfernt hatte und ich längere Zeit schweigend vor mich hingeblickt hatte, fragte Lindsay, und zwar in englischer Sprache.
    „Warum redet Ihr nicht? Habt wohl schlechte Laune? Was?“
    „Bitte, Launen habe ich nie!“
    „Woher dann aber dieses Gesicht und diese Augen? Möchte wetten, daß Ihr etwas gegen mich habt.“
    „Diese Wette würdet Ihr freilich gewinnen. Aber eine ‚Laune‘ ist es nicht. Ich kann überhaupt launenhafte Menschen nicht leiden. Wenn mich etwas verdrießt, sage ich es frei und ehrlich vom Herzen herunter, und dann ist es wieder gut.“
    „Well! Also herunter damit! Was ist's?“
    „Diese Frage sollte eigentlich gar nicht notwendig sein. Ihr müßtet auch ohne jedes Wort von mir wissen, was ich gegen Euch habe.“
    „Kann es mir aber doch nicht denken. Sollte es sein, weil ich die Schiffsplätze genommen habe?“
    „Natürlich ist es das!“
    „Aber Ihr seid doch darauf eingegangen, ohne darüber zu räsonieren!“
    „Dazu hatte ich zwei Gründe. Erstens waren die Plätze bezahlt; man bekommt das Geld nicht wieder; es gab also an der Sache nichts zu ändern. Und zweitens wollte ich Euch nicht vor Halef blamieren.“
    „Blamieren? Oho! Das ist ein sehr kräftiges Wort, Mr. Kara!“
    „Aber das richtige. Ich halte es für notwendig, Klarheit zwischen uns zu schaffen. Ich liebe es nicht, wenn ohne mein Wissen über mich disponiert wird. Ich bin weder ein Bedienter, über dessen Person man nach Belieben verfügen kann, weil man ihn bezahlt, noch eine Puppe, die sich an Fäden ziehen läßt. Ich will gefragt sein. Das müßt Ihr Euch ein für allemal merken!“
    Da zog er die Brauen hoch empor, welcher Bewegung seine erstaunte Nase sofort folgte, und sagte: „Sollte ich erst hierher laufen, um wie ein Knabe um Erlaubnis zu bitten?“
    „Das sind sehr unpassende Worte, Sir. Ihr kennt meine Art, zu reisen. Ich bewege mich nicht auf den breitgetretenen, ungefährlichen Wegen anderer, denn ich will die Bücher, welche ich schreibe, nicht mit den Resultaten wohlfeiler Erkundigungen füllen, sondern nur das erzählen, was ich selbst erlebt, geprüft und gesehen habe. Ich bin keiner der subventionierten Herren, welche unter hohem Schutz mit großem, Aufsehen erregendem Troß bequeme Pfade ziehen und dann, wieder heimgekehrt, einen Vortrag auswendig lernen, um mit ihm, Stadt für Stadt abklopfend, Geld zu machen. Ich reise, um allüberall, im Urwald, in der Steppe, der Wüste, im Leben der Verachteten und Bedrängten, im Herzen des sogenannten Wilden die
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