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2192 - Wider den Seelenvampir

Titel: 2192 - Wider den Seelenvampir
Autoren: Unbekannt
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wie durch Millionen filigraner Bahnen das Zuuy floss und über den Anzug an seine Haut herangeführt wurde.
    Die Nährflüssigkeit lief über sein Gesicht und in den Anzug, der seinen Körper umhüllte. Er konzentrierte sich auf das gleichmäßige Geräusch und auf die Kühle, die sie ausstrahlte.
    Postal Evvy musste ruhig sein, wenn er auf den Gang hinaustrat, gefasst und mit einem klaren Verstand. Es gab hoffentlich eine vernünftige Erklärung für Navras Verhalten. Vielleicht war es ein Scherz - Navra scherzt nicht, widersprachen seine Gedanken - oder ein technischer Ausfall. An einen Angriff der so genannten Terraner glaubte er nicht.
    Ein Teil von ihm wusste allerdings genau, dass er sich belog. Noch einmal atmete er durch, dann machte er sich zum Aufbruch bereit. Zwei Sonden aktivierte er noch, die er in den Kragen seines Tabe'irs steckte. Sie sollten seinen Weg aufzeichnen, falls ihm etwas geschah. Vielleicht fand er einen Hinweis darauf, was passiert war, und konnte entsprechend reagieren.
    Postal verließ sein Quartier und eilte den Gang hinab. Der Sektor, in dem sich Navras Labor befand, lag relativ nahe, dennoch zog sich der Weg dorthin schier unendlich in die Länge. Sicherheitshalber benutzte der 6-D-Mathematiker keinen Transmitter, sondern vertraute sich den schnellen Rollbändern und Antigravbahnen an.
    Der Dhyraba'Katabe spürte, wie sich jede Faser seines Körpers anspannte. Wie er vergeblich versuchte, einen normalen Atemrhythmus zu erreichen. Wie sich sein Denken in ein wüstes Tohuwabohu verwandelte.
    Keiner seiner Mitarbeiter, die ihn in diesem Augenblick gesehen - schlimmer noch: gesprochen - hätten, wäre auf die Idee gekommen, den stets klug und überlegen wirkenden Mathematiker vor sich zu sehen. Postals Körper hatte längst begriffen, was geschehen war. Sein Herz hämmerte, seine Haut wurde trocken unter der feuchten Schicht, und doch weigerte sich sein Verstand, das Unausweichliche zu akzeptieren.
    Schließlich erreichte er sein Ziel. Noch vor dem geschlossenen Trennschott', hinter dem sich Navra seinen Informationen zufolge befand, ging er in die Knie. Auf einmal hatte er das Gefühl, von einer herabschwebenden, unsichtbaren Stahlplatte nach unten gedrückt zu werden.
    Der Druck war kaum erträglich. Die Luft schien zu gefrieren. Der Wissenschaftler atmete buchstäblich Eiskristalle. Sein Körper erstarrte. Selbst die Gedanken drohten zu gerinnen.
    Er wusste auf einmal ganz genau, was es bedeutete. Er hatte all die Berichte gehört und gelesen; man munkelte immer wieder, auch wenn es nicht offiziell war. Postal wusste, was geschehen war.
    Nicht die Fremden aus der Milchstraße hatten das Verhängnis über seine Gefährtin gebracht ...
    Von irgendwoher nahm er dennoch die Kraft, den Arm auszustrecken. Er betätigte den Türöffner. Kurz wurde er überprüft; nur Millisekunden dauerte dieser Check.
    Dann sprang fauchend das Schott vor ihm zurück.
    Einen Inquisitor darf man nicht schauen ... Praktisch jeder im Reich Tradom, der zu den engeren Zirkeln der Macht gehörte, kannte diesen Spruch. Und ein Dhyraba'Katabe auf einem Hort war automatisch eine wichtige Stütze des Reiches, vor allem dann, wenn es sich um eine Führungskraft handelte.
    Doch in diesem Augenblick war Postal Ewy keine bedeutende Führungskraft, kein 6-D-Mathematiker, sondern nur ein Dhyraba'Katabe, der wissen wollte, was mit seiner Lebensgefährtin geschehen war.
    Er eilte in die Halle, in der Navra zuletzt gearbeitet hatte, sah mit einem Blick einige zusammengesunkene Körper, spürte die unheimliche Atmosphäre und ... ... und sah mitten im Raum eine Gestalt, die er nicht sehen durfte. Jene Gestalt, die der Albtraum eines jeden Geschöpfes des Reiches Tradom war ... ... und die ihn allein durch ihre Anwesenheit wie beiläufig dazu zwang, sich auf den Boden zu werfen, in den imaginären Staub, bevor er überhaupt darüber nachdenken konnte. Postal presste sein Gesicht so fest gegen den Stahl, dass er das Gefühl hatte, seine Knochen darin zu zermalmen ...
    Er spürte, wie sich der Spender auf seinem Kopf verschob, wie die Zufuhr des Zuuy kurz stockte, und er drückte seinen Kopf nach unten, schloss die Augen, hielt den Atem an und dachte nur noch an eines.
    Man darf einen Inquisitor nicht schauen. Man darf ihn nicht schauen. Nie.
    Mit geschlossenen Augen lag er da. Die Gestalt, die er gesehen hatte, musste ihn wahrgenommen haben; hinter ihm schloss sich eben das Schott, wie er hörte. Jetzt blieb ihm nur der Glaube an
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