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2180 - Objekt Armaire

Titel: 2180 - Objekt Armaire
Autoren: Unbekannt
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Etliche vertraten sich die Beine, andere standen in kleinen Gruppen beisammen und diskutieren mit verhaltener Lautstärke. Es war eine ganze Menge auf uns eingeprasselt, dessen Verarbeitung zweifellos eine Weile beanspruchen würde. Gerade in der Zusammenfassung war die gedrängte Informationsmenge beachtlich gewesen.
    Textzeilen aus dem
     
    95.
     
    Brief an Lucilius, geschrieben von Lucius Annaeus Seneca, Namensgeber unseres mitunter eigenwilligen Bordrechners, huschten durch meinen Kopf: Gegen Totschlag und Mord Einzelner schreiten wir ein, aber wie steht's mit den Kriegen und dem verbrecherischen Ruhm, ganze Völker hingeschlachtet zu haben? Was für den Einzelnen verboten ist, wird von Staats wegen befohlen. Was heimlich begangen dem Täter den Kopf kosten würde, das lohnen wir, wenn es im Feldherrnmantel geschieht.
    Nachdenklich goss ich mir Kaffee nach, rührte Milch und Zucker unter und bemühte mich, die wirklichen Dimensionen zu erfassen, die durch die markierten Schauplätze in der Holoprojektion und die puren Entfernungseinblendungen nur mangelhaft veranschaulicht wurden. Hunderte Millionen Lichtjahre trennten die Galaxien, dennoch waren sie in ein riesiges Geflecht eingebunden, dessen Zusammenhang sich uns nur zögernd erschloss.
    Das Gitterraster der xy-Koordinaten als Erweiterung der galaktischen Hauptebene der Milchstraße teilte waagrecht das Holo. Von meinem Sichtwinkel aus rechts vorn und weit oberhalb blinkte die Perlenkette der HCG-55-Gruppe mit Wassermal. Real betrug die +z-Koordinate fast
     
    500.
     
    Millionen Lichtjahre, die Entfernung zur Milchstraße knapp 700 Millionen.
    Nicht ganz so weit entfernt - rund 387 Millionen Lichtjahre - war die HCG-87-Gruppe mit Tradom. Im Holo eine Position links unten, mit knapp 220 Millionen Lichtjahren auf der -z-Koordinate. Der Mahlstrom mit dem Ersten Thoregon schließlich befand sich auf der gegenüberliegenden Seite, halbwegs zwischen Wassermal und Tradom und wie Wassermal oberhalb des Hauptebenenrasters in einer „Höhe" von etwa 460 Millionen Lichtj ahren. Die Distanz zur Milchstraße betrug 501 Millionen.
    Zur Orientierung waren weitere markante Orte eingeblendet - Segafrendo, die ESTARTU-Mächtigkeitsballung mit DORIFER, Erranternohre, Dommrath, Tschuschik alias Algstogermaht, der ehemalige Ankerplatz des Frostrubins, Norgan-Tur mit dem Dom Kesdschan, Gruelfin, Druithora, auch Barxöft, Ganuuhr, Nypasor-Xon und Balayndagar, schließlich Behaynien und TRIICLE-9 bei der Riesensonne Taknu, den Resten des vormaligen Tiefenlands ...
    Der Holowürfel insgesamt umriss ein Raumgebiet von fast 700 Millionen Lichtjahren Kantenlänge! Und alles war mittelbar oder unmittelbar miteinander verbunden, durch Zeitbrunnen, Thoregons, Hunderte Ereignisse. Selbst mir drohte beim Anblick zu schwindeln, obwohl die wirklich großräumigen Strukturen bis auf die Große Leere, den Centaurus-, Leo- und einige andere Supercluster nicht einmal Berücksichtigung fanden.
    Weit „hinter" und tief „unterhalb" des Mahlstroms wusste ich beispielsweise den Horologium-Supercluster - eine Galaxienansammlung in fast einer Milliarde Lichtjahren Entfernung von der Milchstraße, die rund 500 Millionen Lichtjahre Durchmesser erreichte. „Unglaublich!", seufzte jemand links von mir. „Es ist... so groß! Menschen sind schon unglaublich weit herumgekommen - und doch ist es winzig im Vergleich zum restlichen Universum."
    Mondra Diamond sah mich kurz mit flackerndem Blick an, drehte den Kopf und musterte aus zusammengekniffenen Augen wieder das Holo. Ihre Lippen bewegten sich in lautlosem Flüstern. Plötzlich wurde ihr Gesicht bleich, der Körper zuckte zusammen und schien sich zu versteifen. „SENECA!", rief sie. „Projiziere eine .Verbindungslinie - Mahlstrom, Erranternohre, Milchstraße, Tschuschik! Gut so. Gesamtrotation ... und zurück ... Ich habe mich also nicht getäuscht!"
    Ihr Ausruf hatte die übrigen Konferenzteilnehmer aufmerksam gemacht. Nacheinander traten sie näher, nahmen Platz, starrten ins Holo, in dem die rote Linie langsam pulsierte. Nicht nur mir fiel es unvermittelt wie Schuppen von den Augen, weil sich die Ahnung von Zusammenhängen ergab, deren Tragweite -dessen war ich mir plötzlich gewiss- beträchtlich war. „Dass das nicht früher aufgefallen ist", knurrte Tek und schüttelte den Kopf. „Manchmal hat man wirklich Tomaten auf den Augen."
    „Exakt auf einer Linie!", flüsterte Fee. „Sie liegen auf einer geraden Linie! Wie mit einem Lineal
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