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2171 - Inquisition der Vernunft

Titel: 2171 - Inquisition der Vernunft
Autoren: Unbekannt
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der Tonkihn schien keine Ungeduld zu kennen. Mit allen Anzeichen der Gelassenheit verbrachte er die Zeit in einem lichten Raum, der nichts weiter enthielt als eine Liege, einen Hocker, einen Tisch und eine Reihe von technischen Kommunikations- und Informationseinrichtungen.
    Sickz Uknadi zeigte Härte nicht nur gegenüber anderen, sondern auch gegen sich selbst. Er war ein Asket, der bewusst auf Luxus und Bequemlichkeit verzichtete. In seiner Zeit auf dem Planeten Caldera, als er jugendliche Leuchter bedient hatte, war er jahrelang gezwungen gewesen, sich zu verstellen.
    Hin und wieder empfing er ein Mitglied seiner Delegation, die aus sieben untergeordneten Tonkihn bestand, um einige Dinge zu besprechen, die erledigt werden mussten. Ansonsten wartete er, wobei er stundenlang nahezu regungslos auf der Stelle stand und die Blicke ins Nichts richtete.
    Allerdings gab es an den golden schimmernden, transparent wirkenden Wänden, der Decke und dem kalten Boden ohnehin nichts zu sehen, was seine Aufmerksamkeit auf sich hätte lenken können. Lediglich sein Chaquitte war ständig bei ihm, ein hundeähnliches Wesen, etwa so groß wie ein terranischer Bernhardiner. Er hatte ein pechschwarzes Zottelfell, blutrote Augen und lange Schlappohren. Wie alle Chaquitten war er extrem widerstandsfähig.
    Sickz Uknadi war nicht überrascht dass Talhat Goroam ihn noch einmal aufsuchte, obwohl die Entscheidung bereits gefallen war. Talhat Goroam galt als widerspenstiger Geist, der sich selbst als Querdenker empfand und sich ungern einer Meinung von Anfang an anschloss. Er war schwierig, und Uknadi hätte ihn ganz sicher nicht in die Delegation aufgenommen, wenn er nicht über ungewöhnliche Fähigkeiten verfügt hätte. „Gibst du noch immer nicht auf?", fragte Sickz Uknadi kühl. Schon mit diesen Worten gab er dem anderen zu verstehen, dass er nicht einlenken würde. „Das Problem ist zu bedeutend, als dass ich das könnte", entgegnete Talhat Goroam in geschliffener Sprache, wobei er jede Silbe betonte, um auf keinen Fall missverstanden zu werden. „Wir alle wissen, dass VAIA in der Lage ist, alles zu erfahren, was wir miteinander bereden und was wir planen. Die Superintelligenz kann unsere Gedanken erfassen."
    „Der Thratix-Zivilisation gehören Billiarden von Individuen an", antwortete der Anführer der Delegation gelassen. „Auch eine Superintelligenz kann nicht ständig die Gedanken jedes einzelnen Individuums in einem solchen Bereich erfassen und kontrollieren."
    „Dennoch bleibt die Tatsache bestehen."
    „Je mehr wir diskutieren, umso auffälliger werden wir", gab der Sprecher der Emotio-Händler zurück. „Dein Verhalten kann dazu führen, dass VAIA aufmerksam wird. Es wäre also besser, sich nicht allzu stark mit dem Problem zu befassen.". Das war deutlich. Talhat Goroam zuckte zusammen, und seine Augen wurden seltsam hell, da sein Blutdruck spontan abfiel. Er brauchte einige Sekunden, um sich zu erholen. Dann endlich gab er auf. Er wandte Sickz Uknadi den Rücken zu und neigte den Kopf leicht nach vorn, so dass er dem Emotio-Händler den bloßen Rücken bot. Mit dieser Geste gab er zu verstehen, dass er sich ihm und seinen Plänen endgültig unterwarf und dass Widerstand nun nicht mehr von ihm zu erwarten war. „Dann sind wir uns ja einig", sagte der Anführer der Geheimloge. „Jetzt kannst du darangehen, deine Gedanken frei zu halten von allem, was VAIA missfallen könnte." Talhat Goroam hob seine Hände. „Versprochen!" Er verließ den Raum. Die Drohung war klar und deutlich gewesen. Sie besagte schlicht und einfach: „Wenn du deine Gedanken nicht selbst vom Problembereich fern hältst, wird dafür gesorgt werden, dass du überhaupt nicht mehr denken kannst. Ein totes Hirn denkt nicht."
    „Was ist los?" Sickz Uknadi wandte sich seinem Chaquitten zu. Das Tier wurde unruhig und richtete sich auf. Stundenlang hatte es zuvor auf dem Boden geschlafen. „Kommt jemand?"
    Der Emotio-Händler war von humanoider Gestalt. Sein Schädel war im oberen Drittel stark ausgewölbt und von rautierten Plättchen aus einer hell; roten Knorpelmasse fingerdick überzogen. Das Gesicht war klein und umfasste nur den schmalen, unteren Bereich des birnenförmigen Kopfes.
    Unmittelbar unter der vorderen Schädelwölbung befanden sich drei eisgraue Augen. Das mittlere Auge saß an der Wurzel der sehr kleinen Nase, die über drei Löcher verfügte. Die breiten, dunkelroten Lippen bestanden aus einer ähnlichen Masse wie die Knorpel seiner
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