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2170 - Das Reich der Güte

Titel: 2170 - Das Reich der Güte
Autoren: Unbekannt
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idyllisch. Wie hatte Enguarti gesagt, gleich nachdem wir unsere Wohnsuite bezogen hatten? „Ich kann mir nicht helfen, irgendwo muss hier die Sandkrabbe drin sein. Und zwar eine ganz gewaltige."
     
    11.
     
    Türen
    745. Burd 5517 Tha
     
    Enguarti ...
    Mein liebes Väterchen war derjenige von uns dreien, dem die Anpassung an die neue Umgebung am schwersten fiel. Du musst bedenken: Er war mit Leib und Geflecht Eheling. Doch auf Caldera gab es nicht einmal diesen Begriff, geschweige denn das Berufsbild. „Professioneller Lebensgefährte, Haushaltsmanager und Nachwuchspfleger" wer sollte das benötigen? Um die Kinder, kümmerte man sich gemeinsam oder abwechselnd, was durch flexible Arbeitszeiten und zahlreiche Betreuungseinrichtungen leicht gemacht wurde.
    Systemerhaltungsaufgaben in der Wohnsuite wurden nur erledigt, wenn man gerade ausdrücklich Lust darauf hatte; der Rest konnte getrost dem Servo und seinen zahlreichen mikrorobotischen Helferleins überlassen werden.
    Und ein männliches Vorzeige-Objekt, quasi als Statussymbol- wie etwa „Gigiperlchen" Zowel in jungen Jahren eines gewesen sein dürfte -, brauchte hier erst recht niemand. Jede und jeder wurde an dem gemessen, was sie konnten und wer sie waren, jedoch gewiss nicht daran, welches An- und Ausziehpüppchen sie mit sich herumschleppten. Außerdem ging, gemäß der Statistik, die der Serv0 bereitstellte, nur rund die Hälfte der Guyar von Caldera überhaupt eine fixe Beziehung ein.
    Nimm all das zusammen, und du wirst nachvollziehen können, wieso sich Enguarti hier unnötig und minderwertig fühlte. „Wie ein Relikt aus grauer Vorzeit oder ein Alien, aber vom ganz anderen Ende des Multiversums", versuchte er darüber zu scherzen. Doch wir alle wussten, dass viel Wahres darin lag und dass es nicht leicht für ihn werden würde, sich in Calduum zurechtzufinden.
    Mutter hingegen hatte damit so gut wie keine Schwierigkeiten. Ihr hiesiger Arbeitsplatz unterschied sich praktisch nicht von ihrem alten: eine Tymdit, die Panige innerhalb weniger Burdrin auf ihre persönlichen Vorlieben justiert hatte. Auf welchem Planeten die Hohlkugel aus Para-Staub-Yddith-HyperkristallVerbundstoff und die Fabrikkomplexe standen, die meine Mutter über sie kontrollierte, war ihr im Grunde egal. Und an gesellschaftlichen Ereignissen war sie auch in den Goldenen Kuppeln nicht interessiert gewesen.
    Ihre neuen Arbeitskollegen nahmen sie gerade so respektvolldistanziert auf, wie Panige es gerne mochte. Gute Techniker erkannten einander nun mal im ganzen Universum auf den ersten Blick. Dass etwa die Hälfte davon männlichen Geschlechts war, irritierte sie anfangs ein wenig; doch ,schon nach erstaunlicher kurzer Zeit hatte sich das gegeben. In der Tymdit war sie ohnehin allein, und außerhalb hatte sie bis auf gelegentliche rein projektorientierte Koordinations-Sitzungen nicht viel mit den anderen zu schaffen. „Schleierhaft ist mir nur, warum die mich gar so dringend angefordert haben", wunderte sie sich. „Schön, ich habe einige Routinen drauf, mit denen sich manche Fertigungsprozesse nicht unwesentlich beschleunigen lassen. Aber mich deswegen extra aus Sivkadam einzufliegen, quer durch die Galaxis Tradom... Na ja, mir soll's recht sein. Schließlich verdiene ich jetzt fast das Dreifache von früher. Und vor allem: Anguela hat auf Caldera ungleich mehr Möglichkeiten."
    Eben.
    Und genau das war mein Problem. Mir standen so viele Türen offen, dass ich nicht wusste, durch welche ich treten sollte. Ich hatte einige weitere Technische Lehranstalten persönlich aufgesucht und mich über die übrigen via InterGalNetz informiert. Sie unterschieden sich im Wesentlichen nur, was die Schwerpunktsetzung des Unterrichtsplans betraf. Die einen spezialisierten sich eher auf die Steuerung industrieller Vorgänge. Andere Institute widmeten sich mehr der Raumfahrt, wieder andere planetaren bis interstellaren Verkehrsleitsystemen. Es gab auch solche, die einen guten Überblick über alles boten, also flexible, vielfältig einsetzbare Allrounder heranbildeten.
    Die Wahl fiel mir furchtbar schwer. Zwar strebte ich vorerst ja nur das Zertifikat an, die Tymdit'horial; die mich auch offiziell zum Vaia'Kataan machte. Danach konnte ich mich immer noch entscheiden, was ich damit anfangen wollte. Dennoch ...
    Mein eigener Perfektionsanspruch ließ eine derart lockere Herangehensweise nicht zu. Ich wollte mir auf gar keinen Fall hinterher den Vorwurf machen müssen, nicht gleich die optimale Wahl
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