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2170 - Das Reich der Güte

Titel: 2170 - Das Reich der Güte
Autoren: Unbekannt
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gestaltet,. teils gegenständlich oder in Form von Schriftzeichen, teils abstraktgeometrisch; hier mit Bezug auf neueste mathelogische Theorien, dort unter Verwendung von Prinzipien uralter Zahlen- und Formenmystik. Das Auge mochte sich nicht satt sehen. Alles wirkte zueinander perfekt ausgewogen und wunderbar harmonisch, ohne jemals langweilig zu werden. „Angeblich ist die Hauptstadt auf siebenundsiebzig Hügeln erbaut worden", kommentierte mein kauziger Gefährte. „Doch das behauptet fast jede Metropole der acht Galaxien von sich."„Das klingt, als wärst du früher viel herumgekommen."
    „Na ja, geht so."
    Zwischen den Gartenlandschaften erhoben sich prunkvolle Bauwerke. Deren größtes und beeindruckendstes stellte zweifelsohne die Residenz des Verkünders dar. Die Calditischen Paläste verbanden buchstäblich Himmel und Erde. Der höchste Turm ragte sage und schreibe siebzehneinhalb Kilometer empor! Dennoch erweckte er mitnichten einen monströsen oder überdimensionierten Eindruck, sondern fügte sich in das Gesamtbild ein. Er bildete den zentralen Fixpunkt der Megastadt, die sich scheinbar endlos in alle drei Raumdimensionen ausdehnte. Um ihn herum trieben die reich strukturierten Plattformen der Wolkenheime, auch sie gigantisch und grazil zugleich, Zeugnisse sowohl des kühnen Gestaltungswillens wie der Geschmackssicherheit und des Augenmaßes ihrer Entwerfer und Erbauer.
    Jedes einzelne dieser schwebenden Wohngebirge verschob permanent kleinweise, nahezu unmerklich, seine Position zu den anderen und zu den Calditischen Palästen. Ähnlich verhielten sich die in noch größeren Höhen kreisenden Raumterminals, Kulturzentren und Weiterbildungsstätten. So war das Antlitz Calduums stetem Wandel unterworfen, fluktuierte in gewisser Weise ebenso beständig wie der Tymcal, der das ganze Sonnensystem erfüllte. Ijotha Hyndalins Worte fielen mir ein: „Calduum, die Prächtige, ändert sich in einem fort, weil sie lebt - denn Leben heißt Veränderung. Dies sei uns Beispiel und Vorbild. Auch wenn wir überzeugt sind, mit der Thatrix-Zivilisation etwas zu besitzen, was einem paradiesischen Ideal so nahe kommt wie auf dieser Existenzebene irgend möglich, dürfen wir niemals der Versuchung erliegen, in Selbstgerechtigkeit zu erstarren."
    Offenbar hatte ich unabsichtlich den letzten Satz laut vor mich hin gesprochen, denn der Alte starrte mich an. „Du verehrst den Verkünder sehr, nicht wahr?", fragte er amüsiert. „Wer nicht?"
    „Och, ich könnte dir durchaus einige Namen nennen ... Na ja, vielleicht ein andermal. Obacht, Junge, wir sind gleich da!" Der Warnung hätte es nicht bedurft. Mein Servo hatte mich bereits durch unmissverständliche Lichtsignale auf die bevorstehende „Landung" aufmerksam gemacht.
    Unsere Geschwindigkeit, die zwischenzeitlich gar nicht so niedrig gewesen sein dürfte, verringerte sich wieder. Schließlich setzte uns das Antigravfeld sanft am Boden ab. Wir standen auf einer mit Gräsern in verschiedenen Grüntönen bewachsenen Lichtung. Ringsum wuchsen schlanke Bäume. Von ihren beigefarbenen Stämmen und Ästen hingen violette, lanzettförmige Blätter herab. Sie kontrastierten reizvoll mit dem goldenen Flimmern und Funkeln des allgegenwärtigen Para-Staubs. „Hier gefällt's mir, hier bleibe ich!", beschloss der Alte und schlurfte zu einer Bank am Rand der Lichtung, auf der er sich ächzend niederließ. Er begann in seiner verschlissenen Tasche zu kramen. „Muss meine Korrespondenz erledigen." Ich verstand und dankte dem wunderlichen, etwas verwahrlosten Mann herzlich für seine kurzweilige Gesellschaft. Dann wies ich den Armbandservo an, mich zum nächstgelegenen Abgang in die Nahtransportebene zu lotsen.
    In diesen ersten Burdrin auf Caldera schloss ich zahlreiche weitere, ähnlich flüchtige Bekanntschaften. Nicht nur mit Guyaam, sondern auch mit Angehörigen anderer Völker der Thatrixdruum. Die Caldomians, wie sich die Bewohner der Hauptstadt ungeachtet ihrer ursprünglichen Herkunft nannten, erwiesen sich durchwegs als freundlich, offenherzig und einem kleinen Plausch selten abgeneigt. Dabei machten sie auf mich mitnichten den Eindruck, als legten sie es darauf an, ihre Zeit mutwillig zu vertrödeln. Nein, sie alle gingen ihrer jeweiligen Aufgabe mit spürbarer Begeisterung nach.
    Und das Tempo der Stadt war hoch, ihr Rhythmus ein treibender, aufwühlender, mitreißender. Dennoch schien mir, als betrieben die Caldomians nichts auch nur annähernd so. verbissen und
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