Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2130 - Der Wurm der Aarus

Titel: 2130 - Der Wurm der Aarus
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
dass Cheplin ein Streber sei.
    „Ach, das ist alles?" Cheplin ließ seinen auf einem sehr biegsamen, kurzen Hals sitzenden Schädel nach links abkippen. Seine außen an einem balkenartigen Auswuchs - der dem Schädel eine hammerähnliche Form gab - sitzenden dunklen Augen fixierten seinen Intimfeind. „Sonst hast du bessere Komplimente für mich."
    „Ich bin eben heute besonders guter Laune, weil sich herausstellen wird, dass dein ganzes Flösseln nichts hilft: Ich bin der Bessere von uns beiden und werde bald auf die Navigatorschule gehen, wohingegen du gerade mal zum Arbeiter taugen wirst."
    „Das werden wir ja sehen, Vaikiri. Bisher habe ich mehr Leistungspunkte erhalten als du."
    „Genau, das werden wir sehen, Punkte sind nämlich nicht alles, du Nässler."
    Vaikiris Begleiter lachten höhnisch, aber Cheplin blieb ganz ruhig. Es war nicht das erste Mal, dass sein Konkurrent ihn als „Baby" bezeichnete, das nicht für voll zu nehmen war. Die graue, je nach Lichteinfall mattsilbrig schimmernde Haut der Aarus war nach dem Schlupf aus dem Kokon, wenn die Lungen voll ausgebildet waren, trocken und rau. Späteres „Nässeln" war ein Zeichen von hochgradiger Nervosität, Feigheit oder... man war zurückgeblieben. Manche der Degenerierten zeigten sogar einen Ansatz zu Schuppen.
    „O doch", widersprach Cheplin gelassen. „In der Prüfung kommt es auf die Punktezahl an, das wirst du schon sehen."
    „Und du wirst dein kosmisches Wunder erleben, denn ich gehöre zu den Vika, und du bist ein Nichts", schnappte Vaikiri.
    „Dann passe ich ja zu den anderen neunzig Prozent Aarus", gab Cheplin zurück. „Warum sagst du das nicht allen? Mal sehen, wie viele neue Freunde du damit gewinnst."
    Vaikiris Zähne rieben sich knirschend aneinander. Offensichtlich ärgerte er sich darüber, dass Cheplin nicht in der gewünschten Weise reagierte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass jemand, der täglich gedemütigt wurde, irgendwann abstumpfte und für weitere Beleidigungen nicht mehr empfänglich war.
    Schon gar nicht in einem Moment wie diesem, wenn die entscheidende Prüfung bevorstand. Cheplin war viel zu sehr im Prüfungsfieber, um sich von Vaikiri aus der Reserve locken zu lassen. Das heißt, falls der Vika nicht doch den „Nerv" des Zwölfjährigen traf, der seine Prüfung gefährden könnte: sein Hang zur Dicklichkeit. Da Vaikiri aber nicht fantasiebegabt war, kam er nicht darauf; die Begrüßung „Dicker" hatte er gewohnheitsmäßig verwendet.
    Aarus besaßen im Allgemeinen eine schlanke, fischähnliche Silhouette, die deutlich an ihre Herkunft aus dem Meer erinnerte. Aus ihren Flossen hatten sich Gliedmaßen entwickelt, wobei die Arme lang und sehr muskulös waren, die Beine hingegen kurz und ein wenig krumm. Lagen die Beine aneinander, war sogar die Form der ehemaligen Schwanzflosse zu erkennen. Zu großartigen Läufern waren die Aarus aber nicht mutiert; nach wie vor war das Wasser ihr wahres Element, in dem sie sich am wohlsten fühlten.
    Entsprechend behäbig und eher unbeholfen bewegten sich die Aarus in der Schwerkraft; zudem besaßen sie kein festes Knochenskelett, sondern Gräten, an denen die starken Muskeln ansetzten. Daher trugen alle Aarus für die Bereiche mit Schwerkraft individuelle Stabilisierungsschienen oder ganze Exoskelette aus einem hautfreundlichen, flexiblen Material; zum Teil, als Erleichterung für die Älteren, mit integrierten Gravoneutralisatoren ausgestattet.
    „Mach endlich Platz, Blödmann!" Vaikiri schubste Cheplin grob beiseite und stapfte, von seinen Anhängern umringt, in den Vorraum zur Großen Halle.
    Cheplin kämpfte um das Gleichgewicht, als er plötzlich aufgefangen wurde. „Mach dir nichts draus", erklang eine sanfte Stimme neben ihm. „Der wahre Blödmann ist Vaikiri, er ist eine leere Blase."
    „Er ist ein Markierter, Susa, da hat er schon Recht", seufzte der junge Aarus.
    Trotzdem fühlte er sich sofort besser. Susa war ohne Zweifel das hübscheste Mädchen seines Jahrgangs.
    Schlank und hochgewachsen, überragte sie Cheplin um einen halben Balken, und sie trug ein hauchfeines, silbrig glänzendes Exoskelett, das ihre Schönheit noch unterstrich. Dagegen wirkte Cheplin, der nicht besonders viel Wert auf sein Äußeres legte, mit seinen mattgrauen Standardschienen eher unscheinbar. Aber die beiden waren schon seit dem Kokonschlupf nahezu unzertrennlich. Vaikiri war das ein Dorn im Auge. Auch ausgefallen konstruierte Schienen in Schillerblau und Funkelgrün an seinem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher