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212 - Beim Stamm der Silberrücken

212 - Beim Stamm der Silberrücken

Titel: 212 - Beim Stamm der Silberrücken
Autoren: Jo Zybell
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Belamis Stimmung stand es nicht zum Besten seit ein paar Tagen. Man hatte ihm seinen Berg-Efranten gestohlen.
    Nun gut, niemand schätzte es besonders, bestohlen zu werden, doch für Belami, der gern damit prahlte, was für ein famoser Dieb er doch sei, war das die Schande schlechthin.
    Ahmad wies seinen Jäger Belami scharf zurecht wegen seiner Nörgelei. Mit hochgezogenen Schultern und schmollend gesenktem Blick ritt der Rothaarige an seinem Gebieter vorbei und trieb sein Kamshaa an. Die Frau am Wegrand erhob sich.
    Ohne Eile schritt sie dem Reiter entgegen. Sie winkte und rief etwas, das nach »Hilfe!« oder »Endlich!« klang.
    Sie war tatsächlich nackt bis auf einen kaum sichtbaren Lendenschurz! Bei jedem Schritt wippten ihre göttlichen Brüste auf und ab. Fumo Omani machte große Augen und schnalzte mit der Zunge. »Köstlich…!«
    Die beiden Männer, die er für Infizierte hielt, drückten ihre Schädel schier durch die Gitterstäbe, um einen Blick auf das herrliche Naturwunder zu erhaschen. »Was glotzt ihr da?!«, fuhr der Voodoomeister sie an. Sie zuckten zusammen und äugten schuldbewusst aus ihrem Käfig zu Fumo Omani hinauf.
    Der betrachtete die beiden Männer aufmerksam. War ihre Haut nicht schon grauer und faltiger als noch vor zwei Tagen?
    Und lagen ihre Augen nicht schon tiefer in den Höhlen? Ihre Verwandlung in gewinnbringende »Geister« schien endlich zu beginnen. Oder bildete er sich das nur ein?
    Fumo Omani war sich nicht sicher, wie gesagt, und weil er ein vorsichtiger Mann war und sich sowieso nicht mit nur zwei Gruh begnügt hätte, war er auf dem Weg zur Großen Grube.
    Genau wie sein verhasster Bruder. Mindestens zehn Gruh wollte er haben; für den Anfang jedenfalls. Zehn Gruh! Was für eine Waffe für jeden Provinzhäuptling, der sein Jagdrevier erweitern wollte! Und seit der Voodoomeister von dem Serum gehört hatte, mit dem man das Zombiegift in Schach halten konnte, wollte er auch das.
    Aus diesem Grund hatte er kehrt gemacht, kaum dass sein Bruder und dessen Begleiter ihm aus dem Blickfeld geraten waren. Er, der listige, mit allen Wassern gewaschene Fumo Omani, der größte Voodoomeister zwischen dem Victoriasee und dem Kilmaaro, hatte nur so getan, als würde er in eine andere Richtung reiten wie sein Bruder. In Wahrheit führte er seine Karawane auf einem Parallelweg ebenfalls in Richtung des Dorfes Kilmalie, in dessen Nähe es angeblich eine Art Gruh-Nest gab. Fumo Omani rieb sich die Hände…
    Ein Schrei schreckte ihn aus seiner Zukunftsplanung auf. Er blickte am Efranten und an Ahmads Leitkamshaa vorbei nach vorn. Sah er recht? Fumo Omani tippte auf sein Glasauge. Es blieb dabei: Die Frau hatte Belami von seinem Kamshaa ins Gras gerissen. Jetzt hockte sie auf seiner Brust und schlug auf ihn ein.
    »Hey!« Ahmad trieb sein Tier an und brüllte. »Miststück, du!« Säbel schwingend sprang er aus dem Sattel. Die Frau stand schon wieder. In der Rechten hielt sie Belamis Klinge.
    Seelenruhig erwartete sie den Führer der Geisterjäger. Der blieb plötzlich stehen. Irgendetwas an der Frau schien ihn zu verunsichern.
    Die anderen fünf Geisterjäger sprangen aus den Kamshaasätteln, zogen ihre Waffen und liefen zu ihm. »Was ist los da vorn?!«, rief Fumo Omani. »Warum packst du sie dir nicht?« Seine Stimmung drohte schon wieder abzustürzen.
    Plötzlich raschelte es in den Bäumen ringsumher. Fumo Omani blickte nach allen Seiten – mächtige schwarze Leiber fielen aus den Kronen und landeten in den leeren Sätteln der Kamshaas. Großmonkees! Zilverbaks! Er blickte nach vorn –Ahmad und seine Geisterjäger waren unter einem Knäuel schwarzpelziger Hünen vergraben. Jetzt erst sah Omani, dass die Bestien teilweise mit Leder bekleidet waren.
    Der Voodoomeister zischte einen Fluch und griff nach seinem Schwert. Im selben Moment sprang ihn einer der Pelzhünen von der Seite an und riss ihn aus dem Sattel.
    ***
    Amboseli Nationalpark, Kenia, März 2012
    Es war eine Verkehrsmaschine. Die Leute drängten sich in der Luke zwischen Cockpit und Passagierraum. Jeder wollte einen Blick auf das Flugzeug werfen. Scheinbar ziellos kreiste es im dunklen Himmel über der dunklen Savanne.
    »Eine Boeing von Air Namibia«, sagte Roger Wilson.
    Niemand wunderte sich darüber, dass der britische Ethnologe das Emblem auf dem Höhenruder sofort einordnen konnte, auch Percival nicht. Wilson wusste einfach alles, was man über Afrika wissen konnte.
    Major Mogbar hatte den Helikopter mittlerweile so
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