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212 - Beim Stamm der Silberrücken

212 - Beim Stamm der Silberrücken

Titel: 212 - Beim Stamm der Silberrücken
Autoren: Jo Zybell
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hinter der Karawane schlichen? Lay hatte keinen Grund, daran zu zweifeln. »Lass mich«, raunte sie.
    »Wartet.« Sie erhob sich und schritt aus dem Wald zum Pfad hin.
    ***
    Manchmal blieb das Kamshaa einfach stehen und begann im Laub eines Busches oder eines Baumes zu weiden oder knabberte an Zecken herum, die sich in seine Flanke gebohrt hatten. Manchmal stand es auch ohne ersichtlichen Grund still, hob nur den Kopf und blickte mehr oder weniger würdevoll nach links und rechts. Ständig musste Fumo Omani ihm die Peitsche geben, damit er den Anschluss an die Karawanenspitze nicht verlor. Er schimpfte und spielte mit dem Gedanken, das Tier erschießen zu lassen, drohte sogar damit. Das half dann wieder für eine halbe Stunde.
    Vielleicht spürte das Kamshaa auch einfach nur seine schlechte Stimmung. Gewundert hätte es den Voodoomeister nicht; diese zähen Höckertiere waren ja so was von sensibel!
    Und Fumo Omani war verstimmt, ganz gewiss war er verstimmt, und mit jeder Stunde auf diesen unangenehmen Serpentinenpfaden, Bergkämmen und Bergschneisen sank seine Stimmung noch weiter.
    Wieder und wieder beschloss er, von nun an nie mehr an seinen Bruder zu denken, und kaum hatte er das beschlossen, dachte er noch intensiver an ihn.
    Und erneut blieb das Kamshaa stehen, bog den Schädel nach hinten und knabberte an seinem vorderen Höcker herum. Fumo Omani dachte an seinen Bruder, packte die Peitsche und drosch auf das Tier ein. Das Kamshaa blökte erschreckt und trabte weiter.
    Keine schönen Gedanken waren das, die der Voodoomeister da hegte, wahrhaftig nicht, und hässlich war auch die Begegnung mit seinem Bruder gewesen. Lysambwe hatte ihn behandelt, wie man einen bedeutenden Voodoomeister unter gar keinen Umständen behandeln sollte. »Dafür wirst du bezahlen, Bruder, o ja – bezahlen…«
    Er drosch auf das Tier ein, obwohl es längst wieder zu dem Efranten aufgeschlossen hatte und nicht einmal Anstalten machte, Laub zu weiden oder Zecken zu knabbern. Prompt reagierte es und blieb wieder stehen.
    »Schafft mir dieses Biest vom Leib!«, rief der Voodoomeister. Auf dem Rücken des Leitkamshaa an der Spitze der Karawane drehte der kahlköpfige Ahmad sich um und spähte neugierig zurück. Auch die beiden Infizierten im Käfigwagen glotzen ihn an.
    »Was habt ihr zu gaffen, he?!«, keifte Fumo Omani. Sein Kamshaa lief weiter. Seufzend ließ der drahtige Voodoomeister in der schwarz-gold gestreiften Kutte und mit dem Leopardenfellmuster auf der Glatze die Peitsche sinken.
    Der Anblick der beiden Männer im Käfigwagen besänftigte ihn etwas. Die kleine Almira, dieses Biest, hatte sie zum Abschied übel gekratzt. Und weil das kleine Biest von einem Zombiewesen verletzt worden war, würde der köstliche Zombievirus nun auch bald diese beiden Unglücklichen in Zombies verwandeln. Das jedenfalls hoffte der Voodoomeister, ganz sicher war er nicht. Sollte seine Hoffnung sich jedoch erfüllen, war sein Auftrag schon halb erfüllt: Dann nämlich wäre er bald in Besitz zweier Zombies – oder Gruh, wie die unheimlichen Wesen in dieser Gegend genannt wurden. Der Gedanke tröstete ihn ein wenig.
    Sein Blick fiel auf den Smaragd am Ringfinger seiner Linken. Dessen Anblick nun zauberte gar ein Lächeln auf sein mit weißer Farbe verziertes Gesicht. Er dachte an die Frau, die einen ähnlichen goldenen Ring mit dem gleichen herrlichen Smaragd an ihrem Ohr trug. Eine schöne Frau! Eine herrliche Frau!
    Seine Frau…
    Oder nein, eigentlich nicht – jedoch so gut wie seine Frau.
    Er hatte sie verführt und seinem Bruder abspenstig gemacht, und wenn er es recht bedachte, war es eigentlich dieser eine pikante Punkt an der herrlichen Frau, der ihn jetzt tröstete…
    »Belami!« Vom Leitkamshaa der Karawane aus rief Ahmad nach einem seiner Geisterjäger. »Nach vorn mit dir, Belami! Da sitzt was auf dem Weg, schau’s dir mal an!«
    Fumo Omani reckte den Hals. Tatsächlich! Eine schlanke schwarze Gestalt hockte hundert Schritte entfernt am Rand des Serpentinenpfads; eine Frau… nackt! Die beiden Männer im Käfigwagen hinter dem Efranten drückten sich eng ans Gitter, um einen Blick auf sie zu erhaschen.
    »Immer ich!«, hörte Fumo Omani hinter sich Belamis Fistelstimme nörgeln. Kurz darauf trieb der hoch aufgeschossene, dürre Bursche mit dem rot gefärbten Langhaar sein Kamshaa an Fumo Omanis Tier vorbei und ritt zur Spitze der Karawane. »Kannst du nicht selbst schauen, was das für ein Etwas ist, das da sitzt?«
    Auch mit
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