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212 - Beim Stamm der Silberrücken

212 - Beim Stamm der Silberrücken

Titel: 212 - Beim Stamm der Silberrücken
Autoren: Jo Zybell
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und weniger dichten Bergwäldern von Taraganda pflegten die Rotten der Zilverbaks sich im Unterholz zu bewegen. Ihr Anführer Zarr befahl den drei kleinsten und leichtesten seiner Kampfpelze Seite an Seite mit den weißen Jagdglatthäuten den Weg über den Serpentinenpfad zu nehmen. Sie sollten der Karawane den Fluchtweg zurück ins Tal versperren.
    Der wilde Zarr selbst pirschte mit Lay und seinen drei anderen Zilverbaks geraden Wegs durch das Unterholz den Steilhang hinauf. Sie wollten der Karawane den Weg abschneiden.
    Zarr, ein drahtiger, nachtschwarzer Zilverbak mit einem nur angedeuteten silbrigen Schimmer am Rücken, war der Sububabak von Taraganda. Sein Vater Azzarr, der Subabak von Taraganda, hatte ihn mit acht Kampfpelzen und zwei Glatthäuten ausgeschickt, um eine feindliche Glatthauthorde zu verfolgen, die eine junge Zilverbaka geraubt hatte. Das war mehr als fünf Neumonde her. Die junge Zilverbaka war inzwischen tot, zwei Kampfpelze ebenfalls. Von den beiden Glatthäuten hatte nur Lay die lange Verfolgungsjagd schwer verletzt überstanden. Ihre Wunden waren inzwischen vernarbt.
    Die beiden feindlichen Glatthäute, die sie gefangen nehmen konnten, hatte Zarr den Verwandten am Kilmaaro als Gastgeschenk überlassen. Er und seine Rotte waren auf dem Rückweg nach Taraganda.
    Sie huschten durch das Unterholz. Zarr schlich dicht neben Lay. Seit er gemerkt hatte, dass der Subabak Borr es mit den Tabus nicht so genau nahm, wich er nicht mehr von Lays Seite.
    Er würde den Hordenführer vom Kilmaaro töten, sollte er versuchen, sich an Lay zu vergreifen. Zilverbaks und Glatthäute lebten seit vielen Generationen in einer engen Symbiose. Diese Symbiose basierte auf drei ehernen Tabus.
    Eines davon schloss die Paarung zwischen Zilverbaks und Glatthäuten aus. Zarr musste Lay unter allen Umständen lebend zurück in die Bergwälder von Taraganda bringen.
    Kehrte er ohne sie heim – sein Vater würde nicht einen Augenblick zögern, ihm die Kehle durchzubeißen. Denn Lay war die klügste aller Glatthäute des Stammes. Niemand ersann derart raffinierte Jagdfallen und Kriegslisten als sie, niemand wusste klügeren Rat zu geben. Für Azzarr und den Zilverbakstamm in den Nebelwäldern von Taraganda war Lay fast so etwas wie eine Göttin.
    Sie pirschten den Waldhang hinauf. Manchmal verharrten sie und spähten nach allen Seiten. Manchmal schlichen sie langsamer und schnüffelten und lauschten. Zarr wies einen Weg, der steil hinauf über umgestürzte Bäume, durch Wasserlöcher und über Felswände führte. Auf diesem Weg überholten sie die Karawane.
    Etwas weniger als zwei Stunden später lauerten sie zwischen entwurzelten Stämmen und Farnfeldern am Rande des Serpentinenpfads. Wenige hundert Schritte Hang abwärts hörten sie es in den Baumkronen rascheln: Borrs Jäger schwangen sich dort von Baum zu Baum.
    Zu Hause in Taraganda bestand eine Jagdrotte in der Regel zur Hälfte aus Zilverbaks und zur Hälfte aus Glatthäuten.
    Wahrscheinlich lag es an Borrs Tabuvergessenheit, dass so wenige Glatthäute ihn auf der Jagd begleiteten. In seiner Haupthöhle hatte Lay etwa vierzehn gefangene Männer und Frauen gesehen. Vor allem Frauen, weißhäutige wie schwarzhäutige. Borrs Horde benutzte sie als Sklaven. Sie mussten die Höhle sauber und das Feuer am Brennen halten, sie mussten die Beute schlachten und zubereiten. Nur männliche Glatthäute mit heller Farbe akzeptierte Borr in seinen Jagdrotten.
    Schwarzhäutige Männer hatte sie bisher nicht gesehen beim Stamm vom Kilmaaro. Lay vermutete, dass Borr sie als Rivalen betrachtete und schon als Knaben tötete.
    Zu Hause in Taraganda zählte die Gruppe der Menschen in der Regel ähnlich viele Köpfe wie die Gruppe der Zilverbaks.
    Wie schon sein Vater und sein Großvater achtete Azzarr peinlich genau darauf, dass auch das zweite Tabu eingehalten wurde: Niemals durften die Zilverbaks gemessen an der Anzahl ihrer Köpfe mehr Anteile einer Beute erhalten als die Glatthäute.
    Ein paar hundert Schritte hangabwärts tauchte die Spitze der Karawane an der Biegung des Serpentinenpfades zwischen den Bäumen auf – ein zweihöckriges Kamshaa mit einem bulligen, bärtigen Mann im Sattel. Direkt hinter dem Kamshaa trottete der Berg-Efrant durch das Gestrüpp.
    Zarr rückte dicht an Lay heran. »Was?«, knurrte er ihr ins Ohr. »Wie? Sag du!«
    »Still!« Lay winkte ab. Sie lauschte in den Urwald hinein.
    Borrs Jäger waren nicht weit. Ob seine Glatthäute und Zarrs Kampfpelze bereits
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