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2118 - Quintatha

Titel: 2118 - Quintatha
Autoren: Unbekannt
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schimmernd im Licht des anbrechenden Tags. Wo sich ansatzlos Wellenberge auftürmen und tiefe Schluchten öffnen konnten, waren zu dieser Stunde nur sanfte Hügel zu sehen, an denen die SIRIOS hinauf- und hinunterglitt, als sei nicht das Geringste dabei.
    Shirka aber ließ sich davon nicht täuschen. Irgendwo da draußen schwamm er. Der Erzfeind.
    Rishtyn-Jaffami.
     
    *
     
    Die meisten Kapitäne der Barkner waren einfache Fischer. Sie warfen ihre Netze aus, rauchten ein Pfeifchen und nahmen den einen oder anderen Schluck vom Vergorenen, während die dummen, trägen Meeresfrüchte schicksalsergeben in die Falle schwammen. Wenn ihnen das zu langweilig wurde, schossen sie vielleicht zwischendurch ein paar Schlürfquallen oder tauchten nach den schwimmenden Korallenstöcken der Klopfmuscheln.
    Doch am frühen Nachmittag tuckerten sie gemütlich wieder gen Hellmock, wo sie ihren Fang verkauften, ihre Hafensteuern erlegten und sich danach in den Schaukelstuhl fläzten, um mit einem Krug Bier und einer Schüssel paprizierter Langustenchips am Flimmerschirm die Endspiele der Wasserballliga zu verfolgen.
    Einige wenige andere aber jagten im Halbraumozean. Nicht die harmlosen, schwerfälligen Speisefische - sondern ausschließlich die mörderischen Titanen.
    Zu diesen Kapitänen gehörte Shirka.
    Drei Tage lang zog die SIRIOS durch den unendlichen Ozean, stürzte sich über die steilsten Wasserkliffe in die Tiefe, kroch an den schartigsten Graten empor. Schon begann die Mannschaft zu murren, weil die Rationen noch karger ausfielen als gewohnt.
    Am vierten Tag aber ...
    Der Eisenleib der Bark ächzte und kreischte unter der Mittagshitze, da schlug der feine Sinn des Jägers Shirka an.
    „Er hat einen Titan gewittert", sagte Aufmar zu Unshil, seinem Rudergänger, als Kapitän Shirka sichtlich aufgeregt zur Kommandobrücke stürmte. Unmittelbar danach erschallte das Tritonshorn. „Nun geht es los. Die Jagd beginnt."
    Die Halbraumbark SIRIOS machte sich fertig für den Kampf. Harpunen und Schleudern wurden ein letztes Mal überprüft, schwielige Hände tasteten nach Schwertern und Piken.
    Vor den Barknern ragte der Ozean zu einer himmelhohen Wand auf, deren Begrenzung im Nebel des Halbraums verschwand. „Sonar!", rief Shirka, doch Merad war ihm schon zuvorgekommen. Der Flimmerschirm stabilisierte sich, und sie sahen die Kontur eines Titans durchs Wasser ziehen. Das Wesen war mittelgroß, mehr als hundert Meter lang. Es verfügte über eine furchtbare Körperkraft und konnte nötigenfalls Stunden unter Wasser bleiben. Was für ein Gegner! Eine einzige beiläufige Bewegung seiner mächtigen Schwanzflosse vermochte jede Bark in Trümmer zu schlagen.
    „Maschinenraum: Vollkraft!", ordnete Shirka an. „Deckleute: Tauchhülle schließen!"
    In Sekundenschnelle wurde die SIRIOS luftdicht gemacht. Dies war einer der gefährlichsten Momente. Wenn nur ein Matrose trödelte, ein Handgriff zu spät kam, konnte der Kokon nicht hundertprozentig versiegelt werden. Zahllose Jäger hatten so schon ihr Ende gefunden.
    Aber das war der Einsatz in diesem Spiel: Wenn man die Jagd auf einen Titan aufnahm, ging es um Tod oder Leben. Dazwischen gab es nichts.
    Kapitän Shirka brüllte das Kommando. Die SIRIOS schoss kopfüber in die Tiefe.
     
    *
     
    Die Barkner schafften es, sich hinter den Behemoth zu setzen und ihn mit den starken Unterwasserscheinwerfern der SIRIOS zu erfassen. Seine Haut leuchtete in hellem Blau und Grün. Die grellgelben, fast weißen Flossen hoben sich deutlich vom dunklen Rot des Halbraumozeans ab.
    Kapitän Shirka nahm mit einer gewissen Enttäuschung zur Kenntnis, dass es sich wieder nicht um Rishtyn-Jaffami handelte.
    Alle Titanen hatten ihre eigene Farbzeichnung, meistens eine bunt schillernde Mischung. Nur nicht der Große Graue ...
    Aber solche Überlegungen hatten jetzt keinen Platz. Wenn sie jagten, mussten sie das mit heißem Herzen tun.
    Schon nahmen die Kanoniere Maß, schon wurden die Harpunenschleudern gespannt.
    Da fingen die Sinne des Kapitäns eine Erschütterung auf, die durch ganz Quintatha lief, eine seltsame Irritation, die ihn für die Dauer eines Herzschlags an etwas erinnerte, was er nie mehr in diesem Leben vergessen würde: an den Geruch von Rishtyn-Jaffami, die Signatur des Großen Grauen.
    Shirka ließ Gegenschub geben. Er musste seinen Befehl wiederholen, weil Aufmar im Steuerhaus zuerst glaubte, er hätte sich verhört. Ihre Position war nahezu perfekt!
    Doch der Kapitän bestand darauf. Statt
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