Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2118 - Quintatha

Titel: 2118 - Quintatha
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
erste setzte, „ist der Himmel."
    Er rückte die Schalen vorsichtig zurecht, bis ihre Ränder exakt aufeinander lagen. „Man kann, wenn man will, unsere Welt auch weiterhin als Nachttopf bezeichnen. Du, alter Kalfakter, würdest wahrscheinlich sogar dieses Gefäß entsprechend missbrauchen. Ich aber ziehe es vor, die Welt eine Kugel zu nennen. Eine Hohlkugel."
    Der Kopf der Natter fuhr herum. Stimmengewirr brandete auf, dann Jubel. Ungläubig blickte der Kalfakter zu Aufmar, ins Publikum, dann zu dem tödlich giftigen Reptil, das sich ihm mit wiegenden Bewegungen näherte.
    Da zerschnitt ein sirrender Laut die Luft. Ein Messer, wie es jeder Barkner an seinem Gürtel trug, traf die Schlange, durchbohrte sie knapp unterhalb des Kiefers, riss sie mit sich und nagelte sie an die Wand der Kajüte.
    Aller Augen wandten sich der hochgewachsenen Gestalt im Türrahmen zu. Einige etwas Langsamere in den hinteren Reihen protestierten lautstark, doch auch sie verstummten schlagartig, sobald sie erkannten, um wen es sich handelte. „Verdammt, Aufmar", zischte Shirka der Rächer, „ich suche dich seit Stunden."
     
    2.
     
    Kapitel In welchem der Hass gelobt wird und die Welt erschüttert Die schmiedeeisernen Stege, welche die vielen hundert, wenn nicht tausend Schiffe miteinander verbanden, aus denen die schwimmende Stadt Hellmock bestand, waren schmal und rutschig. Das einzige Licht kam von den Leuchtreklamen der Kneipenpötte und Spielbarken. Die Masten und Aufbauten der zwischen den großen Dampfern dümpelnden kleineren Handwerkerboote warfen lange, tiefschwarze Schatten. Häufig war es unmöglich zu sehen, wohin man den Fuß setzte. Dennoch rannte Shirka mehr, als er ging. Die Magnete in den Sohlen seiner Stiefel klickten zornig auf den eisernen Planken.
    Aufmar hatte Mühe, mit seinem Kapitän Schritt zu halten. Sein Gesicht brannte wie Feuer. Auch der beständige Sprühregen der Gischt konnte es nicht kühlen. Shirka hatte ihn geschlagen, nur ein einziges Mal, doch mit einer solchen Wucht, dass sein linkes Auge gewiss binnen weniger Stunden zugeschwollen sein würde.
    Es galt als Affront, ein Natternduell zu unterbrechen. Doch niemand hatte es gewagt, gegen Shirka aufzubegehren. Schweigend hatte der Kapitän der SIRIOS sein Messer aus der Wand gezogen, dem Kalfakter die tote Schlange in den Schoß geworfen und in derselben Bewegung seinen Untergebenen gezüchtigt.
    Vor aller Augen.
    Als gäbe es nicht schon genügend Gründe, deinen Namen zu verfluchen, Shirka, und den Tag, an dem ich in deine Dienste trat!
    Sie ließen das Vergnügungsviertel hinter sich. Im schwachen Glimmen des Nachthimmels war der Weg kaum mehr auszumachen. Nur hie und da blinkte ein Positionslicht, doch Shirka verlangsamte seinen Schritt nicht.
    Ich weiß genau, dass du eine Lampe unter deinem Umhang trägst!, brüllte Aufmar in Gedanken den breiten Rücken an, der immer wieder vor ihm im Nebel zu verschwinden drohte. Aber du willst die paar Tropfen Tran sparen, du vermaledeiter Geizkragen! Oh ja, Merad hat Recht, es wäre hoch an der Zeit, die Welt von dir zu erlösen.
    Seine Rechte verkrampfte sich um den Griff des Messers in seinem Gürtel.
    Da blieb Shirka stehen. „Denk nicht einmal daran, Steuermann", sagte er halblaut.
    Aufmar schluckte. Er ließ das Messer so schnell los, als hätte er sich an ihm die Finger verbrannt.
    „Du hast Glück, dass ich nicht mehr rechtzeitig Ersatz für dich auftreiben kann." Shirka wirbelte herum. In seinen dunklen Augen loderte mühsam gezügelte Wut. „Sonst würde ich dich eigenhändig auspeitschen, Steuermann, bis dir das Fleisch in Streifen von den Knochen fällt."
    Aufmar sprang einen Schritt zurück, glitt aus, bewahrte gerade noch sein Gleichgewicht. „Ich... ich hatte Freiwache!", stammelte er.
    „Die ist vor drei Stunden zu Ende gegangen."
    Unwillkürlich blickte Aufmar auf die Uhr an seinem Handgelenk. Und erschrak: Er hatte tatsächlich die Zeit übersehen.
    Aber der Kalfakter hat sich so lange geziert, und dann wollten die Buchmacher wegen des großen Andrangs unbedingt länger offen halten ...
    „Außerdem habe ich", sagte Shirka leise, mit verhaltener Schadenfreude, „bei Strafe verboten, dass sich jemand aus meiner Mannschaft an einem Natternduell beteiligt."
    „Ich hätte gewonnen! Ich hatte ihn genau dort, wo ich ihn haben wollte. Nur noch wenige Augenblicke ..."
    Doch Shirka war, höhnisch lachend, bereits wieder losmarschiert. „Deine Leibschuld bei mir hat sich um drei Jahre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher