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210 - Unter dem Vulkan

210 - Unter dem Vulkan

Titel: 210 - Unter dem Vulkan
Autoren: Ronald M. Hahn
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besiegelt…
    Die Strömung warf Matt hin und her, doch er gab nicht auf.
    Nach schätzungsweise hundert Metern mündete der Bach hinter einer Biegung in einen Teich. Dieser war von grün schillerndem Urwald und phantastischen roten Blüten umgeben. Bunte Vögel, die über dem Gewässer kreisten, krakeelten laut. Die Strömung ließ nach. Matt atmete auf. Er schnappte sich Rulfan und drehte ihn auf den Rücken, um ihn in den Rettungsgriff zu nehmen.
    »Mann, ist mir schwindelig«, murmelte der Albino. »In meinem Kopf dreht sich alles. Ich glaube, ich muss mich…«
    Zum Glück gelang es Matt, Rulfan so zu drehen, dass ihn dessen Mageninhalt nicht traf. Außerdem befanden sie sich im Wasser; sie brauchten also den Rest des Weges nicht mit verschmutzter Kleidung zurückzulegen.
    Rund um den See wuchs die Vegetation fast überall bis ans Wasser heran. Matt erspähte nur eine Stelle, an der man an Land gehen konnte, ohne über verschlungenes Wurzelwerk zu stolpern.
    Er half Rulfan an Land, wo sie sich erst mal erschöpft an den Stamm eines Urwaldriesen lehnten. Chira tauchte ein Stück unterhalb von ihrem Landeplatz auf und schüttelte sich die Nässe aus dem Fell. Sie war also doch geschwommen. Sie trug etwas im Maul, das wie ein Arm aussah…
    Matt schüttelte sich. Erst dann erkannte er den Fisch. Er zappelte noch. Als er erschlafft war, schleppte die Wölfin ihn heran und legte ihn neben Rulfan auf den Boden. Er hatte drei Augen!
    Irgendeines Tages, dachte Matt, kriege ich schon noch raus, ob diese Lupa mehr auf dem Kasten hat als der übliche Vierbeiner.
    »Rrrr…« Chira schaute zu ihm auf, und er hatte das untrügliche Gefühl, dass sie mit ihren doppelten Zahnreihen grinste.
    Vielleicht bildete er es sich auch nur ein.
    ***
    Der Platz am See war ideal, um den Tag über in Deckung zu bleiben. Nach einem ausgiebigen Fischfrühstück stieg Matt bis in luftige Höhen hinauf und hielt nach Crella Dvills Schergen Ausschau, ohne aber eine Menschenseele zu sichten. Als es zu dunkeln begann, kletterte er den Mammutbaum wieder hinab.
    Mit dem Sonnenuntergang fing der Urwald an zu leben: Er kreischte, krähte, gackerte und grunzte. Hier und da zischte und knurrte er auch.
    Matthew Drax war versucht, wieder ins Geäst zu steigen, doch Rulfan war noch nicht fit genug für eine Klettertour. Matt tastete nach seinem Laserblaster. Zum Glück war er nicht hungrig; der Fisch hielt lange vor. Ihre Kleider waren inzwischen auch wieder trocken. Rulfan klapperte trotzdem mit den Zähnen. Es sah aus, als wäre er auf cold turkey. (Entzug) Matt kannte die Bestandteile des Liebescocktails nicht, mit dem die Mistress der Wolkenstadt versucht hatte, ihn gefügig zu machen. Eins wusste er allerdings: Rulfan musste in ein Bett und unter eine Decke, bis das Gift aus seinem Körper heraus war.
    Ein Grollen aus der Ferne richtete Chiras Lauscher auf und ließ Matt zusammenzucken. Ein Gewitter war genau das, was ihnen zu ihrem Glück noch fehlte. »Rulfan?«
    »Hm?«
    »Ein Gewitter ist im Anmarsch. Ich schlage vor, wir ziehen weiter. Es ist ungesund, bei einem Gewitter unter einem hohen Baum zu hocken.«
    »Yeah«, sagte Rulfan leutselig. »Dann los.«
    Matt schaute ihn zweifelnd an. »Kannst du überhaupt gehen?«
    »Klar.«
    Ein großes Wort. Matt half ihm erst mal auf die Beine.
    Dann marschierten sie los. Chira lief vorneweg. Es war mehr ein Schleppen denn ein Marschieren. Matt wusste, dass Rulfan alles gab, was er zu geben hatte. Es war nur eben nicht viel.
    Sie quälten sich um den See herum, während das Gewitter näher kam und der Regen auf die schützenden Baumwipfel prasselte. Nach einer halben Stunde war der Marsch nur noch eine Quälerei.
    Als die Sterne aufgingen, an denen Matt sich besser orientieren konnte, stießen sie auf einen nach Süden führenden, befestigten Pfad. Süden war aber schlecht. Nicht ganz so schlecht wie Osten, aber eben nicht ihre Richtung.
    »Ich glaube«, lallte Rulfan, »ich will zurück zu meiner geliebten Crella.«
    »Du bist ja nicht bei Sinnen«, erwiderte Matt. Damned!
    Jetzt wirkt das verdammte Zeug auch noch!
    »Wirklich nicht?«
    Dann war der Regen genau über ihnen und rauschte herab.
    Der Himmel wurde stockfinster. Blitze zuckten. Donner rollte.
    Wasser prasselte auf das Blätterdach. Wenn ihnen jetzt noch jemand auf den Fersen war, musste er aufgeben.
    »Ich glaube, ich liebe sie doch.« Rulfan wandte sich plötzlich um.
    Matt hielt seinen Arm fest. »He! Was hast du vor?!«
    »Ich muss…
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