Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
210 - Unter dem Vulkan

210 - Unter dem Vulkan

Titel: 210 - Unter dem Vulkan
Autoren: Ronald M. Hahn
Vom Netzwerk:
Gelegenheit nutzen, unterwegs ihre Unschuld zu verlieren.
    »Hör zu«, raunte Noah dicht hinter ihr. Seine Stimme klang flehentlich, als hätte er Angst um sie. »Hör mir bitte zu: Wenn dir dein Leben lieb ist, rate ich dir, es nicht auf die Spitze zu treiben. Und ich rate dir noch etwas – dringend: Wenn wir aufbrechen, zieh die Burka über. Verhülle dein Antlitz. Als künftige Gattin des Propheten darf niemand dein Gesicht sehen.«
    Almira war fassungslos.
    »Wir brechen noch heute auf«, sagte Noah in Sichtweite der Handelsstation. »Jules’ Boiis bringen uns an den Ort, an dem der Prophet auf uns wartet.« Er räusperte sich und deutete zum Himmel hinauf. »Bald wirst du wie ein Vogel durch die Lüfte fliegen.«
    ***
    Eine Gestalt flog lautlos aus dem Gebüsch auf ihn zu. In ihren Händen blitzten Messerklingen.
    Commander Matthew Drax ließ seinen Gefährten, den er seit geraumer Zeit stützte, zu Boden fallen und stellte sich dem Angreifer. Er vernahm ein leises Klatschen und einen kurzen Schmerzenslaut, doch ihm fehlte die Zeit, seinem Blutsbruder zu helfen, auch wenn der nun den Hang hinabrollte, den sie gerade erst erklommen hatten.
    Der Krieger, gegen dessen Kinnspitze Matts Faust nun knallte, gehörte zu einem Kommando, das sie seit Stunden abzuschütteln versuchten. Die Herrin der Wolkenstadt, der sie vor wenigen Stunden entwischt waren, wollte ihren hellhäutigen Zuchtbullen wohl nicht ohne weiteres ziehen lassen. Beim letzten Umschauen, kurz nach ihrem Vorstoß in den Busch, hatte Matt ein Dutzend Männer gezählt. Zu dumm, dass Rulfan noch so schwach auf den Beinen war. Das Gesöff, das man ihm eingeflößt hatte, machte ihn willenlos und schwach.
    Krack! Das Nasenbein seines Gegners splitterte. Blut spritzte Matt entgegen. Der Krieger stöhnte und ließ eins seiner Messer fallen.
    Matt nutzte die Gelegenheit und hieb ihm die Faust seitlich gegen die Schläfe.
    »Arghh…« Der Krieger aus der Wolkenstadt erschlaffte.
    Rulfan kam heran gewankt und schaute Matt aus verschleierten Augen an. »Bin so müde, Matt… sooo müde… Machen wir eine Rast!«
    »Nichts da!« Matt klopfte dem langhaarigen Albino auf den Rücken. »Crellas restliche Leute können nicht weit sein…« Er schaute sich um. Sie mussten weg. »Reiß dich zusammen! Wenn sie uns schnappen, werde ich in der Folterkammer enden und du als Crellas Lustsklave. Ich weiß nicht, wer von uns dann besser dran ist.«
    »Lustsklave?«, murmelte Rulfan.
    Matt diskutierte nicht weiter, sondern zog ihn mit sich. So unkonzentriert Rulfans Geist auch war, seine Beine bewegten sich automatisch. Dumm war nur, dass seine Motorik alle paar Minuten versagte und er auf die Nase fiel. Es war ein Wunder, dass sie noch nicht gebrochen war. Dumm auch, dass sie von den Verfolgern immer weiter nach Südosten abgedrängt wurden. Ihr Ziel, de Roziers Wolkenstadt am Victoriasee, lag westlich von hier. Dort hofften sie Victorius und bei ihm Aruula zu finden, der ihre Suche galt.
    Nach einer Reihe dorniger Gebüsche gesellte sich auch Chira wieder zu ihnen. Die Lupa hatte sich vor einer Stunde in die Büsche geschlagen und hechelte nun wieder neben ihnen her. Matt bemerkte erst nach einer Weile, dass die Schnauze der mutierten Wölfin blutig war. Sie war aber nicht verletzt – bis auf die alte, aber inzwischen gut verheilte Wunde an ihrem Hinterlauf. Vermutlich hatte sie sich ihr Frühstück gerissen.
    Rulfans Knie knickten wieder ein. Matt stieß eine stumme Verwünschung aus. Rulfan entschuldigte sich lallend. Es konnte ihm nicht behagen, dass ausgerechnet er den Schlaffi abgeben musste. Matt schleifte ihn mit, bis sie an einen plätschernden Bach kamen. Er war drei Meter breit und sah seicht aus. Als Rulfans rechter Fuß den kiesigen Grund berührte, strauchelte er und fiel der Länge nach ins Wasser.
    Auch wenn der Bach kaum einen Meter tief war: Er strömte schnell dahin. Im Nu betrug der Abstand zwischen Matt und Rulfan mehrere Meter. Matt hechtete in die Fluten. Rulfan schlug schwerfällig um sich. Matt bekam seinen Gürtel zu fassen und hielt sich verbissen fest.
    Hinter ihnen kläffte Chira. Dass sie nicht leiser wurde, musste bedeuten, dass sie ihnen am Ufer folgte. Matt wagte es nicht, seine Vermutung zu überprüfen: Nun erfasste die reißende Strömung auch ihn, und er konzentrierte sich mit aller Macht darauf, an Rulfan dranzubleiben. Sein Gefährte war benommen und schwach. Wenn er ihn aus den Augen verlor, war sein Schicksal vielleicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher