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2035 - Exodus der Herzen

Titel: 2035 - Exodus der Herzen
Autoren: Unbekannt
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Geschwister bezeichnet, erinnerte mich der Extrasinn, als sei damit alles Nötige gesagt.
    Plötzlich fiel die Starre von Jamaske ab, und sie schüttelte sich kurz, als sei sie gerade aus einem Traum erwacht und bemühe sich, sich in der Wirklichkeit zurechtzufinden. Nachdem dieser Körper nun endgültig materialisiert war, agierte er stabil und selbständig.
    Ganz ähnlich wie ein Bote einer Superintelligenz, fügte der Logiksektor hinzu.
    Lotho Keraete, dachte ich erneut. Seine ominösen Andeutungen und Prophezeiungen, seine Ausflüchte und Menetekel ...
    Wenn diese Erscheinung ihm auch nur im geringsten ähnelte, würde sie uns hier und jetzt nicht mehr über Paumyr verraten! „Ich bitte dieses Schiff im Namen von Paumyr um Hilfe", unterband die Erscheinung jedes weitere Zwiegespräch. „Auroch-Maxo-55 wird mit großer Sicherheit untergehen, falls nicht Unterstützung von außen eintrifft." Ihr Gesicht blieb reglos, aber in ihren Augen taten sich rauchblaue Abgründe auf.
    Auroch-Maxo-55! dachte ich. Unser Ziel, an dem wir ES zufolge einen Kym-Jorier finden würden!
    Und sie bat uns um Hilfe! Das konnte kein bloßer Zufall sein!
    Wir mußten ihr diese Hilfe allein schon gewähren, um zu verhindern, daß der Planet unterging, bevor wir einen Kym-Jorier geborgen hatten. Ganz abgesehen davon, daß ich mich diesem Ansinnen sowieso nicht entzogen hätte. „Wie können wir Paumyr helfen?" fragte ich, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. „Paumyr hat mit ihren unbegreiflichen Fähigkeiten wahrgenommen, daß euer Raumschiff uns freundlich gesinnt sein muß."
    Das war natürlich keine Antwort auf meine Frage. Natürlich nicht. Wie es sich für Wesen auf einer höheren Entwicklungsstufe und ihre Boten gehörte. Jamaske erinnerte mich immer mehr an die anderen Boten von Superintelligenzen, die ich bislang kennengelernt hatte.
    Andererseits hatte sie uns um Hilfe gebeten. Konnten wir da nicht verlangen, daß sie mit handfesten Informationen herüberrückte? „Mit ihren unbegreiflichen Fähigkeiten?" Hatte die Inzaila, was immer sie auch sein mochte, etwa den Kokon gewittert, der in der Mitte der Zentrale schwebte und ES' Anweisungen enthielt? Oder die psionische Aura, die der - SOL erlaubte, den Mega-Dom zu passieren?
    Natürlich werden wir ihr helfen, sagte der Extrasinn. Auroch-Maxo-55 ist unser Ziel! Vielleicht kann diese Botin uns dorthin bringen. Der Besatzung der SOL ist es bislang nicht gelungen, den Planeten aufzuspüren. Neun Stunden, Kristallprinz!
    Danke für den Hinweis, dachte ich. „Natürlich wollen wir dir helfen. Aber wir haben von ESTARTU ..." Ich zögerte, bevor der Extrasinn wieder loszeterte.
    Doch der Tadel blieb aus. Du kannst davon ausgehen, daß sie oder zumindest Paumyr ESTARTU kennt. Hast du schon wieder vergessen, was wir gerade besprochen haben? Aller Wahrscheinlichkeit nach ist das Pflanzenwesen Paumyr ja gewissermaßen bei der Geburt von ESTARTU entstanden.
    Jamaske zögerte einen Augenblick lang, als wundere sie sich, wieso ich mitten im Satz abgebrochen hatte. Oder als müsse sie sich vergewissern, daß sie über dieses Thema sprechen durfte. „ESTARTU verheißt Paumyr den Weg durch das Alshma Ventor", sagte sie dann.
    Frag gar nicht erst, was das ist! hämmerte der Logiksektor. Meine Analyse: Ich stelle hier ein Wissen fest, das das unsere weit übersteigt, aber mystisch verbrämt ist. Verheißungen, Umschreibungen, unübersetzbare Begriffe ... Wie auch schon die Dateien aus dem Generationenschiff dieses Thema mit Liedern, Gedichten und sogar epischen Erzählungen mystifiziert haben. „Mystik", seufzte ich ganz leise. Und dachte: Jene Irrationalität, die die Menschen der Erde unter der Knute hält, seit der geniale Meister Shan Eknifle den Bau des Turms zu Babylon beschrieb.
    Wähle deine Worte dementsprechend! mahnte der Logiksektor. „Wir werden euch jede Unterstützung zukommen lassen", sagte ich. „Aber es ist für ESTARTU lebenswichtig, daß wir einen Kym-Jorier von Auroch-Maxo-55 bergen."
    Jamaske zögerte erneut. Ihre rauchblauen Augen erhellten sich kurz zu einem dunklen Smaragdgrün und erstarben dann zu einem tiefen Grau. „Ich verspreche, der SOL bei der Bergung eines Kym-Joriers zu unterstützen. Aber ich kenne diesen Begriff nicht."
    Das Leben in ihren Augen erlosch endgültig. Das Blau war mit einemmal tot.
    Sie lügt. Der Logiksektor flüsterte nur noch, hämmerte nicht mehr. Selbst wenn sie mit diesem Ausdruck nichts anzufangen weiß, gehört hat sie ihn schon
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