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2035 - Exodus der Herzen

Titel: 2035 - Exodus der Herzen
Autoren: Unbekannt
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Frau, die dort vor uns stand, hätte eigentlich vor Leben strotzen müssen. Sie war hübsch, umwerfend attraktiv und gut gebaut. Sie hätte sich ihrer Körperlichkeit völlig bewußt sein müssen. Sie war atlethisch, konnte bestimmt zupacken und schien sinnlichen Genüssen keineswegs abgeneigt zu sein.
    Aber irgendwie erweckte sie den Eindruck, als sei das alles nur noch Vergangenheit. Als habe sie ihr Leben verloren, ihre Kraft, all das, was sie einmal ausgezeichnet hatte. Nun kam sie mir vor wie ein Abziehbild ihrer selbst, wie eine leere Hülle. Wo früher derbe Prallheit oder auch empfindsame Feinfühligkeit ihr Dasein bestimmt hatten, waren jetzt nur noch Schatten einer Erinnerung vorhanden, die sich überdies rapide aufzulösen schienen.
    Genau, wie Lotho Keraete einmal ein Mensch gewesen und nun etwas anderes war. Aber wenn der Bote von ES bei diesem Prozeß irgend etwas verloren und etwas anderes gewonnen haben mochte, hatte die Erscheinung, die vor mir stand, lediglich alles verloren.
    Ich hätte diese Botin gern einmal zu ihrer Glanzzeit kennengelernt. Jetzt stand nur noch eine lebende Tote vor mir, ein Körper, dem man sein Wesen, sein Ich genommen hatte.
    Die Gestalt hatte noch immer geradezu beschwörend die Arme gehoben und streckte mir die Hände mit den offenen Flächen voran entgegen. „Ich wurde als Bote geschickt."
    Erneut die Wiederholung dieser Worte. Noch immer die Verwirrung und Panik auf dem attraktiven Gesicht. Auf meine Fragen hatte die Erscheinung nicht geantwortet, ihre Körperhaltung hatte sich nicht verändert. Ich hätte einer Statue gegenüberstehen können.
    Aufgrund der aus dem Wrack des Generationenschiffs geborgenen Daten verfügte die Bordpositronik über genügend Informationen, um die Worte der Erscheinung zu übersetzen. Ich konnte also davon ausgehen, daß bereits genug Begriffe entschlüsselt waren, um ein vernünftiges Gespräch zu führen.
    Entschlossen trat ich einen Schritt näher an das Wesen heran, sah ihm in die rauchblauen Augen und versank darin, obwohl sie früher viel ausdrucksstärker, viel lebensvoller gewesen sein mußten.
    Ich räusperte mich. „Mein Name ist Atlan", sagte ich. „Ich bin der Befehlshaber dieses Expeditionsschiffs und begrüße dich an Bord. Wir hegen keinerlei feindselige Absichten. Würdest du uns bitte erklären, wie du hierhergekommen bist und was du von uns willst? Und wer dich als Botin geschickt hat?"
    Zuerst bewegte sich die Erscheinung gar nicht, dann riß sie weit die Augen auf, als hätte ich ihr alle Geheimnisse des Universums enthüllt. Langsam, ganz langsam, ließ sie die Arme sinken. In ihren rauchblauen Augen wirbelten Schleier, lösten sich auf, verdichteten sich wieder, fügten sich zu etwas Neuem zusammen, was aber nicht weniger unergründlich und geheimnisvoll war. „Ich bin Jamaske", übersetzte der Translator - oder besser gesagt SENECAS Programm - ihre Worte. „Ich bin als Bote der Inzaila Paumyr zu den Fremden geschickt worden."
    Die Fremden waren offensichtlich wir. Aber wer war die Inzaila Paumyr?
    Genau das fragte ich sie. „Wer ist das?"
    Aus den Augenwinkeln sah ich, daß die anderen uns gespannt beobachteten. „Paumyr ist meine Insel, die älteste und weiseste der Inzaila", kam eine Antwort, wie ich sie erwartet hatte. Eine, die durchaus imstande war, mich in den Wahnsinn zu treiben.
    Narr! Da war sie wieder, die typische Schelte des Extrasinns. Denk doch nach! Natürlich. Den Dateien zufolge, die die Dookies an Bord des zerstörten Generationenschiffes geborgen hatten, waren nach den Veränderungen innerhalb der Dunkelwolke nach kürzester Zeit auf Auroch-Maxo-55 vollkommen fremde Lebensformen aufgetreten. Pflanzliches Leben in Form seltsamer schwimmender Inseln von beachtlicher Größe.
    Nicht die Rautak hatten dieses Leben gesät. Sie gingen vielmehr davon aus, daß diese Pflanzen in unbekannter Weise im Zug der Entwicklung der Wolke aus dem Schmetterling und Koridecc oder aus der Wolke Sorrmo entstanden waren.
    Die Wolke bestand aus Sporen, die bei ESTARTUS Entstehung fortgeschleudert wurden! konstatierte der Extrasinn. Später haben sich Pflanzenväter wie Arystes aus ihnen entwickelt, und auch ein großer Teil des Lebens auf Auroch-Maxo-55 ist wohl auf Überreste jener Sporenpopulation zurückzuführen. ESTARTU. Immer wieder ESTARTU. Wieso war die Mission zur Rettung der Menschheit, auf die ES uns geschickt hatte, offensichtlich untrennbar mit ESTARTU verbunden?
    ES und ESTARTU haben sich als
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