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2034 - Runricks Welten

Titel: 2034 - Runricks Welten
Autoren: Unbekannt
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andere Weise erfahren konnten. Seltsame Empfindungen, die uns irgendwie erwachsen vorkommen ließen. Ich machte dabei nur bis zum Alter von sechs Jahren mit, so lange, bis Cysitana bei einer solchen Erkundung meines Hauptes plötzlich ausrief: „Runrick hat ein zweites Gesicht!"
    Ich konnte die Sache herunterspielen, indem ich behauptete, ihr nur einen Streich gespielt zu haben, indem ich die Muskeln meines Hinterkopfes hätte spielen lassen. Aber ich hielt es ab diesem Zeitpunkt für ratsamer, bei den „Doktorspielen" nicht mehr mitzumachen. Ich wollte damit verhindern, dass meine Kameraden hinter die Wahrheit kamen. Mein schreckliches Geheimnis! Meinem furchtbarsten neben meinen Augen, die ich mir am liebsten herausgerissen hätte. Es war nämlich so, dass jeder Mundäne mit zwei Gesichtern geboren wurde. Das war selbst bei augenlosen Sehern so.
    Auch sie wurden mit einem zweiten Gesicht geboren, dieses selbstverständlich ohne Augen.
    Doch im Laufe der Jahre vernarbte dieses zweite Gesicht bis zur Unkenntlichkeit, bis schließlich nur noch verwachsene Male zurückblieben. Bei mir war das jedoch nicht der Fall. Mein zweites Gesicht vernarbte nicht, wie sehr ich mir das auch wünschte, jedes Mal, wenn ich meinen Hinterkopf betastete. Im Gegenteil, es wurde von Jahr zu Jahr ausgeprägter, bekam Profil, eine eigene erschreckende Physiognomie. Jeden Tag, wenn ich meinen Hinterkopf durch meine Fingerspitzen wie in einem Spiegel betrachtete, hoffte ich, dort weniger Gesicht zu ertasten. Aber es war wie ein Fluch; mein Hinterkopf wurde merklich mehr Gesicht.
    Diesen Makel konnte ich bis zu dem Zeitpunkt vor den anderen verbergen, als Cysitanas sensible Fingerspitzen mich entlarvten. Ich weiß nicht, ob sie meine Lüge über angebliche Muskelspiele geglaubt hat, aber sie sprach jedenfalls nie wieder darüber. Und ich ließ keine fremden Hände mehr an mich heran. Die Katastrophe konnte ich dadurch freilich nicht verhindern.
    In diesen ganz jungen Jahren dachte ich, dass K'UHGAR tatsächlich zu mir spreche und mir Botschaften vermittle. Gebote und Verbote, Lob und Tadel, Zuspruch und Ablehnung und dergleichen mehr. Solche Interpretationen gelangen mir natürlich nur mit Cael-Ogors Unterstützung. Später lernte ich zu differenzieren. Mir wurde klar, dass der Gesang K'UHGARS keine so eindeutigen Inhalte besaß. Das Raunen und Wispern enthielt höchstens verschlüsselte, geheimnisvolle Bescheide, die nicht einzeln auszulegen waren, sondern in ihrer Gesamtheit Lebensweisheiten enthielten, die man nicht übersetzen, sondern nur deuten konnte.
    Im Alter von acht Jahren war ich bereits so weit, dass ich mit den älteren Seherlingen Reisen ins Unsichtbare unternehmen konnte. Diese gehörten zu den schönsten Erfahrungen meines ganzen Lebens. Einmal unternahmen wir eine Exkursion zu einem Schwarzen Loch, einem jener astrophysikalischen Phänomene, die uns der mismatische Wissenschaftler Dure-Gonst als „rotierendes Nichts" beschrieb.
    Doch dieses „Nichts" entpuppte sich als wundersames Füllhorn, als Kaleidoskop von Farben und Formen und Melodien. Mein Kopf wurde voll davon. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass einem Auge schönere Eindrücke vermittelt werden konnten als eine so vielfältige Pracht und Herrlichkeit.
    Ich fühlte mich K'UHGAR damals näher als je zuvor. Und auch die älteren Mitschüler, die zum erstenmal an einem .solchen Ort waren, empfanden ähnlich wie ich.
    Es war Hiawatta, die mich einst als Spielzeug haben wollte, die sagte: „Das ist der Ursprung der Schöpfung! Das ist K'UHGAR selbst!" Aber Dure-Gonst berichtigte die Schwärmerin: „K'UHGAR hat ihren Sitz an den Ewigen Totenstädten von K'u. Aber es ist richtig, dass Fragmente von ihr auch diesem Schwarzen Loch innewohnen. K'UHGAR ist überall. K'UHGAR durchströmt die ganze Galaxis Dubensys." Wir wollten daraufhin natürlich alle zu den Ewigen Totenstädten von K'u. Doch das lehnte Dure-Gonst kategorisch ab, mit der Begründung, dass man für einen solchen Gang eine besondere Befähigung haben musste. Und er fügte mit sarkastischer Schadenfreude hinzu: „Manche von euch werden nie nach K'u gelangen." Dure-Gonst entpuppte sich als so etwas wie ein Seherhasser. Er neidete uns unsere Fähigkeit der übernatürlichen Wahrnehmung, ohne dass er sie gegen seine traditionelle Sichtweise hätte eintauschen wollen.
    Wir suchten weitere solcher kosmischen Orte auf, bei denen es sich um wahre Hyperphänomene handelte. Strahlende Dunkelwolken, hyperaktive
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