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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)
Autoren: Brian D'Amato
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gewesen war, beinahe mühelos, als wären diese Säulen des Dagon ausdrücklich für die Größe dieses Möchtegern-Samsons errichtet worden, sodass er sich nur dazwischenstellen und ihnen einen leichten Stoß geben musste. Fast könnte man auch sagen, es lag daran, wie kostengünstig es war. Man brauchte nur zum Halal White Castle zu gehen – oder wo junge Hadschis mit geschwollenen Testikeln sonst herumhingen –, ein gutes Dutzend anwerben, ein paar tausend Dollar für Flugstunden und Spesen und ein paar Bastelmesser springen lassen, und plötzlich haben wir den Untergang des Westens. Trotz all der Zeit und Mühe, die die Leute aufwenden, um sich weiszumachen, alles sei bestens – und obwohl die Verleugnung schon immer die größte Industrie der Welt gewesen ist –, hätten einige Menschen beinahe begriffen, dass sie in einem Kartenhaus leben und dass eine Flasche mit geschmolzenem Trinitrotoluol an der Kante ihres Couchtisches steht, während sie ihren Kindern erlauben, mit den Hunden im Wohnzimmer herumzutollen. Wenn Sie andererseits ein angehender Weltzerstörer wären – ein »Doomster«, wie wir sie bei der Warren-Familie Fürsorglicher Firmen nennen –, hätte dieses Ereignis Ihnen die Augen dafür geöffnet, wie unbegrenzt Ihre Möglichkeiten sind. Es hätte Sie inspiriert, es noch zu übertreffen.
    Zufälligerweise ist das einer der Gründe, weshalb ich tun muss, was ich tue. 9-11 hat viele inspiriert, nicht nur Madison und mich. Der Opferspiel-Engine zufolge, die wir jetzt auf LEON laufen lassen, der Haupt- KI von Warren Labs, gibt es weltweit wenigstens sechzig aufstrebende Doomster, die eine gute Chance hätten, zehn Millionen oder mehr Menschen zu töten. Ich sehe sie geradezu vor mir, wie sie in ihren feuchten Kellern über hausgemachten Viren hocken, die Überreste weggeworfener Rauchdetektoren in schmutzige Sprengsätze packen, Rizin im Hundertkilomaßstab umkristallisieren, und so weiter. Madison war außergewöhnlich begabt, aber keineswegs einzigartig. Wenn ich es also nicht gründlich mache, macht es jemand anders schlecht, und zwar bald. Jeder dieser Loser könnte seinen Mist jederzeit loslassen, und genau das wird auch geschehen. Was ich anhand des Spiels beobachten konnte, macht einem nicht gerade Mut. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die nächsten paar Jahrzehnte – wenn nicht sogar Jahrhunderte – von Kriegen, Hungersnöten, Wirtschaftskrisen, staatlicher Unterdrückung, Foltertod und Epidemien geprägt sein werden, von Eltern, die ihre Kinder fressen, und umgekehrt. Die Dinge wenden sich zum Schlechten, und schlecht ist erheblich schlimmer, als die Menschen sich bewusst machen.
    Wie ich schon sagte, das Opferspiel lässt einen vorauslesen und genau ergründen, was man programmieren muss. Mit »vorauslesen« meine ich vorausahnen in dem Sinne, wie ein genialer Go-Spieler einhundert Züge »vorausliest«. Doch mit dem Opferspiel lese ich Hunderttausende von Zügen in Hunderttausenden weitaus komplizierterer »Spiele« überall auf der Welt voraus, folge einer einzelnen Kette durch das Flechtwerk der Eventualitäten, die schließlich … sagen wir einfach, sie führen letztendlich dahin, was ich für die beste verfügbare Methode halte, es zu bewerkstelligen. Endgültig, schmerzlos und, einmal in Gang gesetzt, unerbittlich. Das nenne ich Fortschritt. Elf Jahre, einen Monat und neunzehn Tage später erforderte es nur einen Klick auf einem Bildschirm, um ein Ereignis auszulösen, neben dem sich der Anschlag auf das World Trade Center arg bescheiden ausnähme, wenn jemand es beobachten könnte. Das ist doch ein Fortschritt.
    Tatsächlich wird es einen Augenzeugen geben: mich. In 4,564 Stunden von nun an – also ab dem Zeitpunkt, an dem dieses Schreiben versendet wird, dem Moment der Freisetzung plus den vier Minuten, die Sie brauchen, um bis an diese Stelle zu lesen, während ich auf der Atomuhr die Sekunden herunterzähle – wird es einen Augenblick geben, in dem ich mich frage, ob ich mich verrechnet haben könnte und gar nichts geschieht. Und in einer noch kürzeren Zeitspanne, vielleicht nur 700 000 Mikrosekunden – ungefähr zwei p’ip’ilob, zweimal Blinzeln, wie wir Maya sagen –, sehe und spüre ich, wie die Dinge sichum mich verändern, und mir ist klar, dass etwas Großes, Fremdartiges geschieht. Und eine weitere Viertelsekunde lang, unmittelbar bevor ich zu existieren aufhöre, werde ich mir bewusst sein, keinen Fehler begangen, sondern alles richtig
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