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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)
Autoren: Brian D'Amato
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herrschenden Sippen von Teotihuacán ein Monopol auf die wichtigsten Quellen dieser Drogen. Dieses Monopol war einer der Gründe dafür, weshalb Teotihuacán überhaupt achthundert Jahre lang als Hauptstadt überdauern konnte. Jedenfalls, Jed 2 drang nach Teotihuacán vor und traf dort eine Persönlichkeit, von der er aus dem Codex wusste, eine Art Nonne namens Ahau-na Koh oder schlicht Frau Koh. Durch sie fielen ihm einige für das Opferspiel erforderliche Drogen in die Hände; allerdings scheint er dabei den Großbrand verursacht zu haben, der letztlich den Untergang der Stadt herbeiführte – was das angeht, bleibt er in seinem Brief ein bisschen vage. Seine Briefe sind ganz allgemein frustrierend, und ich verdächtige ihn – oder mich selbst –, einiges zu verschweigen.
    Jedenfalls, Jed 2 und Frau Kohs Gefolge erreichten eine unserer vorher vereinbarten Suchzonen in Oaxaca, 450 Kilometer von Teotihuacán entfernt. Dort vergrub er die ersten Aufzeichnungen und die Opferspieldrogen und kennzeichnete die Stelle wie abgesprochen mit ein paar Klumpen Magnetit. Wir hatten einen Plan, dass er einen zweiten Satz zusammen mit seinem Körper und seinem möglicherweise auslesbaren, in einem Polymer konservierten Gehirn in einem ixianischen Königsgrab deponieren sollte, doch wie es aussieht, ist es nie dazu gekommen, und jetzt werden wir es wohl nie erfahren. Dennoch, hier bei uns, im Jahr 2012, konnten wir das erste Depot ohne Schwierigkeiten ausgraben. Taro entwickelte eine Software-Version des kompletten Neun-Steine-Spieles, und den Lotus Labs, Warrenspharmakologischer Zweig, gelang die Synthese der beiden erforderlichen Wirkstoffe. Und als ich lernte, unter dem Einfluss dieser Substanzen das Opferspiel zu spielen, gelangte ich – zusammen mit Tony Sic und einigen anderen Studenten Taros im Warren-Programm – zu dem Schluss, dass Jed 2 recht gehabt hatte.
    Die Tzam-lic-Wirkstoffe könnte man wohl als »intelligente Drogen« bezeichnen, wenn man dabei nicht gleich an Gatorade denken müsste. Sie ermöglichten dem Gehirn, sich weniger wie ein Gehirn zu benehmen und mehr wie … Hm, ich möchte nicht sagen, wie ein Computer, zumindest nicht wie die Art von Computer, die von Menschen erfunden wurden, denn unter dem Einfluss der Drogen hat man ein eher analoges als digitales Gefühl, ein Gefühl der Eingebung, aber wie bei einer Kreuzung zwischen einer Superuhr, einer Superkamera und einem Superrechenschieber. Wir haben es benutzt, um das 2012-Problem abzuwenden (zumindest glaubten wir das). Nach zahllosen Spielstunden, in denen ich Informationen siebte – sowohl aus dem allgemein zugänglichen Netz als auch aus den Beständen der NSA und anderen schwarzen Datenbanken –, konnte ich einen kanadischen Kellerbioterroristen namens Madison Czerwick aufspüren, der kurz davorstand, eine extrem aufgemotzte Abart eines früher militärisch verwendeten Stammes von Brucella abortus freizusetzen.
    Die Warren-Leute informierten das FBI . Madison wurde von einem grenzübergreifenden Einsatzkommando festgenommen und seine Bazillenbruttanks unschädlich gemacht. Alles lief ab wie in einem Roman von Tom Clancy, nur ohne die farbenfrohen Figuren und die vielen erklärenden Dialoge. Als die US -Seuchenschutzbehörde das Zeug analysierte, stellte sich heraus, dass Madisons Brucellen tatsächlich fast sämtliche Menschen auf Erden ausgerottet hätten, ebenso die höheren und einen Gutteil der niederen Primaten, der Hunde, Bären, Schweine und – aufgrund von Ähnlichkeiten in der DNA  – der Kröten, und zwar genau zum passenden Datum im Jahre 2012. Jeder von uns bekam einen Orden, über den wir aber nichts sagen dürfen, was in der Konsequenz so viel bedeutet, als hätte man unsichtbare Brillanten geschenkt bekommen.
    Trotzdem, das Spiel kann die Zukunft nicht im Sinne des Wortesvorhersagen, denn das ist unmöglich. Das Opferspiel ist eher eine Art Objektiv, das die Wahrnehmung des Spielers auf Ereignisketten richtet, die sich aus den eigenen möglichen Aktionen ergeben. Es ist ein Optimierer, der hilft, ein erfolgreiches Ergebnis herbeizuführen, ganz gleich, welche Zufallsereignisse eintreten. Es ermöglicht einen Sprung in der Schlussfolgerungsfähigkeit.
    Am 8. April – dem Tag, an dem ich Madison auf die Schliche kam – beherrschte ich das Opferspiel noch nicht vollständig. Aber vor einhundertvierundachtzig Tagen, am 28. April, da habe ich es geschafft. Ich habe das Spiel weiter gespielt als irgendjemand sonst zu
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