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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)
Autoren: Brian D'Amato
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Lindsay Warren. Entmutigend daran war, dass Taros Team und ich nicht so recht vorankamen bei der Beantwortung der Frage, wie die Version des Opferspiels, die wir dem Codex entnommen hatten, funktionieren sollte. Ich fand heraus, dass die Warren-Leute einen ganz anderen Ansatz verfolgten, etwas ziemlich Bizarres oder zumindest recht Futuristisches, aber im Grunde auch nicht fantastischer als die Mars-Expedition, im Dunkeln leuchtende Pudel oder das neueste Flexscreen-Netphone. Sie versuchten, Daten direkt aus ferner Vergangenheit zu bekommen, und jemand aus unserer Zeit musste hingehen und sie sammeln. Eine richtige Zeitreise war das nicht. Es gibt gute Gründe, weshalb eine echte Zeitreise, wo man jemanden körperlich durch die Zeit zurückschickt, physikalisch unmöglich ist und immer bleiben wird, ganz egal, wie weit die technische Entwicklung voranschreitet. Aber es besteht die Möglichkeit, Energie durch die Zeit zu schicken. Im Grunde stellt man einen Hochqualitätsabzug aller Verbindungen im Gehirn von Person A her und prägt dieses Muster dem Gehirn von Person B auf. Person B – deren Erinnerungen dabei so gründlich ausgelöscht werden, dass sie nichts mehr durcheinanderbringen können – hält sich dann für Person A. Natürlich könnte man diesen Vorgang nutzen, um Bewusstseine im Hier und Jetzt herumzuschicken – ich nehme an, das hatten Warren Labs ursprünglich auch vor –, aber in unserem Fall sollte sich Person B in der Vergangenheit befinden. Genauer gesagt, sollte er ein ahau der Maya sein, ein Gottkönig, der die Vollversion des Opferspiels – technisch ausdrückt, die Neun-Steine-Version – entweder selbst beherrschte oder jemanden an der Hand hatte, der sie spielen konnte und der die Mittel besaß, dieses Wissen zu konservieren, damit wir es dreizehn Jahrhunderte später ausgraben konnten. Mithilfe dieses Wissens hofften wir uns retten zu können vor dem, was uns gegen Ende 2012 erwartete.
    Zuerst – zumindest kam es mir damals so vor – hatte das Team mich als Kandidaten für eine Projektion in die Vergangenheit gar nicht in Erwägung gezogen. Die erste Wahl war auf einen jüngeren Studenten Taros gefallen, einen Typen namens Tony Sic, der aus Mérida in Yukatan stammte. Er sprach Yukateko, einen Dialekt des Maya, arbeitete bei den Comunidad de Población en Resistencia , den »Dörfern in Widerstand« in Ixcán und verstand sich recht gut auf das Opferspiel, ohne mir allerdings das Wasser reichen zu können. Ich konnte das Team überzeugen, lieber auf mich zu setzen. Entweder das, oder man hatte von vornherein mich schicken wollen, was ich immer stärker vermute. Wie auch immer, entscheidend ist, dass mein Bewusstsein erfolgreich transferiert wurde: Man schickte es durch ein sogenanntes Schreibtisch-Wurmloch ins Jahr 664 n. Chr.
    Doch weil es kommt, wie es kommen muss, schlichen sich Fehler ein, ehe mein dupliziertes Ich – das wir wohl am besten Jed 2 nennen – überhaupt angekommen war. Er sollte im Gehirn eines Ahaus namens 9-Reißzahn-Kolibri auftauchen, dem Herrscher über die Stadt Ixnichi Sotz, kurz Ix, in der Sierra de Chamá des heutigen Zentralguatemala. Er sollte 9 RK übernehmen, ein paar Experten beim Opferspiel zuschauen und alles aufschreiben. Kaum der Rede wert. Stattdessen – so ging es aus Jed 2 s Briefen hervor – hatte er sich im Kopf eines Muskelprotzes namens Schakal wiedergefunden, einem Meister im großen Sport seiner Zeit, dem Hüftball. Hüftball kann man sich so vorstellen, dass man Fußball mit Fünfzehnkilobällen spielt, die mit Rasierklingen gespickt sind. Schakal wollte sich gerade in einer besonders demütigenden Selbstopferung die Stufen der örtlichen Pyramide hinunterstürzen, als eine Art Stellvertreter, damit 9-Reißzahn-Kolibri an der Macht bleiben konnte.
    Aber vielleicht gehe ich hier ein bisschen mehr ins Detail als unbedingt nötig. Grundsätzlich erwies sich Jed 2 als so – untypisch – einfallsreich, dass er sich aus seiner Opferungszwangslage herauswinden, etwas über das Spiel in Erfahrung bringen und den langen Weg nach Teotihuacán zurücklegen konnte, der damaligen Hauptstadt des mexikanischen Hochlands, um dort ein paar Drogen zu erbeuten.



(1)
    Die Sache ist die, dass ein Opferspiel auf hohem Niveau Anforderungen an das menschliche Gehirn stellt, die dieses ohne spezielle Wirkstoffe nicht erfüllen kann. Und im Jahre 664 – der Zeit also, in der Jed 2 im Alten Mayaland sein würde – besaßen die beiden
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