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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)
Autoren: Brian D'Amato
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Nachkomme jener Menschen, die in Mexiko und Guatemala die vielen Paläste und die großen verrückten Pyramiden mit den Furcht einflößenden Treppen errichtet und dann vermutlich aufgegeben haben. Man verwechselt uns gern mit den Azteken, den Tolteken und den Venusmenschen. Als ich fünf war, hat mir meine Mutter – eine na h’me , eine »Sonnenaddiererin«, also eine Art niedere Schamanin – eine Version des Opferspiels beigebracht, die sie von ihrer Mutter kannte und die, in zunehmend vereinfachter Form, jahrhundertelang überliefert worden war. Wir wohnten damals in einem Dorf namens T’ozal im guatemaltekischen Alta Verapaz. Zwei Jahre später, 1982, ließ eine Todesschwadron des guatemaltekischen Staates meine Eltern zusammen mit einem Viertel der Bevölkerung unseres Dorfes verschwinden. Angeblich ist meine Mutter gestorben, als man sie zwang, Benzin zu trinken. Ich war zu der Zeit wegen meiner Hämophilie im Krankenhaus und wurde später von einer Mormonenfamilie in Utah adoptiert.
    Ich blieb dem Spiel verbunden. Während meiner schrecklichen Teenagerzeit und später, als ich das College besuchte, erarbeitete ich zusammen mit Taro Mora, einem meiner Professoren, einen Teil der zugrunde liegenden Theorie. Im Gegensatz zum spieltheoretischen Wirtschaftssimulations-Hokuspokus bewirkte das Opferspiel wirklich etwas. Ich lernte es zu benutzen und verdiente mir mit Maisoptionen eine goldene Nase. Taro kam allerdings zu keiner rein mathematischen Beschreibung; deshalb funktionierte das Opferspiel auf Computern nie besonders gut. Ich kehrte mehrmals nach Guatemala zurück und versuchte, die Verbrecher aus der alten Regierung wenigstens ansatzweise der Gerechtigkeit zuzuführen, doch es erwies sich als frustrierendes Unterfangen. Außerdem hätte ich nie gedacht, dass ich einmal etwas Spektakuläres tun würde. Aber dann, vor dreihundertdreizehn Tagen,an 4 Eule, 4 Gelbe, 12.19.18.17.16, oder nennen wir es den 23. Dezember 2011, wandte sich eine Frau namens Marena Park an mich.
    Genauer gesagt dachte ich, ich würde mich an sie wenden, aber das ist nur noch so ein Kessel voller Verrucomicrobia, in dem wir jetzt nicht herumrühren müssen. Sie war – und ist – leitende Angestellte im Unterhaltungszweig der Warren Group (oder, wie sie es da gern ausdrücken, der Warren-Firmenfamilie). Wie sich herausstellte, war sie außerdem eine ziemlich bekannte Computerspieleentwicklerin, die nun, was ich ein wenig merkwürdig fand, ein Forschungsprojekt meines alten Mentors Taro koordinierte. Und sie wollte, dass ich mit der Warren Group über eine Software-Version des Opferspiels sprach. Ich hätte es abgelehnt, doch sie hatten einige neue Daten in den Händen: die Beschreibung eines Spieles, das zur Blütezeit der Maya gespielt worden war, vor 1348 Jahren.
    Die Beschreibung befand sich in einem Maya-Codex, ein wie ein Plissee gefaltetes Buch, das gerade erst fotografiert worden war, und es stand mehr darin als nur eine vollständigere Version des Opferspiels. Dort waren »Ziele« – die man mit ein wenig regenbogenpressenhafter Übertreibung als Vorhersagen bezeichnen könnte – angegeben, die bis ins letzte B’ak’tun reichten – das heißt, bis zum sogenannten Zeitenende im Jahr 2012. Wie viele Entertainment-Firmen war man natürlich besonders an der ganzen 2012-Geschichte interessiert. Es heißt ja, Maya-Kalender verkaufen sich, als gäbe es kein Morgen. Fast überflüssig anzumerken, dass ich darauf nie angesprungen bin. Für mich war das Ende des Maya-Kalenders immer ein Thema für all die New-Age-Loser und Y2K-enttäuschten Verschwörungsspinner gewesen, die in notwendigerweise extraweiten Jedi-Kostümen herumsitzen und sich Katastrophenszenarien einfallen lassen, die auch aus Captain Future stammen könnten. Aber als ich den Codex Norenbergae sah … Na ja, im Grunde sagte er den Anschlag auf Disney World voraus, der fünf Tage später geschah, am 28. Dezember. Und das ist trotz einiger jüngerer Konkurrenten mit 124 030 dokumentierten Todesopfern und einer halben Million Verletzten der bislang tödlichste Terroranschlag, den es je gab. Der, den ich jetzt ausführe, natürlich nicht berücksichtigt.
    Also, um eine lange Geschichte kurz zu machen – nein, hoppla, das ist jetzt schon zu spät. Also, um die Geschichte wenigstens zu Ende zu bringen: Nach dem DWH , dem Disney-World-Horror, ließ ich mich enger auf Marenas Leute ein und lernte schließlich sogar den Kopf des Firmen-Konglomerats kennen,
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