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2012 - Folge 7 - Ein Grab im Dschungel

2012 - Folge 7 - Ein Grab im Dschungel

Titel: 2012 - Folge 7 - Ein Grab im Dschungel
Autoren: Bastei
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    Nichtsdestotrotz ging es Pauahtun zumindest in diesem Augenblick viel weniger um das Artefakt als um Ericson selbst …
    Der Indio hoffte, dass der Mann in Weiß nicht jederzeit seine geheimsten Gedanken las. Aber selbst wenn, diesen Gedanken hätte er sich nicht verkneifen können: Tom Ericson hatte die Schwelle übertreten, die für Pauahtun einen bloßen Gegner von einem wahren Feind trennte.
    Immer noch hing der Blick des Indios an dem inzwischen noch weiter geschrumpften Punkt am Himmel: dem Hubschrauber, in dem Ericson mit seinen Begleitern geflohen waren, nachdem er die andere Maschine sabotiert hatte. Der Indio starrte darauf, als könnte er den davonfliegenden Helikopter allein mit seinem Blick festhalten – und dann legte sich ein raubtierhafter Zug um seinen Mund.
    Ericsons Hubschrauber stürzte ab!
    Pauahtuns kahler Schädel ruckte herum. Kulkulcan, Chac und Huracan, seine drei verbliebenen Brüder, die mit an Bord gekommen waren, hatten den Rest der Crew zusammengetrieben und hielten die Männer mit ihren Maschinenpistolen in Schach. Einen Moment lang überlegte er, auch mit den übrigen Matrosen kurzen Prozess zu machen. Seine Gedanken mussten ihm ins Gesicht geschrieben stehen, denn die Mienen der Seeleute verrieten Todesangst.
    »Nehmt ihnen die Handys und alles ab, womit sie Ärger machen könnten, dann folgt mir.« Damit machte Pauahtun kehrt und schlug den Weg zum Deckshaus ein, wo die Granate von vorhin hoffentlich nicht alles zerstört hatte.

    Der Hubschrauber schlug mit der Flanke auf die Meeresoberfläche. Durch Maschine und Insassen ging ein brutaler Ruck. Dann versank die R44 zur Hälfte in Schaum und Blasen, bevor sie wieder nach oben schnellte – und das Knacken und Knirschen von brechendem Glas Tom Ericson verriet, dass sein Plan nicht aufging.
    Er hatte gehofft, die Kanzel- und Seitenverglasung würde den Aufprall aus der verringerten Höhe aushalten, sodass der Hubschrauber zu einer Rettungsinsel wurde, von der aus sie sich schwimmend auf den Weg zum Ufer machen konnten, das nur noch fünfzig Meter entfernt war.
    Aber das Glas barst, kaltes Atlantikwasser brodelte in die Kabine und der Hubschrauber begann augenblicklich wieder zu sinken, und das in einem Tempo, als würde er förmlich in die Tiefe gezerrt.
    »Wir müssen hier raus!«, stieß Tom hervor, bevor das Wasser seinen Mund erreichte. Der Helikopter war auf der Pilotenseite aufgekommen, darum verschlang das Meer ihn als Ersten.
    »Sag ich doch«, keuchte Maria Luisa, löste ihren Sicherheitsgurt und wollte in der schaukelnden Kabine nach hinten klettern, um ihrem Bruder zu helfen.
    Unterdessen hatte Tom sich vergewissert, dass der Lederbeutel mit dem kinderfaustgroßen Artefakt noch an seiner Hüfte hing. In derselben Bewegung öffnete auch er seinen Gurt und richtete sich halb auf. Mit beiden Füßen fand er unter Wasser Halt am Rahmen des geborstenen Seitenfensters, durch das im selben Moment die MPi, die er auf dem Schiff erbeutet hatte, in die Meerestiefe trudelte.
    »Bleib hier!«, stieß er prustend hervor, meinte damit aber nicht die verlorene Waffe, sondern Maria Luisa. »Hilf mir, die Tür zu öffnen. Dann steigst du aus, und ich komme mit Jandro nach.«
    »Ich lasse meinen Bruder nicht zurück!«, protestierte Maria Luisa.
    Alejandro hatte die Augen weit aufgerissen. Nur sein Kopf schaute noch aus dem schäumenden Wasser. Hatte er Probleme mit seinem Gurt?
    Verdammt, dachte Tom und herrschte Maria an: »Tu, was ich sage!«
    Sie starrte ihn eine halbe Sekunde lang an, eine Mischung aus Trotz, Erschrecken und Angst im Blick, dann gehorchte sie. Tom langte nach oben und entriegelte die Tür, die jetzt zur Kabinendecke geworden war. Mit vereinten Kräften gelang es ihm und Maria Luisa, sie so weit aufzustoßen, dass sie hochkant stehen blieb.
    »Los, raus!«, befahl Tom, als die Spanierin abermals Anstalten machte, sich an den Vordersitzen vorbei nach hinten zu zwängen, um Jandro herauszuholen. Tom packte sie, hob sie an und zwang sie praktisch, ins Freie zu klettern.
    »Maria Lu-«, hörte er Alejandros Stimme. Der zweite Name seiner Schwester geriet zu einem Blubbern, weil ihm das Wasser übers Gesicht schwappte.
    Tom quetschte sich durch den Zwischenraum, der sich vor dem Absturz zwischen den Vordersitzlehnen und der Decke befunden hatte und durch die Seitenlage des Helikopters nun senkrecht stand.
    Alejandros Kopf tauchte noch einmal auf. Er spuckte Wasser, seine Augen schienen regelrecht aus ihren Höhlen zu
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