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2:0 für Oma

2:0 für Oma

Titel: 2:0 für Oma
Autoren: Ilse Kleberger
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fließend und fehlerfrei Italienisch sprechen kann.“
    „Was?“ Rolf wäre vor Erstaunen fast vom Gepäckträger gefallen. „Fließend Italienisch? Ehrlich? Und dabei ist er doch noch so klein!“
    Jan sagte wütend: „Na, weil er Italiener ist, muß er ja wohl seine Muttersprache sprechen können.“
    Oma nickte. „Stimmt schon, aber ich finde, daß er für die kurze Zeit, die er erst hier ist, nicht schlecht Deutsch spricht. Ich weiß nicht, ob ihr so gut Italienisch könntet, wenn ihr erst ein halbes Jahr in Italien wärt.“
    Jan murrte: „Kann sein, daß sie nicht dumm sind. Aber unverschämt und frech sind sie bestimmt!“
    Unterdessen waren sie an Pieselangs Fachwerkhaus angekommen. Oma stieg vom Rad. „Vielleicht irrt ihr euch, und wahrscheinlich sagen die Italienerkinder gerade von euch genau dasselbe. — Übrigens sind wir morgen, am Sonntag, alle bei ihnen zum Spaghettiessen eingeladen.“
    Die Kinder sahen sich an. Sie wußten nicht, ob sie sich freuen oder ärgern sollten. Sie hatten sich Omas Hilfe anders vorgestellt.
    Ein Donnergrollen unterbrach ihre Gedanken. „Gleich wird es regnen“, rief Oma, „ich muß noch die Wäsche abnehmen! Peter, hilfst du mir bitte dabei?“
    Doch auf dem Wege zum Küchengarten, wo an einer Leine Hemden, Hosen, Bett- und Tischtücher wild im Winde flatterten, drehte sie sich noch einmal um: „Himmel, da hab ich ja etwas vergessen. Brigitte, sei so lieb, nimm den Regenmantel und fahr noch mal zur Bank zurück. Vergiß aber Papier und Bleistift nicht. Vielleicht schaffst du es, bevor der Regen kommt, und kannst mir das Pizzarezept aufschreiben, das die Nonna mir verraten hat und das ich dort in den Sand geritzt habe. Es wäre schade, wenn der Regen es auslöschte!“

Spaghetti

    Rolf stand vor dem Regal im Kinderzimmer, in dem sich seine Spielsachen befanden, die Stofftiere und Legosteine, die Eisenbahn, die Autos, die Bilderbücher und die Hüte.
    Im obersten Fach lagen die Hüte einer neben dem anderen — der Indianerkopfschmuck, der Cowboyhut, der Zaubererhut , der Ritterhelm, die Polizeimütze, der Sheriffhut, der Feuerwehrhelm, die Seglermütze, der Tirolerhut und der Motorradhelm.

    Oma öffnete die Tür. „Rolf, wir müssen gehen!“
    Rolf griff nach dem Ritterhelm und stülpte ihn sich auf, kramte in dem Fach darunter und zog ein Blechschwert hervor.
    Oma schüttelte den Kopf. „Was willst du denn damit? Wir sind zum Essen eingeladen, und dafür sind der Helm und das Schwert ein bißchen unpraktisch.“
    Rolf sah sie ungewiß an. „Aber wenn sie mir wieder auf den Kopf hauen!“
    „Wenn du ihr Gast bist, werden sie es sicher nicht tun, und wenn du nicht anfängst zu zanken, wird bestimmt nichts passieren.“
    „Aber was soll ich denn dann auf setzen?“
    Oma betrachtete die Hutgalerie. „Vielleicht den Tirolerhut?“
    Rolf schüttelte energisch den Kopf.
    „Oder die Seglermütze?“
    Kopf schütteln.
    „Nimm den Feuerwehrhelm, der wird dich gut beschützen, sogar wenn es brennt. Und statt des Schwertes nimm die Wasserpistole.“
    Das war eine gute Idee, und bald darauf gingen sie Hand in Hand die Treppe hinab. Unten öffnete Oma die Tür zu Jans und Peters Zimmer. Jan saß auf einem Stuhl, hatte die Beine auf dem Tisch und las in einem Indianerbuch. Peter lag auf dem Fußboden und ließ kleine Rennautos über eine selbstgebastelte Autobahn sausen.
    „Kommt jetzt“, sagte Oma, „die Volpones erwarten uns um ein Uhr.“
    „Ich gehe nicht mit zu den Spaghettiessern, hab keine Zeit, muß Schularbeiten machen“, murmelte Jan.
    „Seit wann machst du am Sonntag Schularbeiten? Aber solchen erfreulichen Fleiß kann man ja nur loben, davon darf man dich nicht abhalten“, meinte Oma. „Und du, Peter?“
    Peter wurde rot: „Ich gehe auch nicht mit!“
    „Auch Schularbeiten?“
    Peter fing an zu stottern: „Nein, aber wenn Jan nicht geht, habe ich auch keine Lust — und dann kann ich die Spaghettileute nicht leiden. Und außerdem hat Jan gesagt, daß es im Fernsehen so ‘n spannenden Western gibt!“
    Jan stieß seinen Bruder mit dem Fuß an. „Kannst du denn deinen Mund nicht halten?“
    „Aber habt ihr denn gar keinen Hunger?“ fragte Oma.
    Jan meinte leichthin: „Mutter wird uns schon was zu essen machen.“
    „Mutter ist mit Vater in die Stadt gefahren.“ Oma nickte freundlich. „Na, dann auf Wiedersehn bis heute Nachmittag -und, Jan, überarbeite dich nicht.“

    Sie schloß die Tür hinter sich. Die Brüder sahen sich
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