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2:0 für Oma

2:0 für Oma

Titel: 2:0 für Oma
Autoren: Ilse Kleberger
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ihre Enkelkinder und Frieder und Karoline, die sich am Fuße des Hügels in der Nähe der Weiden zusammengerottet hatten, die Nonna wies auf die ihren und deren Freunde, die sich an der anderen Seite des Hügels in der Nähe der Baracken dicht aneinander drängten. Gespannt verfolgten die beiden Gruppen, die blonde und die dunkelhaarige, was oben auf der Bank geschah.
    Zuerst verlief das Gespräch friedlich, ein Kopfnicken hier, ein Lächeln dort, dann wurde es immer lebhafter. Oma schüttelte den Kopf, was die alte Italienerin veranlaßte, die Hände zu ringen. Oma legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter, aber die Nonna schüttelte sie ab und sprach nun immer aufgeregter. Oma erwiderte etwas, und die Italienerin fing jetzt an zu schreien. Omas Stimme wurde auch lauter. Die Kinder am Fuße des Hügels strengten ihre Ohren an, um zu verstehen, was oben gesprochen wurde, aber ein Wind war aufgekommen, der in den Bäumen rauschte und verhinderte, daß sie mehr als ein paar Gesprächsfetzen hörten.
    „Aber, meine Liebe...“ rief Oma, und „No, no, no, no…“ schrie die Nonna. „Das glaube ich einfach nicht!“ schmetterte Oma.
    „Die gibt’s der alten Schachtel ganz schön!“ sagte Jan befriedigt.
    Aus dem Kreise der Italienerkinder ertönten anfeuernde Rufe : „Nonna, Nonna!“
    Die beiden auf der Bank kümmerten sich nicht darum, was unten geschah. Sie sprachen immer heftiger aufeinander ein. Plötzlich griff Oma nach dem Regenschirm, der hinter ihr an der Bank lehnte, und hob ihn.
    „Jetzt wird sie ihr eins mit dem Schirm auf den Dutt geben, Klasse!“ rief Peter begeistert, aber zur großen Enttäuschung der Pieselang-Kinder ließ Oma den Schirm sinken und zeichnete damit im Sand. Jetzt redete nur noch die Nonna, laut und herrisch, und Oma sah still vor sich hin.
    „Sie läßt sich von ihr kl einkriegen!“ jammerte Brigitte.
    Wirklich sah es oben nicht mehr nach Kampf aus. Oma nickte ergeben, und sie und die Italienerin schüttelten sich die Hände. Unter dem Jubelgeschrei ihrer Enkel, die glaubten, die Nonna käme siegreich heim, schritt die Italienerin mit im Winde flatternden Röcken den Hügel hinab. Mächtig und triumphierend kam sie dahergerauscht. Oma blickte nach dem Himmel, an dem dunkle Gewitterwolken aufzogen, suchte Schirm und Handtasche zusammen und gesellte sich zu ihren Enkeln. „Wir müssen schnell heimfahren, damit wir nicht ins Gewitter kommen!“
    Sie hob Rolf auf den Gepäckträger ihres Fahrrades, hängte Schirm und Handtasche an die Lenkstange und fuhr davon. Schweigend folgten ihr die Kinder unter den Klängen eines Wiener Walzers aus Frieders Radio. Unterwegs radelte Jan an Omas Seite. „Sag mal“, fragte er mürrisch, „hast du dich von der alten Schlampe breitschlagen lassen?!“
    „Das ist keine alte Schlampe, sondern eine sehr kluge Frau“, sagte Oma tadelnd.
    „Findest du sie klug, weil sie dir eingeredet hat, daß wir schuld wären?“
    Oma sah ihn erstaunt an. „Aber wir haben doch über etwas viel Wichtigeres geredet. Über euch waren wir sofort einer Meinung, nämlich, daß ihr ziemlich dumm seid, euch gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, anstatt miteinander zu spielen. Verschiedener Meinung waren wir über etwas ganz anderes, nämlich über ein Pizzarezept. Ich glaubte, es ginge auch ohne Knoblauch, aber die Nonna meinte, Knoblauch gehöre unbedingt dazu. Ich hab mich von ihr überzeugen lassen. Schließlich muß sie es ja besser wissen, weil es ihr Nationalgericht ist.“
    Jan brauste auf. „Die Italiener sind unsere Feinde, und du redest mit ihr übers Kochen!“
    Oma stemmte sich gegen den stärker werdenden Wind und radelte eine Weile schweigend. Als sie in den Windschatten der ersten Häuser des Dorfes kamen, holte sie Luft und sagte:
    „Kochen ist etwas sehr Wichtiges. Wenn die Politiker der Welt mehr überlegen würden, wie sie die Menschheit satt bekämen, statt sich die Köpfe darüber zu zerbrechen, was für neue Waffen sie noch anschaffen müßten, gäbe es mehr zufriedene Menschen und weniger Kriege.“
    Jan brummte ärgerlich vor sich hin, aber vom Gepäckträger her piepste Rolfs Stimmchen: „Ich will aber nicht mit den Italienern spielen, die sind mir viel zu blöde. Die können ja noch nicht mal richtig sprechen. Der Peppino sagt immer ,die Haus’ und ,der Kind’, dabei heißt es doch ,das Haus’ und ,das Kind’.“
    Oma drehte sich nach ihm um. „Ich glaube nicht, daß der Peppino blöde ist. Ich weiß zufällig, daß er ganz
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