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1971 - Rätselhaftes Sarkamanth

Titel: 1971 - Rätselhaftes Sarkamanth
Autoren: Unbekannt
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von uns zweifelte daran, dass es diesen Kurs auch weiterhin verfolgen würde.
     
    2.
     
    Mit Ayvin Dakore an der Spitze betrat eine Gruppe von fünf Spezialisten den Raum, den Parallelum zu seinem „Dom" erklärt hatte. Vor etwa fünfzig Zuhörern stand der selbsternannte Heilsverkünder auf einem Podest, um seinen Anhängern den einzig möglichen Ausweg aus der heraufziehenden Katastrophe zu erläutern. Von der Decke des Raumes sanken mit unbekannten Essenzen getränkte Nebelschwaden herab. Sie verbreiteten einen fremdartigen, jedoch nicht unangenehmen Geruch. Als der bärtige Guru Ayvin Dakore bemerkte, sanken die bis dahin hoch erhobenen Arme langsam nach unten. „Es reicht", sagte die Inspektorin mit lauter, klarer Stimme, die auch im letzten Winkel des Raumes noch zu verstehen war. Sie hatte helle blaue Augen und tiefschwarzes Haar, das sie sich im Nacken zu einem offenen Zopf zusammengebunden hatte. An ihren Ohrläppchen glitzerten edle Steine. „Die Veranstaltung ist beendet."
    „Jetzt?" rief der Mann, der sich früher Gorgin Han Huan genannt hatte. „Ausgerechnet jetzt, da das erste Anzeichen der Katastrophe unübersehbar ist?" Er schnippte mit den Fingern, und direkt neben ihm baute sich ein meterhoher Holo-Würfel auf. Dann folgten Bilder, die Ayvin Dakore vor einer halben Stunde in den Arbeitsräumen von Gia de Moleon gesehen hatte. Es schien, als wollte sich irgendetwas unter außerordentlich hohem energetischen Aufwand aus einer fremden Dimension in das bestehende Kontinuum schieben. Sie wusste, was folgen würde - eine mächtige Scheibe.
    Doch Parallelum verheimlichte seinen Anhängern diese Information. Er spielte die Aufzeichnung nicht bis zu ihrem Ende ab. Der Holo-Würfel verflüchtigte sich, bevor die Scheibe sichtbar wurde. „Es gibt Mächtige in Alashan, meine Freunde", wandte er sich an seine Zuhörer, „die behaupten, wir hätten noch eine Chance unter der Voraussetzung, dass es gelingt, zwei Korrago-Schlachtschiffe zu erbeuten und hierher zubringen. Aber das ist eine Lüge ..." Ayvin Dakore schickte ihre männlichen Begleiter vor. Die Agenten umringten den Guru, der daraufhin seinen Vortrag abbrach. Zugleich aber sprangen die Anhänger Parallel ums auf, begannen wütend zu schreien und griffen die Sicherheitskräfte an, um sie von dem Mann wegzuzerren, den sie kritiklos verehrten.
    Ayvin Dakore fragte nicht, woher Parallelum seine Informationen hatte und wie es ihm gelungen war, in den geschlossenen Informationszirkel de Moleons einzudringen. Sie wollte auch gar nicht wissen, wie er es geschafft hatte, ausgerechnet innerhalb des. TLD-Towers seinen Kult aufzubauen.
    Es gab wohl Menschen, die dem Guru halfen, obwohl sie wichtige Positionen einnahmen. Sie ließ eine Blendbombe hinter den tobenden Anhängern des Gurus explodieren, löste damit einen Schock bei den Fanatikern aus und beendete damit ihre Revolte. Mit einem Wink befahl sie ihren Helfern, Parallelum abzuführen. „Es steht jedem von euch frei, zu denken, zu fühlen und zu glauben, was immer er will!" rief sie der fanatisierten Menge danach zu. „Tatsache ist, dass wir alle eine Chance haben. Ich bin sicher, dass wir sie nutzen können."
    Sie war sich dessen bewusst, dass sie damit so gut wie nichts erreichte. Keiner der Anhänger Parallelums glaubte ihr. Sie hoffte nur, Zeit zu gewinnen und Selbstmorde zu verhindern. „Es gibt einen Ausweg aus der Katastrophe", betonte sie dennoch, „und es kann nicht mehr lange dauern, bis die Korrago-Raumschiffe hier sind und für den Flug zur Milchstraße umgebaut werden." Ayvin Dakore verließ den Raum, und dabei merkte sie, wie sie sich verkrampfte. Die Muskeln an Nacken und Schulter verspannten sich, und es schien, als verlöre sie die Kontrolle über ihre Beine.
    Immer stärkere 'Zweifel kamen sogar in ihr auf. Sie wusste, dass die ALVAREZ und die GOOD HOPE III schon überfällig waren, und plötzlich verstand sie die Männer, Frauen und Kinder, die mit Hilfe von Parallel um einen Ausweg suchten, und sei es nur einen, der ihnen die Angst nahm, einen, der sie ablenkte von der unausweichlichen Katastrophe. Die Versuchung, der Realität zu entfliehen und in einer Traumwelt vermeintliche Sicherheit zu suchen, war groß. Erst als sie auf den Gang hinausgetreten war und sich von dem Tempel des Gurus entfernte, als sie frische, sauerstoffreiche Luft einatmete und nicht mehr den duftenden Nebeln ausgesetzt war, gelang es der Agentin, diese Gedanken abzuschütteln und sich zu entspannen.
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