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1971 - Rätselhaftes Sarkamanth

Titel: 1971 - Rätselhaftes Sarkamanth
Autoren: Unbekannt
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kam mir niemand in die Quere, auf den ich hätte Rücksicht nehmen müssen. Als ich den zentralen Schacht mit den Expressliften erreichte, trat Tess Qumisha aus einer Tür. Ich blieb stehen, und sie kam zu mir. „Benjameen?" fragte sie und blickte mich verwundert an. „Was ist los?" Tess Qumisha sah aus, als habe man sie gerade eben aus dem Bett geworfen, in dem sie angekleidet geschlafen hatte. Ihre schwarzen Haare bildeten ein struppiges und unordentliches Durcheinander, als sei sie nur mal eben mit den gespreizten Fingern hindurchgefahren. Ihre Augenränder waren allerdings sorgfältig geschminkt und sahen so dunkel aus, dass sie übernächtigt wirkte. Vergeblich hatte ich ihr geraten, die dunkle Farbe einmal wegzulassen. Sie hatte nur eine Schnute gezogen und meinen Rat ansonsten ignoriert. „Das weiß die Telepathin nicht?" fragte ich und zog sie in die Kabine des Lifts. Gleich darauf schossen wir mit gewohnter Geschwindigkeit in die Höhe. Sie lächelte dünn. „Ich mache Fortschritte", antwortete sie, „aber ich bin noch lange nicht so weit, dass ich mühelos in deinen Gedanken blättern könnte. Außerdem weiß ich nicht, ob ich das überhaupt will. Bei dir könnte ich auf Verborgenes stoßen, was besser ganz weit unten in der Kiste geblieben wäre!"
    „Mir ist ganz und gar nicht zum Scherzen zumute, Tess", stellte ich klar und erläuterte mit wenigen Sätzen, was ich geträumt hatte. „Warum hält denn niemand diesen Parallelum auf?" rief sie erschrocken. „Er führt die Leute ins Verderben, und wir schauen nur zu? Das kann doch nicht wahr sein!" Die Liftkabine hielt, wir stürzten auf einen Gang hinaus und rannten auf einen Transmitter zu, der im Standby-Modus stand. Ich hoffte, dass wir noch genügend Zeit hatten. „Sofort aktivieren!" rief ich der Syntronik des Transmitters zu. „Ich bin TLD-Agent Benjameen von Jacinta.
    Sondereinsatz!"
    Die Syntronik erkannte mich und Tess sofort, der Transmitter aktivierte sich. Ich rief ihm die nötigen Angaben zu, und dann sprangen wir auch schon durch den Transmitterbogen. Als wir auf „der anderen Seite" herauskamen, erkannte ich sofort, dass mein Traum der Realität bereits vorausgeeilt war. Vanessa Sossek, gerade mal fünf Meter von uns entfernt, war noch nicht gesprungen, setzte gerade jetzt aber dazu an. Tess warf sich auf die Frau, packte sie und ihre Tochter Anja und riss sie zurück, so dass sie weder springen noch das kleine Mädchen hinauswerfen konnte.
    Ich sprang kopfüber in den Schacht, bemerkte, wie die Schwerkraft an mir riss, und aktivierte mein Gravo-Pak am Gürtel. Es ging rasant in die Tiefe, und ich wollte über die Risiken nicht einmal nachdenken. Etwa zehn Meter unter mir sah ich den Jungen, der verzweifelt mit Arme? und Beinen um sich schlug und mit angstvoll geweiteten Augen. zu mir hochblickte. Sein kleines Gesicht war totenbleich, und sein Mund stand weit offen, doch er brachte keinen einzigen Laut hervor.
    Gia de Moleon war ganz und gar nicht froh darüber, dass Stendal Navajo zu ihr kam. Seit Stunden stand sie unter Hochspannung, und in dieser Situation wäre sie lieber allein gewesen. Zudem musste sie bei dem Bürgermeister von Alashan immer damit rechnen, dass er mit einer unangenehmen Neuigkeit, einem unwillkommenen Vorschlag oder einer unangebrachten Forderung an sie herantrat. Noch hatte sie nicht vergessen, dass er den Machtanspruch über die Verteidigungskräfte Alashans und über die Raumschiffe erhoben hatte und welche Diskrepanzen sich ergeben hatten, als sie ihn abgelehnt und selbst das Kommando übernommen hatte.
    Entsprechend kühl fiel die Begrüßung aus. Sie beschränkte sich auf kaum mehr als eine Höflichkeitsfloskel. Stendal Navajo tat, als bemerke er es nicht. „Schon Nachrichten von der GOOD HOPE III und der ALVAREZ?" fragte er. Sie blickte ihn unwillig an. Der Bürgermeister der Nation Alashan war ein hochgewachsener, schlanker Mann mit einem hageren, beinahe asketischen Gesicht, in dem die dichten Augenbrauen und die vorspringende, gebogene Nase auffielen. Er trug eine dunkle, frackähnliche Jacke, dunkle Hosen aus grobem Leinen und einen schwarzen Zylinder, der ihn wie ein Wesen aus einer längst vergangenen Zeit aussehen ließ. „Glaubst du wirklich, ich hätte dich nicht augenblicklich unterrichtet, wenn es so wäre?" gab sie zurück. Gelassen blickte er auf die Holo-Sternenkarte der beiden auseinanderdriftenden Galaxien DaGlausch und Salmenghest. Zwischen ihnen befand sich der sogenannte Kessel, ein
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