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1966 - Der Schattenbruder

Titel: 1966 - Der Schattenbruder
Autoren: Unbekannt
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Molekülverbände in Atome zerlegten. Ihre innovativste Waffe war jedoch das Tryxok-Geschütz. Damit konnten sie Schutzschirme knacken, die auf dem Halbraum-Prinzip basierten - etwa wie die Brudervölker von Chearth sie verwendeten -, nicht aber die Paratronschirme der Galaktiker. Dazu war schon ein Punktbeschuss mit gewaltiger Feuerkraft nötig.
    Auch ihre Styg-Schirme - die von den Algioten verwendete Abkürzung für Sera Tryx atror-Geme, „Komprimiertes Viereinhalb-Feld" - konnten zwar mehrfach gestaffelt sein, ließen sich aber höchstens mit den galaktischen HÜ -Schirmen vergleichen. Sie hatten daher den Mega-Transformkanonen, Desintegratorgeschützen, Thermoblastern und sonstigen Waffen der GILGAMESCH-Module kaum etwas entgegenzusetzen. Der Spuk war in Sekundenschnelle vorbei. Als die Module zu feuern begannen, drehten die Knotenschiffe ab, bevor sie ernsthaft beschädigt werden konnten.
    Dieses Spielchen war hinlänglich bekannt. Kurze Attacken, Nadelstiche, um den Feind zu stören und zu verunsichern, doch keine große Schlacht mehr. Aber irgendwann würde die Taktik aufgehen. Die Algiotischen Wanderer waren mit einer Armada von zweihunderttausend Raumschiffen in Chearth eingefallen. Irgendwann würde die bloße Masse den Ausschlag geben. Die Verbände der Alliierten verzichteten auf eine Verfolgung. Sie wäre kaum sinnvoll gewesen. .Es war an der Zeit, die grundsätzliche Strategie zu Überdenken.
     
    2.
     
    Mhogena
    1168 NGZ: Schattenbruder
     
    Der Totling stank. Es war ein ganz eigentümlicher Geruch und gleichzeitig die erste Wahrnehmung, an die Mhogena sich erinnern konnte, obwohl das eigentlich so gut wie unmöglich war. Die Ausdünstung war einerseits völlig natürlich, organisch, andererseits aber - auf eine Weise, die der Gharrer sich erst viel später erklären konnte auch absolut fremdartig. Der Natur entsprechend war der Gestank insofern, als man ihn sofort erkannte, auch wenn man ihn noch nie Zuvor gerochen hatte. Es musste sich um eine genetisch verankerte Erinnerung handeln. Auch wer noch nie persönlich mit Tod oder Verwesung in Berührung gekommen war, wusste sofort, worum es sich handelte, wenn er ihn zum erstenmal wahrnahm.
    Nämlich um den ganz eigentümlichen, unbeschreiblichen Geruch des Zerfalls. Man nahm ihn wahr, und unwillkürlich wurde einem schlecht, und man musste husten, würgen, sich übergeben. Er war irgendwie süßlich, aber auf eine überaus widerwärtige Weise, drang sofort bis ins Innerste des Körpers und Geistes ein und überlagerte mit einer Macht der man einfach nichts entgegensetzen konnte, alle anderen Wahrnehmungen. Fremdartig war der Geruch, weil er den Gharrern normalerweise so gut, wie unbekannt war. Den Umgang mit den Toten hatten sie seit Jahrzehntausenden jenem minimalen Prozentsatz der Bevölkerung überlassen, der sich dazu berufen fühlte.
    Diese Auserwählten mochten die Ausdünstung, die ihnen irgendwann vertraut geworden war, unter Umständen genetisch an ihre Nachkommen weitergegeben haben. So weit Mhogena später auch zurückforschte, als er das Geheimnis dieser Erinnerung zu ergründen versuchte, er fand unter seinen direkten Vorfahren keinen einzigen, der solch einen Beruf ausgeübt hatte. Nein, irgendwo ganz tief in Mhogenas Geist musste ein Sinneseindruck jener Wasserstoffatmer gespeichert sein, die sich schließlich, im Verlauf eines Jahrmillionen währenden Prozesses, zu den reinen Logikern entwickelt hatten, von denen die Gharrer abstammten.
    Eine Erinnerung aus jener Zeit, die so lange zurücklag, dass sie - zumindest im Bewusstsein der heutigen Wesen, die diese Artbezeichnung trugen - wohl, nie existiert hatte. Eine genetisch verankerte Information aus jener unendlichfernen Vergangenheit, in der ihre Vorfahren noch keine kalten Logiker gewesen waren, sondern kaum mehr als Tiere, deren Gefühle und Instinkte ihr Überleben gesichert hatten. Regungen, die die Evolution schließlich ausgemerzt hatte, weil die reine Logik am besten geeignet zu sein schien, das Überleben dieser Spezies zu sichern.
    Unmöglich schließlich war diese Wahrnehmung in zweierlei Hinsicht, wenngleich sie für Mhogena so real war wie die Invasion der Algiotischen Wanderer, mit der er sich als Fünfter Bote Thoregons auseinandersetzen musste. Einerseits gab es keine Erklärung dafür, dass er sich an den Gestank des Totlings erinnern konnte, weil er ihn zu einem Zeitpunkt wahrgenommen hatte, an dem er - nach Einschätzung aller Mediker, Psychologen und Physiker der
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